Jonah umfasst mit seinen Händen eine Holzleiter. Beherzt zieht er sich daran nach oben, bis er aufrecht steht. Ein Erfolg für den Vierjährigen, denn Aufstehen und Laufen lernt er langsamer als andere Kinder. In der Frühförderstelle der Lebenshilfe im Landkreis Miltenberg führen die Therapeuten gezielte Übungen mit ihm durch, damit er Schritt für Schritt seine Fähigkeiten ausbauen kann. Damit Kindern wie Jonah in Zukunft noch besser geholfen werden kann, wird mit Hilfe der Benefizaktion Sternstunden nun ein zusätzliches Gebäude zur Frühförderstelle umgebaut.
Hilfe für entwicklungsauffällige Kinder: Anfragen nehmen zu
In der interdisziplinären Frühförderstelle der Lebenshilfe im Landkreis Miltenberg werden Kinder wie Jonah dabei unterstützt, später ein selbstbestimmtes Leben führen zu können. Entwicklungsauffällige Kinder vom Säuglingsalter bis zur Einschulung finden hier professionelle Therapieangebote. Doch die Anfragen besorgter Eltern haben in den letzten Jahren stark zugenommen. Im Durchschnitt besuchen jährlich 250 Kinder die Miltenberger Frühförderstelle, so Leiterin Margit Kratschmann-Brachs.
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Alles unter einem Dach: Physiotherapie, Ergotherapie, Heilpädagogik
Jonah ist eines dieser Kinder. Aufgrund einer Sauerstoff-Unterversorgung bei der Geburt hat er eine Gehbehinderung. Er besucht die Lebenshilfe dreimal wöchentlich: Physiotherapie, Ergotherapie und Heilpädagogik stehen auf seinem Programm. Statt von einer Stelle zur nächsten fahren zu müssen, finden die Eltern hier alle Angebote unter einem Dach. Für die Familie sei das entlastend, erzählt Jonahs Mutter, alle Angebote seien vernetzt und auch die Eltern würden aktiv mit eingebunden.
Platzmangel und fehlende Barrierefreiheit: Frühförderung stößt an Grenzen
Zumindest so gut es in der jetzigen Frühförderstelle geht. Denn ein eigener, ruhiger Raum steht für die Elternarbeit nicht zur Verfügung. Und auch bei den Therapieeinheiten müssen die Therapeuten flexibel sein, denn es herrscht Platzmangel. Materialien und Geräte müssen jedes Mal aufwändig neu aufgebaut und wieder verstaut werden. Manchmal muss während der Therapieeinheit der Raum gewechselt werden, damit eine andere Gruppe Platz findet.
Hinzu kommt die fehlende Barrierefreiheit, mit der auch Jonah zu kämpfen hat. Seine Mutter muss ihn mühsam die Treppe hinauftragen, um die Räume der Frühförderstelle zu erreichen. Muss Jonah auf die Toilette, müssen abermals Treppen überwunden werden. Ein anstrengendes Prozedere – vor allem an Tagen, an denen Jonahs Mutter auch noch sein kleines Geschwisterchen dabei hat.
Sternstunden hilft: Eine Million Euro für bedarfsgerechte Räumlichkeiten
Die Benefizaktion Sternstunden greift der Lebenshilfe daher nun unter die Arme. Mit einer Fördersumme von einer Million Euro soll beeinträchtigten Kindern geholfen werden. Die Lebenshilfe konnte ein bestehendes Gebäude in Miltenberg erwerben. Mit den Spendengeldern von "Sternstunden – Wir helfen Kindern", einer Benefizaktion mit dem Bayerischen Rundfunk, wird dieses nun bedarfsgerecht umgebaut.
Das gesamte Erdgeschoss mit einer Fläche von rund 500 Quadratmetern soll dann für die Frühförderung zur Verfügung stehen. Unter anderen sind zwei Bewegungsräume und Platz zum Spielen draußen angedacht. Außerdem wird ein Raum für die Elternarbeit eingerichtet, sodass künftig auch Beratungs- und Selbsthilfegruppen angeboten werden könnten. Im Herbst nächsten Jahres sollen die Räumlichkeiten im Zentrum Miltenbergs bezugsfertig sein.
Ohne Spendengelder wäre Umbau nicht möglich gewesen
Der Umzug in ein neues Gebäude sei schon lange Wunsch der Lebenshilfe gewesen, erzählt Leiterin Kratschmann-Brachs, finanziell wäre das jedoch nie stemmbar gewesen. Für die große Unterstützung von Sternstunden sei das gesamte Team daher unglaublich dankbar.
Und auch Jonah wird in dem neuen Gebäude besser üben können. Sein nächstes Ziel ist das Laufen an einer Hand und manchmal klappt das schon ganz gut. Bis der Vierjährige eigenständig laufen kann, ist es zwar noch ein weiter Weg, doch er nähert sich Schritt für Schritt dem großen Ziel an – immer unterstützt von seinen Eltern und den Therapeuten der Frühförderstelle.
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