Am Würzburger Standort der Blindeninstitutsstiftung entstehen aktuell Räumlichkeiten, um spezielle Hörtests durchzuführen: Für Hörsehbehinderte oder Menschen mit komplexen Behinderungen mit Verdacht auf eine Sinnesbehinderung. Um zu testen, ob und wie viel diese Menschen hören, braucht es eine besondere Diagnostik, die es so flächendeckend noch nicht gibt. Der Bau der barrierefreien Räume und der pädagogischen Audiologie für den Beratungs- und Diagnostikbereich kostet mehrere hunderttausend Euro – 100.000 Euro davon finanziert die Benefizaktion Sternstunden mit dem Bayerischen Rundfunk.
Hürden bei bisherigen Tests zu Hörbeeinträchtigung
"Blindheit trennt von der Welt, Taubheit von den Menschen", zitiert Johannes Spielmann, Vorstand der Blindeninstitutsstiftung, die taubblinde Schriftstellerin Helen Keller. "Deshalb ist es so wichtig, herauszufinden, ob jemand einen Hörverlust hat." Es gehe nicht nur ums Hören an sich. Hören sei Voraussetzung, um in Kommunikation zu treten, betont Spielmann.
Im Juni 2025 sollen die Räumlichkeiten fertig sein und der Betrieb könne aufgenommen werden, sagt Projektleiterin Tabea Sadowski. "Gerade bei Menschen mit komplexen Beeinträchtigungen oder Mehrfachbehinderungen konnte bisher nur schwer getestet werden, ob eine Hörbeeinträchtigung vorliegt." Denn solche Diagnostiken seien kompliziert zu bewerkstelligen – nicht so wie beim Hörgeräteakustiker in der Innenstadt. Die Anweisung etwa, beim Hören des vorgespielten Tons einen Knopf zu drücken, funktioniert bei Menschen mit komplexen Behinderungen oder Taubblindheit nicht. Manche hören die Anweisung nicht, andere können sie rein körperlich nicht ausführen.
Neue Testmöglichkeiten am Blindeninstitut
Die neue Audiologie am Blindeninstitut muss den Hörtest deshalb anders durchführen: Die Änderung der Atmung, eine Kopfbewegung, ein Aufblicken können ein Hinweis darauf sein, dass die Testperson etwas gehört hat, erklärt Tabea Sadowski. "Das können wir mit viel Zeit und Ruhe beobachten."
Zielgruppe sind etwa Kinder und Jugendliche, die am Blindeninstitut betreut und begleitet werden: "Das Ergebnis des Hörtests hat einen unglaublichen Einfluss darauf, wie wir die Menschen anschließend mit Hilfsmitteln versorgen können, welche pädagogischen Angebote die Person braucht, wie ich mit der Person kommunizieren sollte." Hinweise auf eine Seh- oder Hörbeeinträchtigung werden häufig anderen Ursachen zugeschrieben und gehen damit unter, erklärt Sadowski. "Da heißt es oft, es liege eine kognitive Beeinträchtigung vor – aber dass da jemand nichts sieht oder nicht gut hören kann, wird übersehen." Die neuen Räumlichkeiten seien aber auch für alle Menschen in der Region: "Wer beim Hörgeräteakustiker in der Innenstadt nicht mehr gut versorgt werden kann, darf sehr gerne zu uns kommen."
Würzburg einer von vier Stützpunkten in Deutschland
Tabea Sadowski ist Projektleiterin des bundesweiten Projekts "Ganzheitliche Versorgungsstützpunkte & interdisziplinäre Diagnostik für Menschen mit Sinnesbehinderungen" (kurz: GaViD-Sinne), eine Kooperation zwischen Universitätskliniken, Facheinrichtungen, Krankenkassen, Selbsthilfeorganisationen und Forschenden in Deutschland. Würzburg ist neben Berlin, Hannover und Stuttgart/Tübingen einer von vier Stützpunkten bundesweit.
Spenden-Möglichkeiten am Sternstunden-Tag
Wer Kindern in Not helfen möchte, kann am Sternstunden-Tag bis 23 Uhr telefonisch oder rund um die Uhr online spenden. Die eingenommenen Gelder fließen ohne Abzüge in die Kinderhilfsprojekte von zum Beispiel Vereinen, freien Trägern oder Initiativen.
Glanzvoller Abschluss ist am Freitagabend die Sternstunden-Gala im BR Fernsehen live aus Nürnberg. Sandra Rieß und Volker Heißmann begrüßen dann viele prominente Gäste und stellen aktuelle Sternstunden-Projekte vor.
Wer spenden möchte, kann sich hier informieren.
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