In der Fränkischen Schweiz müssen die Menschen in einigen Landstrichen inzwischen weit fahren, um ins Freibad zu gehen. Streitberg – geschlossen. Egloffstein – geschlossen. Und wer weiß, wie lange das sanierungsbedürftige Freibad Gräfenberg noch öffnen kann? Bürgerinnen und Bürger der drei Kommunen haben sich deshalb zusammengeschlossen und eine Petition zur Wiederbelebung der drei Freibäder gestartet. Sie hat inzwischen über 2.200 Unterzeichner.
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Streitberg: Im Becken wachsen Sträucher
Dass dringend etwas passieren muss, wird bei einem Besuch im Familienschwimmbad Streitberg klar. Die Kabinengasse ist marode, im Boden des Schwimmbeckens, Baujahr 1931, klaffen tiefe Risse. Aus ihnen sprießen mannshohe Sträucher. Seit 2019 ist das Bad geschlossen, denn das Becken verlor permanent Wasser. Täglich musste nachgefüllt werden, erzählt der Bürgermeister von Markt Wiesenttal, Marco Trautner – Streitberg ist Teil der Marktgemeinde. Auch müssten die schrägen Beckenwände begradigt werden, so verlangen es die Vorschriften, Toiletten und Umkleiden müssten barrierefrei werden. Nach der geplanten Sanierung sollen die Gäste in Edelstahlbecken schwimmen können.
Freibad Egloffstein dicht, Gräfenberg sanierungsbedürftig
Auch im Freibad Egloffstein waren die Mängel so groß, dass es ebenfalls seit fünf Sommern nicht mehr öffnen konnte. Das Freibad Gräfenberg hat zwar noch geöffnet – aber für wie lange noch? "Es gibt viele bei uns, die eigentlich ganz gern hätten, dass es so bleibt, wie es ist", berichtet Matthias Striebich vom Förderverein, "aber das entspricht nicht der Norm." Irgendwann werde das Gesundheitsamt den Weiterbetrieb untersagen.
Zeit drängt: Sanierung muss noch 2024 beginnen
Eigentlich könnte die Sanierung in allen drei Bädern bald beginnen. Die Kommunen haben Zusagen für Zuschüsse aus Berlin und München. Es geht um mehrere 100.000 Euro pro Bad – aber nur dann, wenn noch in diesem Jahr mit der Sanierung begonnen wird. Die Zeit drängt also.
Aktuell fehlt noch die baufachliche Stellungnahme der Landesbaudirektion. Zudem muss die kommunale Rechtsaufsicht die Haushalte von Markt Wiesenttal, Egloffstein und Gräfenberg genehmigen. Weil die Gemeinden einen Eigenanteil zahlen müssen, können die Sanierungen ohne diese Genehmigungen nicht beginnen. "Das Jahresende ist die Deadline zum Baubeginn", drängelt Bürgermeister Trautner. Außerdem werden die Schäden immer größer, je mehr Zeit verstreicht.
"Wo sollen die Kinder schwimmen lernen?"
Auch wenn ein Schwimmbad für eine Kommune eine freiwillige Leistung ist – Marco Trautner findet es eminent wichtig, das Familienbad Streitberg zu erhalten. "Wenn die Bäder landauf, landab schließen und nimmer weiter bestehen können – wo sollen da die Kinder schwimmen lernen?", fragt er. Schwimmunterricht sei zwar Teil des Lehrplans in den Grundschulen. "Aber nach der Schule, in der Freizeit, einfach so mit den Kumpels abhängen im Bad, tauchen, schwimmen, räubern, all das ist ja ein Stück Lebensqualität." Und auch ein Stück Sicherheit: Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft DLRG beklagt, dass 60 Prozent der Schülerinnen und Schüler am Ende ihrer Grundschulzeit nicht sicher schwimmen können. Auch deshalb wird im Streitberger Freibad nach einer Sanierung Schwimmunterricht stattfinden. Daran ist die Förderung durch den Freistaat geknüpft. Die Gemeinde habe schon eine entsprechende Kooperationsvereinbarung mit der örtlichen Grundschule geschlossen, so Trautner.
2023 hatte Bayern die meisten Ertrunkenen
Wie wichtig es ist, Schwimmbäder zu erhalten und das Schwimmenlernen zu fördern, zeigt ein Blick auf die Zahlen: Laut DLRG starben 2023 378 Menschen in Deutschland durch Ertrinken – ein deutlicher Anstieg im Vergleich zum Vorjahr. Die meisten Todesfälle zählte die DLRG mit 62 Ertrunkenen in Bayern. Aktuell gibt es laut der Internetseite www.Bäderleben.de 3.884 Hallen- und Freibäder in Deutschland – 56 weniger als noch 2020. Die DLRG beklagt zudem, dass in den Jahren 2000 bis 2017 jährlich etwa 80 Bäder schließen mussten. Inzwischen ist also jedes einzelne Bad wichtig.
"Gemeinschaft im Sommer fehlt mir"
In Egloffstein mag man sich gar nicht ausmalen, was passiert, wenn die kommunale Rechtsaufsicht nicht endlich den Haushalt genehmigt und damit die Sanierung der drei Freibäder genehmigt. Dann, meint Yves Kull-Porisch vom Förderverein, würde viel Geld verbrannt. Alle drei Kommunen hätten schließlich eine ganze Menge in die Planung investiert – jede etwa eine halbe Million Euro. "Es gibt kein Zurück", meint Kull-Porisch. Und Claudia Hohe vom Förderverein Familienbad Streitberg betont, dass die Freibäder auch für den Tourismus in der Fränkischen Schweiz eine große Bedeutung haben. Sie habe schon viele Anfragen erhalten, warum das Bad denn nicht geöffnet sei. Und außerdem: "Es fehlt mir das Miteinander, die Gemeinschaft im Sommer."
Im Video: Letzte Saison für das Freibad in Gräfenberg?
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