Zu sehen sind Kinder, die in dem umgebauten Bus an kleinen Bänken lernen.
Bildrechte: Claus-Peter Reisch
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In den umgebauten Busen bekommen die Flüchtlingskinder Unterricht.

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Unterricht auf vier Rädern: Schulprojekt für Flüchtlingskinder

Unterricht auf vier Rädern: Schulprojekt für Flüchtlingskinder

Für Bildung und Freude: Claus-Peter Reisch aus Landsberg hat ein Schulprojekt für syrische Flüchtlingskinder in der Türkei ins Leben gerufen. In zwei umgebauten Bussen bekommen die Kinder Unterricht, um für die türkischen Schulen gewappnet zu sein.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

Mit den Schulheften in der Hand und in Reih und Glied warten die Kinder, wenn das besondere Klassenzimmer angerollt kommt: So beschreibt Claus-Peter Reisch aus Landsberg die Freude der syrischen Flüchtlingskinder in der Türkei, die an seinem Schulprojekt "Back to school" teilnehmen.

Zwei Busse, die von einem Architekten zu Klassenzimmern umgebaut wurden, fahren regelmäßig zu Flüchtlingslagern. Denn Millionen Menschen sind seit Beginn des Bürgerkriegs in Syrien in die Türkei geflohen. Viele von ihnen leben in großen Camps – darunter zahlreiche Kinder. Das Ziel des Hilfsprojekts: Die syrischen Flüchtlingskinder sollen dort Schulunterricht bekommen, um im Anschluss die reguläre Schule besuchen zu können.

Unterricht in rollenden Klassenzimmern

"Bildung ist der Schlüssel für ein weiteres und vernünftiges Leben und diese Kinder haben sonst keine Chance darauf", sagt Projektgründer Reisch. Mit dem Unterricht könnten die Kinder die türkische Sprache lernen, um dann Fuß zu fassen. In jedem Bus haben etwa 15 Kinder an ihren Holztischen Platz. Vorher wurden ihre Eltern, Bürgermeister, der Schulrektor vor Ort und Lehrer mit dem Projekt vertraut gemacht.

Projektidee spontan entstanden

Die Idee zu dem Projekt ist 2022 bei einem Bier in einer türkischen Kneipe entstanden. Reisch engagierte sich zu dem Zeitpunkt in der Lebensmittelverteilung und fand dabei in einem Lager kleine Tische und Stühle. Die türkischen Kooperationspartner wollten vor Corona eine Schule gründen, doch dann fehlte das Geld. Mit einem Bekannten im Gespräch entstand dann die Idee zu einer mobilen Schule und Reisch entschied sich, hier aktiv zu werden.

Spenden ermöglichen Schulprojekt

Durch Spenden von Privatpersonen oder Stiftungen kann sich das Schulprojekt finanzieren. Auch die Bayerische Staatsregierung und die Benefizaktion Sternstunden hätten sich bereits finanziell beteiligt. Ein notwendiger Zuschuss, denn die umgebauten Busse hatten je etwa 45.000 Euro gekostet. Schreib- und anderes Schulmaterial, Busfahrer, Pädagogen und Treibstoff kosten zusätzlich im Monat rund 7.500 Euro.

Erste Erfolge: Kindern wechseln an türkische Schulen

Bei den Kindern trifft das Schulprojekt auf große Begeisterung und Freude. "Die beschweren sich eher, dass wir Samstag und Sonntag nicht kommen", so Reisch. Schon jetzt trage das Angebot Früchte. Laut Reisch konnten bereits knapp 100 Kinder auf türkische Schulen wechseln.

Helfer aus Leidenschaft

Claus-Peter Reisch, der als Kfz-Mechaniker und später als selbständiger Unternehmer gearbeitet hat, widmet sich mittlerweile nur noch dem Leben anderer Menschen. Die "Initialzündung", helfen zu wollen, so Reisch, habe er 2015 bekommen. Damals sei er aus Leidenschaft von Sardinien nach Griechenland gesegelt und habe zahlreiche Flüchtlingsboote aus Libyen gesehen – alte Fischerboote, die zu sinken drohten. An Bord waren Kinder, Frauen, Männer in höchster Not und ohne Essen und Trinken. Er wurde Kapitän auf Seenotrettungsbooten und rettete jahrelang unzähligen Menschen auf dem Mittelmeer das Leben. Jetzt setzt sich der Landsberger für Kinder aus Syrien ein.

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