"Keine neuen Autobahnen" und "Rettet den Reichswald" steht auf Protest-Schildern.
Bildrechte: BR/ Nicolas Eberlein

"Rettet den Reichswald" lautet einmal mehr der Slogan von Naturschützern in Nürnberg. Sie protestierten friedlich gegen die Ausbau der A9.

Per Mail sharen
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Reichswald-Rodung für A9-Ausbau: Protest formiert sich

Der Lorenzer Reichswald bei Nürnberg ist Bannwald und Vogelschutzgebiet. Dennoch gibt es immer wieder Bebauungsplanungen. Erst im vergangenen Jahr für ein ICE-Werk, nun für einen Ausbau der A9. Dagegen formiert sich nun Widerstand.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Rauschen - in dem Waldstück bei Nürnberg-Fischbach ist das ohne Unterbrechung zu hören. Unweit der Autobahn A9 haben sich am Sonntagvormittag etwa 100 Menschen mit fast so vielen Fahrrädern versammelt, um mit einer Kundgebung und einer friedlichen Protestradtour gegen den achtspurigen Ausbau der Fernstraße zu demonstrieren. Sollte es dazu kommen, würde nicht nur das Rauschen lauter. Es müssten auch rund 22 Hektar Bannwald dafür weichen, so die Protestierenden und die Mitglieder des Bund Naturschutz, die zum Protest aufgerufen hatten.

Planungen trotz mangelnder Finanzen?

Zwischen den Autobahnkreuzen Nürnberg und Nürnberg-Ost soll die Fahrbahn auf vier Spuren in beide Richtungen ausgebaut werden. Laut Bund Naturschutz steht das Vorhaben im Bundesverkehrswegeplan aber nur im "'weiteren Bedarf". Tom Konopka, der Regionalreferent für Mittelfranken im Bund Naturschutz, erklärt im Gespräch mit BR24, dass solche Vorhaben derzeit eigentlich nicht finanzierbar seien. "Trotzdem wird jetzt ein Planfeststellungsverfahren begonnen und wir müssen protestieren dagegen, denn wenn erstmal der Plan festgestellt ist, dann wird irgendwann auch gebaut", so der Naturschützer.

"Klimaanlage" der Metropolregion

Der Reichwald sei die wichtigste Klimaanlage der Städte Nürnberg, Fürth, Erlangen und Schwabach.

"Es ist der CO2-Speicher par excellence, den wir in Zeiten der Klimakrise brauchen." Tom Konopka, Regionalreferent für Mittelfranken beim Bund Naturschutz

Zwar solle für die gerodeten 22 Hektar Wald eine Ersatzaufforstung erfolgen. Doch das sei nicht das gleiche wie ein alter Wald, bemängelt Konopka. Es brauche mindestens 80 bis 100 Jahre, bis der aufgeforstete Wald von vergleichbarer Qualität sei, wie der seit Jahrhunderten gewachsene Wald. Zum einen bedeute die Rodung den Verlust des wichtigen CO2-Speichers, zum anderen aber auch einen Lebensraumverlust für viele Tiere. So ist laut Tom Konopka für Spechte nach dieser Zeit "noch lange nichts da".

Dauerbaustelle Reichswald

Der Reichswald bei Nürnberg wird somit erneut zum Ort des Protests für den BUND und viele weitere Naturschützer – quasi eine Dauerbaustelle, im buchstäblichen Sinn für die einen, im übertragenen für die anderen. Denn erst im vergangenen Jahr waren mehrere Bereiche des Lorenzer Reichswalds im Gespräch als Standort für den Neubau eines ICE-Instandhaltungswerks. Favorit war lange Zeit ein Gelände am Bahnhof in Fischbach – nicht weit von der Stelle entfernt, um die es jetzt wieder geht.

Für Tom Konopka schwer verständlich. "Der Reichwald steht unter dem höchsten Schutz, den wir haben können", erklärt der Naturschützer. Zum einen als Bannwald, das ist die höchste Kategorie nach dem Waldgesetz und zum anderen als europäisches Vogelschutzgebiet. "Trotzdem sind wir jedes Jahr konfrontiert mit weiteren Planungen, die den Reichswald anknabbern sollen. Deswegen ist es so wichtig und so gut, dass wir die Bürgerbewegung für den Reichswald haben, die seit über 50 Jahren dafür sorgt, dass sofort Proteste entstehen, wenn weitere 'Knabbereien' am Reichswald passieren sollen".

Mit anderen Worten: Den Naturschützern scheint die Arbeit im Nürnberger Reichswald nicht auszugehen.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!