Rasoul Abbasi Zamanabadi sitzt an einem Tisch. Links von ihm Sozialarbeiterin Ulrike Sterner, rechts von ihm eine Geflüchtete aus Afghanistan. Der Iraner ist in Dietenhofen als Dolmetscher im Einsatz und hilft bei einem Beratungsgespräch zwischen den zwei Frauen. Er engagiert sich im Projekt "GeckoPlus", das Geflüchteten beim Neustart in Deutschland helfen will.
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Von Geflüchteten für Geflüchtete
Weil Rasoul selbst 2015 aus dem Iran nach Deutschland flüchtete, weiß er, wie es ist, wenn man – ohne die Sprache zu kennen – in einem fremden Land neu anfangen muss. Er hatte das Glück, unterstützt zu werden. Das will er nun – neun Jahre später – zurückgeben. Er will neuen Geflüchteten helfen, die, wie er, aus dem Iran oder einem anderen Persisch sprechenden Land kommen. Und weil Sprache bei der Ankunft in Deutschland nicht alles ist, belegt er den Kurs "GeckoPlus". Dabei wird er als Sprach- und Kulturmittler ausgebildet.
"Das gibt mir ein gutes Gefühl, gibt mir Energie, wenn die Leute so zufrieden sind. Das war für mich auch schwer." Rasoul Abbasi Zamanabadi
Nicht nur Sprache, sondern auch Kultur
Der aktuelle Kurs in Dietenhofen besteht aus rund 15 Teilnehmenden. "Wir haben Leute dabei aus Syrien, Iran, Somalia, Rumänien, Palästina also eine ganz bunt gemischte Gruppe", erklärt Laura Gudd, die den Kurs mit einer Kollegin leitet. Obwohl die Teilnehmenden selbst fast alle eine unterschiedliche Muttersprache haben, verbindet sie eine Sache: Alle waren einmal neu in Deutschland und überfordert mit Sprache und Kultur. In einer Mischung aus Frontalunterricht, Rollenspielen und Gruppenarbeiten sollen die Kursteilnehmenden lernen, wie sie Neuankömmlingen helfen – sprachlich, aber eben auch mit den deutschen Abläufen und Eigenheiten.
Mülltrennung und Bürokratie
Das Ungewöhnlichste in Deutschland ist für alle Teilnehmenden wohl die deutsche Bürokratie, bestätigt Kursleiterin Laura Gudd. Immer wieder geht es aber auch um Mülltrennung, die zurückhaltende und gleichzeitig direkte Art der Deutschen. Diese Eigenheiten sorgen im Kurs unter allen Teilnehmenden für Lacher und bringen auch die Kursgeberinnen zum Schmunzeln – man fühlt sich auch manchmal ertappt, geben sie zu. Am Ende sollen die neuen Sprach- und Kulturmittler für Neuankömmlinge neutrale Begleiter sein. Sie sind dann zum Beispiel bei Besuchen im Amt, dem Arzt oder bei Beratungsgesprächen dabei.
Zertifikat für Ehrenamt
Vier Tage lang dauert der Kurs "GeckoPlus", er findet an zwei Wochenenden statt. Seit September wird er in verschiedenen Städten im Landkreis Ansbach angeboten, als Nachfolger des Projekts "Gecko". Gefördert wurde und wird beides von der EU und der evangelischen Kirche.
Bayernweit sind im vergangenen Jahr 36 Schulungen mit 438 Teilnehmenden durchgeführt worden. Geflüchteten aus 40 Nationen konnte so geholfen werden. Zum Kursende bekommen die Absolventen ein Zertifikat und ein Namensschild. Damit kann ihre ehrenamtliche Arbeit nachgewiesen werden. Das hilft bei Bewerbungen oder der Einbürgerung, erklärt Laura Gudd.
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