Dieses Jahr soll es sein: Die Starkbierprobe und das traditionelle Singspiel auf dem Nockherberg finden wieder in ihrer traditionellen Form statt – nach Jahren der corona-bedingten Pause und der Absage wegen des Beginns des Ukraine-Kriegs 2022.
Neues Söder-Double auf dem Nockherberg
Er habe großen Respekt davor einen Politiker zu spielen, der direkt vor ihm im Publikum sitze, sagt Thomas Unger. Er wird heuer zum ersten Mal den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder auf der Nockherberg-Bühne doubeln – das Geheimnis um die Besetzung seiner Rolle war erst Mitte der vergangenen Woche gelüftet worden. Zuvor hatte Stephan Zinner 15 Jahre lang Söder im Singspiel verkörpert, sich jedoch 2021 dazu entschieden, sein Engagement zu beenden.
Stattdessen "schleicht" sich der bayerische Ministerpräsident nun in Ungers Leben – oder zumindest dessen Dialekt. "Ich möchte mich gleich zu Beginn bei allen Naturfranken entschuldigen, für die kulturelle Aneignung," scherzt Unger.
Merz, Habeck und Lindner feiern "Premiere"
Unger ist aber nicht der einzige Neuling auf dem Nockherberg. Mit dabei ist erstmals auch die Rolle von Söders Co-Part in der Union: des CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz, der von David Zimmerschied gedoubelt wird. Ihn kennt man unter anderem aus dem Dreiteiler "Unsere Mütter, unsere Väter", dem "Tatort" oder aus "Tannbach".
Besonders schwierig an seiner jetzigen Rolle sei Merz Stimme, sagt Zimmerschied. Da sei er immer noch "auf der Suche". Das Singspiel an sich habe ihm aber schon immer viel Freude gemacht, meint der Schauspieler: "Ich finde es ist eine tolle Prämisse, dass es auf der Bühne Leute gibt, die kritisch mit dem umgehen, was die Leute vor der Bühne machen." Und die hätten oft auch die Größe, sich hinzusetzen, sich das Kabarett anzusehen und vielleicht darüber lachen zu können. "Also ich finde diese Verabredung ist sehr sehr toll. Es ist so wie die Goldene Himbeere," sagt Zimmerschied.
Limpinsel: Musste Habecks Hundeblick erst lernen
Weil man eine sehr konkrete Figur spiele, sei die Herausforderung aber die Überprüfbarkeit, meint Thomas Limpinsel. "Während man als Hamlet natürlich nicht überprüfbar ist." Limpinsel feiert heuer in der Rolle des grünen Bundeswirtschaftsministers Robert Habeck beim Singspiel Premiere, den er schon 2020 zum ersten Mal gespielt hätte, wäre das Event nicht pandemiebedingt abgesagt worden.
Er habe erst lernen müssen, sich in den habeckschen "Hundeblick" hineinzuversetzen, sagt der Schauspieler – was auch sofort Rückwirkung auf die Körperhaltung, die Stimme und das Dasein habe: "Es ist also eine ganzheitliche Arbeit". Hauptsächlich empfinde er es aber als "Ritterschlag" beim Nockherberg dabei sein zu dürfen, so Limpinsel, der in Filmen wie "der Fall Collini" und "der Untergang" oder in Serien wie "der Lehrer" oder "Schnell ermittelt" dabei war. Trotz dieser Erfahrungen habe er vor allem im Vorfeld aber immer noch Lampenfieber, sagt er. Auf der Bühne sei das jedoch schnell vergessen.
"Konturlosigkeit" als besondere Herausforderung
In die Rolle des FDP-Vorsitzenden und Bundesfinanzministers Christian Lindner schlüpft Christian Pfeil – ein weiteres neues Gesicht auf dem Nockherberg. Bisher fiel er durch Filme wie "Wer küsst schon einen Leguan", "SOKO Leipzig" und "Die defekte Katze" auf. Pfeil betreibt außerdem zahlreiche Kinos, in München, etwa den Rio-Filmpalast oder das Monopol und ist Gesellschafter der Arena Filmtheater BetriebsGmbH.
Über Lindner sagt er: "Dieser Mensch ist so 100 Prozent Politiker, diese vielen geborgten Gesten haben großes humoriges Potenzial. Der macht immer Dinge, die mit seinem Körper eigentlich nichts zu tun haben und die durchaus auch etwas anderes sein können, als das, was er denkt." Etwa, wenn Lindner beim Reden mit den Händen die Luft "zerhacke".
Der Charme seiner Rolle stecke in Lindners Konturlosigkeit, meint Pfeil. Das sei die eigentliche Herausforderung für ihn als Schauspieler. Und es sei das, was ihm besonders viel Spaß an der Rolle mache. "Ich kann mich nicht auf einen Dialekt zurückziehen oder auf ein Bein, was ich nachziehe, oder ein hängendes Auge. Es gibt kaum jemanden der so nullachtfünfzehn aussieht wie ´mein Vorbild` und ich." Dass Lindner sich dann trotzdem so wichtig nehme, mache Spaß. Auch falle ihm selten auf, dass der Politiker wirklich Humor habe. "Und Leute die besonders wenig Humor haben, sind besonders lustig."
Wer aus der "Stammbesetzung" wieder dabei ist
Neben den drei Neuen aus der "Bundespolitik", sind auch Schauspielerinnen der "Stammbesetzung" wieder mit dabei. Etwa Antonia von Romatowski und Sina Reiss - letztere erneut in der Rolle der bayerischen Grünen-Fraktionsvorsitzenden, Katharina Schulze.
Nikola Norgauer, die bisher als Andrea Nahles, Natascha Kohnen oder Ursula von der Leyen auf der Nockherberg-Bühne stand, soll in diesem Jahr eine noch unbekannte Rolle übernehmen. Welche es ist, bleibt vorerst aber noch geheim - ebenso wie die Figur, die Roland Schreglmann, der neu zur Schauspiel-Crew des Singspiels gestoßen ist, verkörpern wird. Bereits mit zehn Jahren feierte er im Film "Die Ehrabschneider" sein Film-Debüt und war anschließend in "Beste Zeit", "1864" oder "Die Wolke" zu sehen. Seine bekannteste Rolle war aber die des Moritz Goldhammer in der BR-Serie "Hindafing".
Murr: Man muss sich als "Aiwanger" nicht bremsen
Der Rekordhalter unter den Nockherberg-Darstellern ist jedoch Stefan Murr: Er war bereits als Florian Pronold, Alexander Dobrindt, Karl-Theodor zu Guttenberg, und Andreas Scheuer zu sehen. Er selbst hat im Zusammenhang mit seinen Rollen bereits vom "Murr-Fluch" gesprochen: Viele Charaktere, die er bisher doubelte, seien Karrieristen gewesen, bei denen die Gefahr zum Scheitern von Anfang an groß war.
Zum zweiten Mal spielt er bereits Bayerns Wirtschaftsminister und Freie Wähler-Chef Hubert Aiwanger. Langweilig werde das nicht, sagt Murr. Er möge die Figur gerne. Man könne sich dabei mehr oder weniger freien Lauf lassen und müsse sich nicht "bremsen". "Selbst wenn er theoretisch nackt über die Bühne rennen würde, könnte man sich vorstellen, dass er das auch täte, wenn es die Situation verlangt."
Nockherberg als Spiegel, der vorgehalten wird
Dadurch, dass er schon so lange auf dem Nockherberg als Schauspieler dabei sei und jetzt viele neue Kolleginnen und Kollegen dazukamen, gebe es ihm das Gefühl ein "Routinier" zu sein, sagt Murr. Das beruhige ihn etwas - auch wenn die letzten Tage, bei denen man auf der Bühne probe, aufwühlender seien.
Nach drei Jahren freue er sich aber "total", dass es wieder losgehe, meint Murr. "Ich finde es ist ein total wichtiges Event und es ist wichtig, dass es wieder stattfindet – wichtiger denn je ehrlich gesagt." Mit Humor auf Politik und generell mit Humor auf Dinge zu schauen und auch nicht alles "so bierernst zu nehmen". "Dass man einfach mal sagt, ja Leute, es ist schlimm momentan, aber jetzt halt ma halt irgendwie zam." Und das könne vielleicht die Möglichkeit sein, dass der Nockherberg so ein kleiner Spiegel ist, der da vorgehalten werde.
BR überträgt Starkbierprobe live
Neben Kabarett und Satire, ist die Starkbierprobe ein wichtiges Element auf dem Nockherberg – sie geht auf einen Brauch aus dem 18. Jahrhundert zurück. Die Starkbierprobe findet jedes Jahr während der Fastenzeit statt und ist der Beginn des Starkbierfests. Die Fastenrede und das Singspiel auf dem Nockherberg werden am 3. März live ab 19 Uhr vom BR Fernsehen übertragen und in der ARD Mediathek gestreamt.
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