Adrian Peter und Joel Hoffmann gingen mit der Nummer 20 für den MSC Strassbessenbach an den Start.
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Adrian Peter und Joel Hoffmann gingen mit der Nummer 20 für den MSC Strassbessenbach an den Start.

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Seitenwagen-Motocross: Weltmeisterschaft in Bessenbach

Seitenwagen-Motocross: Weltmeisterschaft in Bessenbach

Am Wochenende wurden im unterfränkischen Straßbessenbach Rennen für die Weltmeisterschaft im Seitenwagen-Motocross ausgetragen. Ein waghalsiger Sport, für den man perfekt zusammenarbeiten muss. Wir haben das Team des MSC Strassbessenbach begleitet.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

Adrian Peter legt seine Knieprotektoren an: Erst den rechten, dann den linken. Danach kommen die Handschuhe, den Helm nimmt er in die linke Hand. Der 27-Jährige macht sich bereit für sein nächstes WM-Rennen – im Seitenwagen-Motocross. Durch die immer gleichen Abläufe versucht er sich zu fokussieren. Denn in der kommenden halben Stunde muss jede kleinste Bewegung sitzen. Konzentriert steigt Adrian Peter auf sein Motorrad und wartet bis Beifahrer Joel Hoffmann neben ihm Platz nimmt: im Stehen auf dem speziellen Seitenwagen.

Straßbessenbach: Die Welt zu Besuch im 2.000-Seelen-Ort

Adrian Peter und Joel Hoffmann bilden ein Motocross-Gespann. Ihr Heimatverein ist der unterfränkische Motorsportclub MSC Strassbessenbach in der Nähe von Aschaffenburg. Am Wochenende hat der die Weltmeisterschaft im Seitenwagen-Motocross, auch Sidecarcross genannt, ausgerichtet. 32 Teams aus elf Ländern gingen dort an den Start. Und auch die Fangemeinde ließ nicht auf sich warten: Insgesamt rund 8.000 Menschen hatten sich letztendlich auf dem Sportgelände Straßbessenbach versammelt. Der Ort mit gut zweitausend Einwohnern wurde für eine Woche zum Festival-Gelände.

Team-Sport Sidecarcross: "Immer kurz vor der Grenze"

Für Adrian und Joel eine besondere Herausforderung. "Es ist natürlich mit gewissem Druck verbunden, vor Heimpublikum anzutreten", so Adrian, "aber gleichzeitig auch enorm motivierend." Zum ersten Mal fahren er und Joel Hoffmann in dieser Weltmeisterschaft als Team zusammen – eine zusätzliche Herausforderung, denn Fahrer und Beifahrer müssen beim Seitenwagensport perfekt aufeinander abgestimmt sein.

Während Adrian das Motorrad steuert, sorgt Joel auf dem Seitenwagen dafür, dass das Gespann optimal in der Spur bleibt und nicht aus dem Gleichgewicht gerät. Bei Geschwindigkeiten von bis zu 60 km/h lehnt er sich dafür waghalsig aus dem Wagen – sein Körper oft nur wenige Zentimeter über dem Boden. Angst hat Joel aber nicht, nur Respekt: "Es hat so etwas von Freiheit", versucht er das Gefühl zu beschreiben. "Man ist immer kurz vor der Grenze, vorm Risiko, das ist einfach super."

Zwei Punkterennen: Strecke als Herausforderung

Bei den WM-Rennen in Straßbessenbach gehen die beiden daher selbstbewusst an den Start. Nach Qualifikation und Trainingsdurchlauf gibt es zwei Punkterennen, die in die WM-Wertung einbezogen werden. Eine halbe Stunde dauert ein Rennen, danach fährt jedes Gespann noch zwei weitere Runden. Die Platzierung ist dann abhängig von den gefahrenen Runden und der insgesamt benötigten Zeit.

Der Parcours in Straßbessenbach ist herausfordernd: Knapp 1.700 Meter geht es um enge Schlaufen und mit waghalsigen Sprüngen steile Hänge hinab. Adrian und Joel erwischen keinen guten Start, das Überholen auf der schnellen Strecke ist nicht leicht. Doch die beiden halten durch, kämpfen sich vom 24. bis auf den 17. Platz nach vorn. Das erste Rennen: ein voller Erfolg.

32 Sidecarcross-Teams gingen bei den Weltmeisterschafts-Rennen in Straßbessenbach an den Start.
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32 Sidecarcross-Teams gingen bei den Weltmeisterschafts-Rennen in Straßbessenbach an den Start.

"Damit Adrian hundert Prozent geben kann" – Großes Team im Hintergrund

Danach geht es gleich zurück ins Fahrerlager. Damit nichts schiefgeht, müssen die Gespanne penibel gewartet werden. Nach jedem Rennen werden alle Schrauben kontrolliert, das Öl gewechselt und die Einstellung der Federung angepasst. "Das ist unser Job, damit Adrian dann hundert Prozent geben kann", erklärt Enno Görn, einer der drei ehrenamtlichen Mechaniker, die sich um das Motorrad von Adrian Peter kümmern. Insgesamt haben Adrian und Joel ein Team aus rund zwanzig Leuten dabei, die sich um Technik, Organisation und Mentoring kümmern. Die meisten Teams betreiben den Sport wie Adrian und Joel als Hobby. Damit alles glattläuft, muss dann jeder mit anpacken.

Team Bax/Cermak holt den Sieg: Peter und Hoffmann in den Top 20

Bei den WM-Rennen am Wochenende hat das geklappt. Sieger des Wochenendes wurde Favorit und amtierender Weltmeister Etienne Bax aus den Niederlanden mit seinem tschechischen Beifahrer Ondrej Cermak. Aber auch Adrian Peter und Joel Hoffmann gaben im zweiten Rennen nochmal alles und ergatterten erneut den 17. Platz. Acht Punkte können sie damit insgesamt für ihr WM-Ranking verbuchen. Für die beiden ein Erfolg.

Die diesjährige Weltmeisterschaft wird an insgesamt 14 Rennwochenenden in verschiedenen europäischen Ländern ausgetragen. Bis Anfang Oktober stehen noch fünf weitere Termine an. Ziel sei eine Weltmeisterschafts-Platzierung in den Top 20, erzählt Adrian Peter. Die gelungene Meisterschaft vor Heimpublikum war bereits ein wichtiger Schritt dorthin.

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