Kinder arbeiten mit dem Tablet für ein Filmprojekt.
Bildrechte: BR24/Christine Weirauch

Kinder arbeiten mit dem Tablet für ein Filmprojekt.

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Statt Medien nur passiv zu nutzen: Kinder lernen filmen

Die meisten Kinder haben nur passive digitale Erfahrungen, wenn sie in den Kindergarten kommen. Doch das soll sich mit einer Kampagne ändern. Statt Medien nur zu konsumieren, lernen sie in Kita und Hort kreativ mit den Medien zu arbeiten.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Erzieherin Angela gibt letzte Anweisungen und zwei Kinder rücken eine Spieluhr vor dem grünen Hintergrund zurecht. Der sechsjährige Alexander prüft seine Einstellungen im Tablet, das vor ihm auf einem Stativ steht. Zufrieden drückt er auf Aufnahme, denn Alexander arbeitet heute als Kamerakind. Die Kids und ihre Erzieherinnen im Kinderhaus St. Johannes in Herzogenaurach setzen für ihren Film die so genannte Green Screen-Technik ein. Den grünen Hintergrund ersetzt Erzieherin Angela auf dem Tablet gegen ein Foto von einem alten Haus und fertig ist die Kulisse für eine Zeitreise.

Digitale Medien als Werkzeug

Es wird ein Film zum 100-jährigen Jubiläum der Pfarrgemeinde. Knapp 180 Kinder besuchen das Kinderhaus in dem Herzogenauracher Ortsteil Niederndorf. Bei diesem aufwendigen Filmprojekt ist Teamarbeit gefragt und jede Altersgruppe übernimmt bestimmte Aufgaben. Die Krippenkinder tragen zum Beispiel eine kleine Requisite durchs Bild, während die kleineren Kindergartenkinder tanzen. Die Vorschulkinder übernehmen die Dreharbeiten und die Hortkinder haben Nachrichten eingesprochen und in den Herbstferien sogar eine ganze Sendung produziert. Solche Filmprojekte schulen die Sprachentwicklung und fördern Teamarbeit, erklärt Katrin Lengenfelder. Sie ist Leiterin des Kinderhauses und gleichzeitig Trainerin in der Kampagne "Startchance – kita.digital".

Medien als nützliches Alltagswerkzeug

Die Kinder müssen bei den Dreharbeiten viel miteinander kommunizieren, klare Anweisungen geben und deutlich sprechen. Gleichzeitig lernen sie digitale Medien als nützliches Alltagswerkzeug kennen –und genau das ist auch das pädagogische Konzept hinter der Kampagne "Startchance – kita.digital", die vom Bayerischen Familienministerium gefördert wird. Denn anders als Zuhause, wo die Kinder am Tablet Filme schauen und Spiele zocken, also passiv konsumieren, lernen sie im Kindergarten und Hort mit den Medien kreativ zu arbeiten.

Digitaler Bildungsauftrag gilt auch für Kindergärten

Im vergangenen Jahr haben über 120 Kitas in Franken an der Kampagne "Startchance – kita.digital" teilgenommen. Entwickelt wurde das Projekt vom Staatsinstitut für Frühpädagogik und Medienkompetenz. Grundlage ist der digitale Bildungsauftrag, der nicht nur für Schulen, sondern auch für Kindertagesstätten gilt. Aus einem Modellversuch, der vor fünf Jahren startete und an dem auch das Kinderhaus in Herzogenaurach teilgenommen hat, wurde eine Kampagne entwickelt. Ein Jahr besuchen Mitarbeitende in Kindergärten blockweise Kurse und bekommen Tablets und Lernmaterial für die Medienarbeit mit den Kindern.

  • Zum Artikel: Kinder im Internet: Worauf Eltern achten sollten

Kinder sollen digitalen Lernprozess gemeinsam gestalten

Mittlerweile startet der dritte Jahrgang und Trainerinnen und Trainer wie Katrin Lengenfelder arbeiten in ganz Bayern. Es geht nicht darum, hin und wieder ein Medienprojekt zu veranstalten, sagt Eva Reichart-Garschhammer, die stellvertretende Leiterin des Staatsinstitut für Frühpädagogik. Kinder sollen vielmehr gemeinsam den digitalen Bildungsprozess gestalten. Im Kinderhaus St. Johannes ist die Resonanz positiv, denn die Eltern werden von Anfang durch Elternabende und Informationen mit eingebunden.

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