Vor dem Landgericht Schweinfurt hat am Montag ein Mordprozess begonnen, der jahrzehntelang nicht geklärt werden konnte. Vor Gericht steht ein 70-jähriger Mann, der vor bald 47 Jahren die 18-jährige Cornelia Hümpfer ermordet haben soll. Für den Prozess sind sechs Verhandlungstage angesetzt. Am ersten Prozesstag sind bereits zehn Zeugen geladen. Der Angeklagte schwieg heute vor Gericht und machte von seinem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch. Während der Staatsanwalt die Anklageschrift verlas, schüttelte der großgewachsene Mann mit kurzen grauen Haaren immer wieder mit dem Kopf.
Der ehemalige US-Soldat aus Nebraska war im Juni 2024 von den amerikanischen Behörden nach Deutschland ausgeliefert worden und sitzt seitdem hier in Untersuchungshaft. Zum Tatzeitpunkt war er laut Anklage 24 Jahre alt, verheiratet, Vater eines Sohnes und bei der US-Armee in Schweinfurt stationiert. Schon unmittelbar nach dem Mord geriet er als möglicher Täter in den Fokus von Ermittlern, er konnte aber nicht überführt werden.
14 Messerstiche gegen die schwangere junge Frau
Die 18-jährige Studentin Cornelia Hümpfer war laut Anklage am 20. April 1978 durch 14 Messerstiche in den Oberkörper ermordet worden und später nahe einer Straße zwischen Unterspiesheim und Kolitzheim im Landkreis Schweinfurt tot aufgefunden worden.
Laut Staatsanwaltschaft hatte der Angeklagte sein Opfer zunächst in Dittelbrunn bei Schweinfurt mit seinem Auto abgeholt. Hier soll Cornelia Hümpfer dem heute 70-Jährigen gesagt haben, dass sie von ihm schwanger sei. Das und ihr Verhältnis zu ihm habe sie seiner Frau mitteilen wollen. Auf einem Feldweg zwischen Unterspiesheim und Kolitzheim soll der Mann dann unter anderem ins Herz seines Opfers gestochen haben.
Tatverdächtiger schon damals unter Verdacht
Bei einer Überprüfung des "Cold Case" fand das bayerische Landeskriminalamt durch neue Methoden der Kriminaltechnik DNA-Spuren des Tatverdächtigen an tatrelevanten Kleidungsstücken des Opfers. Bis dahin vergingen aber Jahrzehnte.
Schon bei den ersten Ermittlungen führten zwar Reifenspuren und ein Zeugenhinweis zum jetzt Beschuldigten, aber seine Frau gab ihm ein Alibi. 1995 dann schrieb seine Ex-Frau den amerikanischen Militärbehörden, ihr Ex-Mann habe ihr erzählt, in Deutschland eine Frau getötet zu haben.
Alte DNA-Spur führte zum mutmaßlichen Täter
Nun dauerte es aber immer noch bis zum November 2020, bis die Ermittler eine mit modernen Methoden verwertbare Blutprobe des Tatverdächtigen bekamen. Die ergab dann einen Treffer mit Blutspuren des Opfers vom Tatort.
Bis zur Verhaftung des mutmaßlichen Mörders vergingen jedoch noch weitere drei Jahre, weil er sich mit Rechtsmitteln dagegen gewehrt hatte. Nun droht dem US-Amerikaner eine lebenslange Haftstrafe, bislang bestreitet er die Tat.
Zum Video: "Cold Case - Mord verjährt nicht" von Kontrovers - Die Story (07.02.2024)
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