Ein Kind nach dem anderen kommt von der Schule nach Hause in die Wohngruppe eins der Kinder- und Jugendhilfe Bezzelhaus in Gunzenhausen. Acht Kinder und Jugendliche leben hier zusammen jeweils in einer der drei Wohngruppen. Am Tisch in der großen, hellen Küche erzählen sie ihren Erzieherinnen und Erziehern, was in der Schule los war. Die sieben Jahre alte Isabell wohnt seit Oktober im Bezzelhaus. Sie freut sich heute über Mathe. "Mathe ist voll leicht", sagt sie und isst weiter ihren Gemüsereis. Mia, Laura und Marie tuscheln miteinander. Die drei Zwölfjährigen diskutieren über ein Geschenk. Die drei Erzieherinnen essen zusammen mit den Kindern und kümmern sich darum, dass jeder genug isst.
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Eine "Sternstunde" für das Bezzelhaus
Danach geht es zum Hausaufgaben machen in die Zimmer. Die Kinder wohnen erst seit wenigen Monaten in dem sanierten Haus der Kinder- und Jugendhilfe. Für 3,7 Millionen Euro wurde das Haus saniert. Ein Anbau ist entstanden. Sternstunden unterstützt den Um- und Anbau mit 1,1 Millionen Euro. Das sei eine wirkliche Sternstunde für das Team gewesen, sagt Kerstin Becher-Schröder, die Leiterin der Kinder- und Jugendhilfe Bezzelhaus. Mit einem solchen Förderer im Rücken, hätten sie sich getraut, das Sanierungsprojekt anzugehen.
Balkone und ein ausgebautes Dachgeschoss
In rund zwei Jahren Bauzeit sind die Räume durch mehr Fenster und eine andere Aufteilung heller und größer geworden. Die Wohngruppen haben einen Balkon dazubekommen. "Hier können die Kinder draußen essen oder auch mal Hausaufgaben machen", sagt Kerstin Becher-Schröder. Außerdem wurde das Dach ausgebaut. Dort werden unter anderem Therapie-Stunden abgehalten. "Immer wenn wir mit Menschen hier durchs Haus gehen und die das sehen, merken sie: Wir sind begeistert und froh. Das überträgt sich und das kommt wirklich gut an", so die Leiterin des Bezzelhauses.
Kinder freuen sich über eigene Zimmer
Die Kinder hätten eine gewisse Zeit gebraucht, um sich einzugewöhnen, erklärt Becher-Schröder. Aber jetzt würden sie sich richtig wohlfühlen. Die Kinder der Wohngruppe eins bestätigen das. "Drüben hatte ich noch kein eigenes Zimmer", sagt Marie. "Hier hat man seinen Freiraum. Das heißt, wenn ich meine Ruhe brauche, kann ich einfach in mein Zimmer gehen", ergänzt Mia. Auch Laura fühlt sich in ihrem Zimmer wohl. "Die Zimmer sind nicht gerade klein. Ich mag's hier eigentlich. Aber trotzdem wäre ich lieber zuhause", sagt sie.
Sicherheit und Stabilität
So wie Laura geht es vielen Kindern, die im Bezzelhaus leben. Aber aus verschiedenen Gründen können sie derzeit nicht daheim sein. Bei der Kinder- und Jugendhilfe bemühen sich alle, den Kindern Stabilität, Sicherheit und ein Zuhause zu geben. Allen voran die Erzieherinnen und Erzieher, die rund um die Uhr für die Kinder da sind. "Ich liebe es, mit den Kindern gemeinsam den Alltag zu bestreiten. Es gibt immer wieder Abwechslung. Jeder Tag ist anders. Es passiert jeden Tag was Neues", sagt Erzieherin Leonie Reulein.
Sternstunden fördern Soccerfeld und Spielplatz
Unterdessen sind die meisten Kinder mit ihren Hausaufgaben fertig. Es ist Zeit für Freizeit oder für die Aufgaben, die sie erledigen müssen. Denn Jeder und Jede muss mithelfen. Auf einer großen Tafel steht, wer wann welche Aufgabe übernimmt. Marie holt den Staubsauger. Isabell muss heute zusammen mit dem 14 Jahre alten Julian den Hof kehren. Er lebt seit fünf Jahren im Bezzelhaus und ist der Älteste in der Wohngruppe eins. "Die Erzieher mögen mich gerne hierhaben", sagt er und strahlt. Julian spielt gerne Fußball draußen auf dem Soccerfeld. Das wurde ebenfalls mit Hilfe von Sternstunden gebaut. Genauso wie der Spielplatz nebenan. Für ein bisschen mehr Leichtigkeit im nicht immer leichten Leben der Kinder.
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