Der Islam sei mittlerweile Teil von Bayern geworden – das hat Markus Söder schon vor zwölf Jahren gesagt. Doch: Eine wirkliche Anerkennung sehen Musliminnen und Muslime im Freistaat bisher nicht. Sie wollen mehr Teilhabe und Sichtbarkeit in der Gesellschaft – ganz konkret.
Der Integrationsbeauftragte der bayerischen Staatsregierung hat sich nun vorgenommen, regelmäßig in den Dialog mit muslimischen Verbänden zu gehen. Zu einem ersten Fachtag in München kamen am Donnerstag rund 160 Vertreterinnen und Vertretern sämtlicher wichtigen gesellschaftlichen Institutionen zusammen.
Hürden für die Integration von Muslimen sollen abgebaut werden
Vertreter aus Moscheevereinen und Kulturverbänden, genauso wie aus Schulen, Universitäten, aus dem Sportbereich, der Polizei sowie aus den Ministerien und Kommunen aus ganz Bayern waren nach München angereist. Ihr gemeinsames Ziel: Zu erkennen, welche Hürden es für die Integration im Alltag in Bayern gibt – von allen Seiten.
Allein die Zahl der Teilnehmenden zeigt, wie ernst es allen ist. Denn die meisten der muslimischen Vertreter sind dies ehrenamtlich, hauptberufliche Ansprechpartner gibt es so gut wie keine. Gleichzeitig ist das auch eine der wichtigsten Erkenntnisse des Fachtags: Es braucht mehr hauptamtliche und verlässliche Ansprechpartner von muslimischer Seite – wie auch der Sprecher des Islamforum-Bayern, Aykan Inan vom Muslimrat München, bekräftigt.
Integrationsbeauftragter will Imame Bayerns an einen Tisch holen
Ein weiteres Ergebnis: Bayern will den Kontakt zur muslimischen Community ausbauen, wie der Integrationsbeauftragte der Staatsregierung, Karl Straub, sagt: "Wir haben besprochen, dass wir alle Imame Bayerns an einen Tisch holen. Ich werde die Einladung übernehmen. Das heißt, wir werden mit allen Imamen, die in Bayern tätig sind, ins Gespräch kommen. Und ich denke, da ist ein erster großer Schritt getan."
Sechs Prozent der bayerischen Bevölkerung sind Muslime
Rund 700.000 Musliminnen und Muslime leben im Freistaat. Das sind sechs Prozent der bayerischen Bevölkerung. Viele von ihnen würden sich mittlerweile große Sorgen angesichts der gesellschaftlichen Stimmung im Land gegen Muslime machen, berichtet Gymnasiallehrerin Bettina Mehic.
Ihre Schüler würden sie immer wieder fragen, wie es in der Zukunft weitergehen würde, sagt Mehic. "Und ich sage, ich habe keine Glaskugel. Ich glaube, dass unsere Gesellschaft aber gerade schon an einem Punkt ist, wo es in die eine oder in die andere Richtung kippen könnte." Fachtage wie dieser würden ihr jedoch Hoffnung machen.
Weitere Treffen sollen in regelmäßigen Abständen folgen
Islam-Unterricht, die Ausbildung von Imamen in Deutschland, Frauen- und Jugendarbeit, aber auch Muslimfeindlichkeit und Radikalisierung: Nur einige der für die muslimische Gemeinschaft wichtigen Themen wurden bei dem Fachtag in München besprochen. Und so ist klar: Die Fachtagung "Muslimisches Leben in Bayern" war nur der Auftakt.
"Ich denke, wir haben sehr, sehr viel zu besprechen", sagt der bayerische Integrationsbeauftragte. Weitere Treffen sollen daher in regelmäßigen Abständen folgen.
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