Der Ortskern von Reichenberg im Landkreis Würzburg stand am späten Samstagabend nach einem Gewitter mit Starkregen so massiv unter Wasser, dass die Feuerwehr die Ortsmitte sperren musste. Das teilte die Freiwillige Feuerwehr Reichenberg noch in der Nacht auf Facebook mit und schrieb von einem "Hochwasser nach Flutwelle". Bürgermeister Stefan Hemmerich (SPD) sprach am Sonntag gegenüber BR24 von einer "tiefen Betroffenheit".
20 Minuten Starkregen flutete Ortsteile und Ortskern
Zuerst seien die kleinen Ortsteile Lindflur und Uengershausen betroffen gewesen, so Hemmerich. In Lindflur mit seinen knapp 400 Einwohnerinnen und Einwohnern seien nach Angaben der dortigen Landwirte bereits im Lauf des Tages 60 Liter Regen gefallen; nach dem Starkregen am Abend stand dann die Ortsmitte unter Wasser. In Uengershausen mit ungefähr 570 Einwohnerinnen und Einwohnern seien es 40 bis 50 Liter gewesen. Das habe der Ortsteil so noch nicht erlebt.
Aus den beiden Ortsteilen seien die Wassermassen dann Richtung Reichenberg gelaufen, wo rund 4.200 Menschen leben. Im Ortskern lief das Wasser zusammen und überflutete die Straßen dort bis zu einen Meter hoch. "Es war ein einziger Strom, der durchgegangen ist", erzählt der Bürgermeister am Sonntag erschüttert. Die ganze Nacht über haben zwischen 70 und 90 Einsatzkräfte aufgeräumt. Etliche Keller wurden überflutet. Genaue Zahlen gibt es noch nicht.
Vor drei Jahren: Reichenberg schon mehrfach unter Wasser
Der Deutsche Wetterdienst hatte am Samstagabend eine Unwetterwarnung für Teile Unterfrankens herausgegeben. Gewarnt wurde vor einem schweren Gewitter mit heftigem Starkregen, Hagel und Sturmböen.
Es ist nicht das erste Mal, dass der Bürgermeister so eine Sturzflut in seiner Gemeinde regeln muss. Erst im Juli 2021 hatte Starkregen die Ortsmitte gleich zweimal innerhalb einer Woche unter Wasser gesetzt. Lokale Starkregenzellen waren über die Marktgemeinde gezogen, die in einem Talkessel liegt. Das Hochwasser verursachte damals nach Schätzungen des Bürgermeisters im privaten Bereich Schäden zwischen 400.000 bis 500.000 Euro, hinzu kamen etwa 700.000 Euro für die Gemeinde. Auch im Mai 2016 hatte es ein größeres Hochwasser in Reichenberg gegeben.
Video: Flutwelle erfasst Reichenberg
Ausmaß der Schäden noch nicht klar – Bürgermeister: Mitgefühl mit Betroffenen
Dieses Mal sei es zumindest gefühlt noch mehr Wasser gewesen als damals, so Hemmerich. Immerhin habe das Wasser aber weniger Material angeschwemmt, so dass der Schadensverlauf möglicherweise trotzdem nicht ganz so gravierend sei wie im Juli 2021. Das tatsächliche Ausmaß wird sich aber wohl erst in den nächsten Tagen zeigen. "All die Leute, die nun wieder betroffen sind – das ist ungerecht, dass es die wieder erwischt hat", so der Bürgermeister. Es sei ohnehin schon so, dass viele "hoch emotionalisiert" seien, sobald ein Gewitter angekündigt wird, da seien viele schon alarmiert.
Schutzkonzept für Gemeinde: Wassermassen nicht beherrschbar
Seit Jahren ist die Gemeinde schon dabei, ein Hochwasserschutzkonzept zu erstellen. Durch die örtlichen Begebenheiten, dass in der Ortsmitte wie in einem Talkessel das Wasser zusammenlaufen kann, wird es aber wohl schwierig werden, solchen Starkregenereignissen tatsächlich etwas entgegen zu setzen. "Die Massen, die da runtergekommen sind, das wird man nicht beherrschen können", befürchtet der Bürgermeister. Es gehe eher darum, den Wasserfluss zeitlich zu verzögern, so dass mehr Zeit zum Reagieren bleibe.
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