Ein Waldweg im Berglholz in Oberschleißheim nördlich von München.
Bildrechte: Sylvia Bentele/Sylvia Bentele

Wald

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So nass wie nie – was bedeutet der Regen-Rekord für den Wald?

So viel Regen wie in den vergangenen zwölf Monaten gab es laut Deutschem Wetterdienst seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in Deutschland noch nie. Der Rekordregen hilft dem Ökosystem. Doch es ist noch zu früh, für die Wälder Entwarnung zu geben.

Einmal pro Woche sucht Michael Schneider die Waldklimastation in Oberbach in der Rhön auf. Sie liegt auf 800 Metern Höhe. Die Station erinnert an ein Labor im Grünen und liefert Daten zu Regen, zum Boden, zu Wind und Ozon. Die Ergebnisse werden international verwertet. "Das ist immer wieder spannend zu sehen, wie viel Regen wir hier haben", sagt er. Die Fränkische Platte gilt als warm und trocken. Hier sind die Auswirkungen des Klimawandels bayernweit gesehen oft als erstes spürbar. In den vergangenen zwölf Monate waren die Niederschlagsmengen mit über 1.000 Milliliter pro Woche überdurchschnittlich hoch.

Der Regen-Rekord hilft dem Ökosystem

Forstwirtschaftsmeister Schneider bestätigt: Das regenreiche letzte Jahr war prinzipiell gut für den Wald. Gerade Jungbäumen hat die Feuchtigkeit geholfen, das Wachstum gefördert, was insgesamt zu einer verbesserten Vitalität führt. Zudem konnten Bäume, die unter Trockenstress litten, sich erholen und ihre Abwehrkräfte stärken. Auch gegen Schädlinge wie den Borkenkäfer können sich die Bäume wieder besser wehren, ergänzt Christoph Riegert, Chef des Forstbetriebs Arnstein.

Für die Waldbewohner bedeutet ein regenreiches Jahr oft eine reichhaltigere Nahrungsquelle. Die erhöhte Feuchtigkeit kann das Wachstum von Pflanzen und Insekten fördern, was wiederum mehr Nahrung für Tiere wie Vögel, Rehe und andere Waldbewohner zur Folge hat. Es führt zu einer höheren Artenvielfalt und einem gesünderen Ökosystem.

Regen verursacht auch Schäden

Die Hitze und Trockenheit der vergangenen Jahre konnte der Regen-Rekord allerdings nur in kleinem Maße kompensieren. Bereits geschädigte Bäume konnten kaum mehr Wasser aufnehmen. Dazu hat die Feuchtigkeit das Wachstum von Pilzen gefördert, welche die Bäume zusätzlich schwächen. In Deutschland sind vier von fünf Bäumen krank - das Ergebnis einer bundesweiten Analyse des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL).

Lösungsansätze im Wald

Die Förster wollen das Wasser im Wald künftig besser speichern, um ihn dauerhaft feucht zu halten. Man wolle den Wegebau revolutionieren, sagt Miriam Sautter, Revierleiterin des Forstreviers Oberelsbach, und zusätzliche Gräben bauen, die das Regenwasser zurück in den Wald leiten. Dadurch entstehen Feuchtbiotope, die das Ökosystem unterstützen sollen. Denn die Förster befürchten: dieses regenreiche Rekordjahr bildet die Ausnahme. Die Zukunft wird trocken.

Bildrechte: BR/Alexandra Reese
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Miriam Sautter, Revierleiterin des Forstreviers Oberelsbach

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