Janis McDavid (rechts) mit BVS Landestrainer Para Schwimmen Christian Balaun (links) im Nürnberger Südstadtbad.
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Janis McDavid (rechts) mit BVS Landestrainer Para Schwimmen Christian Balaun (links) im Nürnberger Südstadtbad.

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Schwimmen ohne Arme und Beine: Janis McDavid hat eine Botschaft

Janis McDavid wurde ohne Arme und Beine geboren. Herausforderungen nimmt er stets an. Durch die "Stiftung Deutschland Schwimmt" in Burgthann traut sich der 33-Jährige neuerdings ins Wasser. Dadurch hat er eine neue Leidenschaft und eine Botschaft.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

Noch vor Kurzem ist es für Janis McDavid unvorstellbar gewesen, kopfüber in ein Schwimmbecken zu springen und eine Bahn nach der anderen zu schwimmen. Es sei völlig absurd, dass er sich das jetzt traue, sagt er und freut sich gleichzeitig über diese neu gewonnene Freiheit im Wasser. "Nie zuvor habe ich aus eigener Kraft eine so lange Strecke zurückgelegen können", sagt er. Mit seinen beiden Beinstümpfen drückt er sich im Nürnberger Langwasserbad vom Beckenrand ab und bewegt sich mit Hilfe seines Arm-Ansatzes und einer wellenförmigen Bewegung seines Rumpfes selbständig vorwärts. Es ist für ihn zu einem Sport geworden, bei dem sein ganzer Körper gefordert ist.

Ängste überwinden und Grenzen verschieben

Als Kind hat der 33-Jährige mehrmals beängstigende Situationen im Wasser erlebt und danach das Schwimmen eigentlich abgehakt. Doch im April fand er behutsame Trainer bei der "Stiftung Deutschland schwimmt“ mit Sitz in Burgthann im Nürnberger Land. Und das hat ihm eine neue Welt eröffnet: "Ich bin begeistert und voll motiviert, das Schwimmtraining weiter voranzutreiben", erzählt Janis McDavid.

Deshalb trifft er sich im Nürnberger Südstadtbad zu einem ersten Coaching mit BVS Bayern Landestrainer Christian Balaun am Landesstützpunkt Para Schwimmen. Vom Beckenrand gibt der erfahrene Trainer, der Schwimmerinnen und Schwimmer mit Handicap für nationale und internationale Wettbewerbe fit macht, hilfreiche Tipps für eine optimale Wasserlage, guten Vortrieb, Atemtechnik und mehr.

Mutmacher für andere

Bei Janis sieht der Landestrainer Potential für mehr. Denn in seiner neu gewonnenen Sportart setze er die Anweisungen gut um und beweise große mentale Stärke. "Wenn Janis sein Training beibehält und mit Trainer intensiviert, kommt er sicher zu einem sehr guten Ergebnis", sagt Christian Balaun. Das hört Janis McDavid gern. Denn er hat sich bereits ein erstes großes Ziel gesteckt. Er will den Starnberger See schwimmend durchqueren. Denn es geht ihm darum, seine Grenzen auszutesten.

Seine Lebensphilosophie ist die Frage: Gibt es eine Grenze, nur weil ich keine Arme und Beine habe? Das sei auch sein Ansatz, andere Menschen zu ermutigen, sich immer wieder herauszufordern, egal in welchem Bereich. Janis McDavid ist damit ein echter Mutmacher für andere. Deshalb setzt er sich seit Kurzem auch als Botschafter für die "Stiftung Deutschland schwimmt" ein.

Schwimmen soll ein Grundrecht sein

Schwimmen zu können, sei für alle Menschen wichtig, ob mit oder ohne Behinderung, sagt der 33-Jährige. Deshalb unterstützt er die Ziele der Stiftung, wonach Schwimmen ein Grundrecht für alle Menschen sein sollte. "Jedes Kind in Deutschland sollte unabhängig von sozialem Hintergrund oder körperlichen Einschränkungen sicheres Schwimmen erlernen können", sagt Sabine Kurz von der "Stiftung Deutschland schwimmt".

Dies sei lebensnotwendig. Das zeige sich auch angesichts der aktuellen Hochwasserkatastrophen in Bayern, sagt sie. Janis McDavid sieht dies genauso: "Jedes ertrunkene Kind ist eine wahnsinnige Tragödie für die Angehörigen und vor allem für die Eltern. Es ist aber auch ein gesellschaftliches Versagen, weil wir nicht die richtigen Akzente setzen, damit alle Kinder einen vernünftigen Schwimmunterricht bekommen."

Neues Buch: Potentiale in einer Behinderung erkennen

Auch Gründer und Stiftungsvorstand Alexander Gallitz ist von den Fortschritten begeistert, die Janis im Wasser macht: "Gemeinsam mit ihm können wir zeigen, dass jeder Mensch das Schwimmen erlernen und das Element Wasser mit Freude erleben kann.“ Janis McDavid wird auf jeden Fall weiter im Wasser trainieren und seine ambitionierten Ziele verfolgen. Außerdem schreibt er an seinem dritten Buch, das von einem positiven Blick auf die Inklusion handeln soll.

Statt Defizite und Probleme in den Vordergrund zu rücken, wünscht er sich eine konstruktive Sichtweise: "Wir müssen dieses Thema lösungsorientiert angehen und die Potentiale einer Behinderung in den Vordergrund stellen." Und dafür ist er selbst das beste Beispiel.

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