Symbolbild Gleisbauarbeiten
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Gleisbauarbeiten: So wird es ab 2026 auf einigen Hauptstrecken in Bayern aussehen, die dann jeweils für fünf bis sechs Monate gesperrt sind.

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Sanierung bei der Bahn: Diese Strecken sind in Bayern betroffen

Eines der wichtigsten Bauvorhaben der Bahn hat begonnen: die Generalsanierung des Schienennetzes. In Bayern werden sieben Hauptstrecken ab 2026 nach und nach gesperrt sein. Bereits jetzt gibt es Zweifel, ob Ausweichstrecken und Zeitplan aufgehen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Die Ziele sind ambitioniert: Deutschlandweit sollen laut Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) rund 4.000 Streckenkilometer auf rund 40 Abschnitten komplett erneuert werden. Mit dem neuen Konzept werde "der jahrzehntelange Sanierungsstau im Schnelldurchgang aufgearbeitet", erklärte Wissing am Montag in Frankfurt am Main, wo er mit der Riedbahn den Startschuss für die Generalsanierung des Schienennetzes gegeben hat.

Mehr als 700 Bahnkilometer werden in Bayern erneuert

Die Deutsche Bahn will in den kommenden Jahren 41 viel befahrene Strecken grundsanieren, den Anfang macht sie mit einer 74 Kilometer langen Strecke zwischen Frankfurt am Main und Mannheim.

In Bayern starten die Sanierungen im ersten Halbjahr 2026 mit der Strecke Nürnberg - Regensburg, dann folgt Regensburg/Obertraubling - Passau. Insgesamt sieben Strecken will die Bahn in Bayern sanieren. Mehr als 700 Bahnkilometer sollen in Bayern generalsaniert werden, damit nach 2030 die Züge auf sieben wichtigen Fernverkehrsstrecken im Freistaat nahezu reibungslos fahren können.

Die Hauptstrecke München - Rosenheim - Salzburg ist in zwei Bauabschnitten für 2027 vorgesehen, die störungsanfällige Strecke Würzburg - Nürnberg für 2028. Der längste Sanierungsabschnitt Würzburg - Ansbach - Treuchtlingen ist für 2030 geplant. Als letzte folgt im zweiten Halbjahr 2030 die Strecke Augsburg - Ulm (siehe Grafik weiter unten). Innerhalb von fünf bis sechs Monaten sollen die jeweiligen Teilstrecken von 55 bis 170 Kilometern fertiggestellt sein.

Umleitung für Fernverkehr, Ersatzbusse für Nahverkehr

Auch Bahnhöfe, Brücken und Bahnübergänge werden, so die Planung, in den jeweiligen Sperrzeiträumen saniert. Für den Nahverkehr – also die Verbindungen entlang der Sanierungsstrecke – will die Bahn einen "Hochleistungsersatzverkehr mit Bussen" auf der Straße anbieten, wie sie im Frühjahr auf einer Pressekonferenz in München mitteilte. Züge des Personenfernverkehrs und des Güterverkehrs werden teilweise sehr weiträumig umgeleitet, was zu deutlichen Verspätungen führt.

Ziel ist es laut Bahn, "die Infrastruktur innerhalb eines möglichst kurzen Zeitraums komplett zu erneuern. Dazu gehören Schwellen und Schotter, Gleise und Weichen, Signale und Stellwerke ebenso wie die Bahnhöfe. Das bedeutet: Die Strecke wird einmal gesperrt, statt wie bisher viele kleinere Einzelarbeiten zu realisieren".

Gesamtkosten der Sanierung noch unklar

Die Gesamtkosten der Sanierung stehen allerdings noch nicht fest – ebenso wenig, wie viel davon der Bund übernehmen wird. Bahnexperten sehen dadurch den Zeitplan gefährdet. "Das ist für die Bauindustrie verheerend, wenn sie nicht weiß, ob das Geld wirklich fließt, ob die Projekte wirklich kommen", sagt der Berliner Professor Christian Böttger von der Hochschule Technik und Wirtschaft. Die Baubranche könne dann beispielsweise nicht in Maschinen investieren, keine Mitarbeiter aufbauen. "Und deswegen brauchen wir einen stabilen Finanzplan", so der Bahnexperte.

Die Finanzierung sei gesichert, betonte der DB-Bevollmächtigte für Bayern, Klaus-Dieter Josel, auf einer früheren Pressekonferenz der Bahn im April in München. Sanierungsarbeiten im Bestandsnetz gingen vor Ausbau und Neubau, deshalb sei der Finanzbedarf für die Sanierung trotz Kürzung des bundesweiten Fördervolumens von 40 auf 27 Milliarden Euro gesichert.

Bahn AG will viele Details noch klären

Ebenso gab sich Josel zuversichtlich, die Zeitpläne für die Teilstrecken einhalten zu können. Er betonte gegenüber dem BR im April aber auch, dass das Projekt "herausfordernd" sei, "weil wir hier alle Gewerke betrachten, von der Oberleitung, Oberbau, auch die Bahnhöfe. Und das alles übereinander zu bringen in dieser kurzen Phase: Das ist eine logistische Herausforderung und natürlich auch für die Branche."

Die Zeitpläne seien abgestimmt: mit Bahnindustrie, Baufirmen und den ausländischen Bahnen im grenzüberschreitenden Verkehr, etwa mit Tschechien und Österreich sowie Italien. Die Bahnverantwortlichen hatten allerdings auf der Pressekonferenz im Frühjahr in München darauf verwiesen, dass viele Details noch geklärt werden müssen in den nächsten Monaten – gerade auch die Ersatz- und Umleitungskonzepte.

Bahn will jahrelangen Verfall stoppen

Ziel des milliardenschweren Programms ist, wie Bayerns Bahnchef Josel im Frühjahr ausdrücklich betonte, nicht die Beschleunigung und Ausweitung des Bahnverkehrs mit mehr Zügen und besseren Takten. Vielmehr soll das bestehende Netz zuverlässiger werden, robuster, widerstandsfähiger. Der jahrelange Verfall der Infrastruktur der Bahn soll so zunächst einmal auf den viel befahrenen Hauptkorridoren gestoppt werden.

Grafik: Diese Bahnstrecken in Bayern will die Bahn ab 2026 sanieren

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Sanierungspläne im bayerischen Haupt-Schienennetz bis 2030

"Pro Bahn" zweifelt an Ausweichstrecken

Detailpläne über die Umleitungsstrecken will die Bahn in den Sommermonaten ausarbeiten. So ist laut Josel geplant, für die wichtige Ausweichstrecke München - Salzburg über Mühldorf fünf Stellwerke zu erneuern und Langsamfahrstellen zu beseitigen, bevor zwischen München und Rosenheim komplett gesperrt wird.

Ob das rechtzeitig gelingt, bezweifelt Lukas Iffländer, der Vorsitzende des Fahrgastverbands Pro Bahn in Bayern. Auch von Nürnberg nach Regensburg sei die Ausweichstrecke über Amberg/Schwandorf mit einem "extrem fehleranfälligen Stellwerk" ausgestattet, das vorher nicht saniert werde. Er befürchtet daher gerade beim Güterverkehr eine Verlagerung auf die Straße. Die Sanierung an sich wird von Pro Bahn begrüßt.

Kritik am engen Zeitplan

Iffländer kritisiert aber auch die engen Zeitpläne der Bahn, da bundesweit nahezu gleichzeitig wichtige Korridore saniert werden sollen. Das schaffe die Bauindustrie nicht. "Sie hat die Ressourcen nicht für die Sanierungen, so wie sie die Deutsche Bahn plant. Und dadurch wird es extrem schwierig", so der bayerische ProBahn-Vorsitzende zum BR. Das Personal bestehe häufig aus von vielen umworbenen Wanderarbeitern. "Wir sind wirklich bei den ganzen Baukapazitäten am Limit."

Iffländer befürchtet, dass die Bahn mit dem sehr begrüßenswerten Sanierungsprojekt "eigentlich nur noch scheitern kann, weil es eben nicht in der Qualität schaffbar ist, wie es verkauft wird. Und wenn man lieber (...) einen Gang runterschalten würde, dann würde das auch wahrscheinlich zuverlässig funktionieren".

Dieser Artikel ist erstmals am 8. April 2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel aktualisiert und erneut publiziert.

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