"Elli, Salami", ruft Willi Wiegmann und hinter ihm schließt sich die große Bahnhofstüre, durch die in der Vergangenheit sicher Hunderte Reisende gegangen sind. Doch dort, wo einst der Bahnhofsvorplatz war, stehen heute die Esel Elli und Salami und begrüßen die Besucher. Der 51-jährige Willi Wiegmann hat zusammen mit Bekannten im Frühjahr 2022 den Lehrberger Bahnhof gekauft. Ihr Plan: Sie wollen ein Wohnhaus aus dem alten Gebäude machen mit zwei Wohneinheiten.
Zwei Wohnungen werden saniert
Ein Riesenprojekt, kaum eine Ecke in dem alten Bahnhof kann so bleiben, wie sie ist. Doch Willi Wiegmann, der auch beruflich als Handwerker unterwegs ist, hat hier schon einiges umgekrempelt. Er lebt schon in dem Gebäude, seine Wohnung hat schon ein neues Badezimmer, im Schlafzimmer wurden Fliesen mit Holzoptik verlegt. Noch steht sein Bett mitten in der Baustelle, doch von Tag zu Tag geht es hier voran.
Bahnhofskauf war eher "Zufall"
Dass er zusammen mit dem befreundeten Paar nun einen Bahnhof besitzt, war eigentlich nie geplant. Denn ursprünglich suchte das Trio nach einem Bauernhof: "Das war eigentlich nur Zufall, weil das Ding mitten unter den Bauernhöfen gestanden ist, vielleicht weil es ähnlich klingt: Bauernhof, Bahnhof", lacht Willi Wiegmann. Doch alle waren sofort irgendwie verliebt, "faszinierend" sei das Haus. Es ist wie ein Herrenhaus oder eine Stadtvilla, weniger ein Bahnhof, so Wiegmann.
Nachbarschaft froh über "neues Leben" im alten Bahnhof
Für die Menschen in Lehrberg ist das Trio im Bahnhof natürlich eine kleine Attraktion. Zumal die Esel und die Seidenhühner in ihrem Gehege vor dem Bahnhof zusätzliche Besucher anziehen. Alle seien sehr nett und interessiert, viele Spaziergänger und Radfahrer bleiben stehen, um sich umzusehen. "Die meisten sagen, das ist eine coole Geschichte. Und außerdem finden sie es cool, dass der Bahnhof wieder Leben hat." Das ein oder andere Mal hat Willi Wiegmann es aber auch schon erlebt, dass Menschen einfach so über das Grundstück und rund ums Haus gelaufen sind. "Aber das ist doch der Bahnhof", hätten sie gesagt, so Wiegmann, dass es ein Privatgrundstück ist, auch ohne Zaun, das sei nicht jedem klar.
Bahnhof wurde zuvor online versteigert
Das Schild am Bahnhof ist eines der letzten Relikte aus der vergangenen Ära. Auch an der Vorderseite des Gebäudes hängt ein großes Schild mit der Aufschrift "DB". Noch immer rauschen regelmäßig Züge vorbei, doch seit 1974 hat hier keiner mehr angehalten. Nach der Schließung des Bahnhofs lebten Bürgerinnen und Bürger in den ehemaligen Dienstwohnungen im ersten Obergeschoss. Doch schließlich war auch dieser Wohnraum Jahrzehnte ungenutzt. Vor einigen Jahren wurde der Bahnhof dann online versteigert, doch die Käufer sprangen ab.
Tiere sorgen für Bauernhof-Feeling
Für Willi Wiegmann, seine Freunde und die vielen Tiere ist der Bahnhof der perfekte Platz. Und mittlerweile sieht der Bahnhof tatsächlich etwas aus wie ein Bauernhof: "Ein bisschen haben wir den Bahnhof zum Bauernhof umgemodelt. Aber es soll ja kein Bauernhof sein, das ist ja nur Hobby. Und der Rest ist halt Wohnraum", lacht Willi Wiegmann. Und ab und zu rauscht eben ein Zug vorbei.
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