Der Zulauf im "Safe Space" ist wieder auf dem Niveau der letzten Wiesn vor der Pandemie, nachdem es 2022 einen deutlichen Anstieg gegeben hatte. Da waren es zur Halbzeit schon 228 Fälle gewesen, heuer hatten es die Mitarbeiter bislang mit fast 150 Fällen zu tun.
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Andrang: Lage hat sich "etwas entspannt"
Damals seien aber viele nach zwei Jahren "Partypause" mit dem Oktoberfest überfordert gewesen, sagen die Beraterinnen. Dass sich die Lage nun wieder etwas entspannt, erklären sie sich außerdem mit dem guten Wetter, das auch dazu führe, dass es in den Zelten nicht so eng sei.
Elf Frauen (2022: 21) suchten Hilfe, weil sie sexuelle oder körperliche Gewalt erfahren hatten. 23 Mal waren psychische Krisen der Anlass: Panikattacken ebenso wie zum Beispiel Gewalterlebnisse in der Vergangenheit, die bei dem großen Volksfest nun wieder "hochgekommen" sind. In sieben Fällen gab es den Verdacht, dass Besucherinnen k.o.-Tropfen verabreicht bekommen hatten. 43 Hilfesuchende hatten ihre Begleitungen oder wichtige Wertgegenstände wie Handy und Hotelschlüssel verloren oder waren bestohlen worden.
Hilfe vor Ort: Offenes Ohr, Decken, Taxigutscheine oder Kleidung
Der "Safe Space" ist täglich mit 14 Mitarbeiterinnen besetzt. Diese helfen mit Beratung, Recherche, Begleitung, Decken, Geld, Taxigutscheinen oder auch mal Kleidung aus. Sie habe auch schon Frauen an die Bahnhofsmission vermittelt, denn wenn der Schlüssel einer "Airbnb"-Wohnung weg sei, habe man zunächst "keine Chance", in die Unterkunft zu gelangen, berichtet Kristine Gottlöber.
Tipps für den Ernstfall
Die Einrichtung gibt aber auch Tipps, wie man schwierigen Situationen womöglich selbst vorbeugen kann: Manuela Soller rät zum Beispiel, einen Zettel mit der Handynummer der Freundin noch einmal separat zu notieren, im Vorfeld Treffpunkte zu vereinbaren und sich den Heimweg zu überlegen, möglichst wenig Wertgegenstände mitzunehmen und etwas Kleingeld in die Dirndltasche zu stecken. Das helfe, wenn man die Gruppe verliere oder der Geldbeutel gestohlen werde.
"Safe Space" als kostenloses Angebot
Der "Safe Space" ist für alle Personen offen, "die sich als Frauen identifizieren" oder sich als non-binäre Menschen angesprochen fühlen. Er befindet sich im Servicezentrum (Eingang "Erste Hilfe") und ist täglich von 18 bis 1 Uhr nachts geöffnet. Von Freitag bis Sonntag sowie am 2. und 3. Oktober wird bereits um 15.30 Uhr aufgemacht.
Das Angebot ist kostenlos. Die "Sichere Wiesn für Mädchen und Frauen" ist eine gemeinsame Aktion der Vereine "AMYNA" und "IMMA" sowie der Beratungsstelle Frauennotruf München. Sie wird unter anderem von der Stadt München unterstützt.
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