Die großen bayerischen Umweltverbände machen mobil gegen ein geplantes Wasserkraftwerk im Lech, das der Energiekonzern Uniper auf Höhe des Auensees nahe Kissing errichten will. Die Vorsitzenden des Bund Naturschutz Bayern, des Landesfischereiverbands Bayern und des bayerischen Landesbunds für Vogelschutz haben dazu extra zu einem Pressegespräch am Lech geladen. Treffpunkt: Das Gefälle an Kilometer 50,4 nahe Kissing.
Was die Umweltverbände kritisieren
Seite an Seite stehen sie am Flussufer und kritisieren, dass das Kraftwerk im Bereich des größten bayerischen Flussbauprojekts "Licca Liber" (freier Lech) entstehen soll. Ziel von Licca Liber ist es, bedeutende Teile des Lechs zu renaturieren. Diesen Zielen würde ein Wasserkraftwerk zuwiderlaufen: "Wir haben klar die Alternativen Solar- und Windkraft. Wir brauchen nicht die letzten Reste unserer bayerischen Flüsse verbauen", sagt Richard Mergner, Vorsitzender des Bund Naturschutz Bayern. "Das Wasserkraftwerk würde nur so viel Energie liefern wie ein modernes Windrad. Es wäre daher viel besser, die bestehenden Wasserkraftwerke zu modernisieren", argumentiert Mergner. Der Landesfischereiverband kritisiert, dass Fische in den Turbinen des Kraftwerks "gehäckselt" würden.
So sehen die Pläne des Energieversorger aus
Der Energieversorger Uniper betont dagegen, dass das Wasserkraftwerk eine Fisch-schonende Turbine bekäme und grüne Energie für 5.000 Haushalte liefern würde. Ein Staudamm quer über den Fluss sei gar nicht angedacht, da an dem Standort ohnehin eine Schwelle geplant sei, die lediglich um einen schmalen Seitenkanal ergänzt würde. "Die so umgebaute Schwelle würde Fischauf- und -abstieg sowie Kiestransport ermöglichen und steht in keinerlei Konkurrenz zu den in Licca Liber geplanten Renaturierungsmaßnahmen", teilt ein Sprecher des Konzerns mit. Das Wasserkraftwerk würde mit einer CO₂-Vermeidung von rund 8.000 Tonnen pro Jahr "im Sinne der Energiewende einen Beitrag zum Klimaschutz leisten". Und anders als bei Sonne oder Wind sei Wasserkraft Tag und Nacht verfügbar.
Energieversorger: Kein Gespräch im Vorfeld
Der Uniper-Sprecher glaubt, dass der Widerstand oft auf Unwissen beruht. Tatsächlich räumt Richard Mergner vom Bund Naturschutz auf BR24-Nachfrage ein, noch gar nicht mit Uniper über deren konkrete Kraftwerks-Pläne gesprochen zu haben: "Wenn diese Pläne da sind, dann müssen wir die bekommen. Uniper muss ein Interesse haben, dies öffentlich zu machen."
Viele befragte Anwohner stehen einem Wasserkraftwerk im Renaturierungs-Gebiet offen gegenüber. Ein junger Spaziergänger wünscht sich, dass Wasserkraft "auf jeden Fall gestärkt und weiter ausgebaut wird". Ein anderer Passant begründet seine Sympathie für das Kraftwerk damit, dass es grüne Energie liefern würde und "Projekte mit Wind nicht immer so funktionieren, wie es gewünscht ist".
Interessant ist in diesem Zusammenhang auch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). In Paragraf zwei heißt es: Anlagen wie das geplante Wasserkraftwerk samt der dazugehörigen Nebenanlagen lägen "im überragenden öffentlichen Interesse". Bis die Stromerzeugung im Bundesgebiet nahezu treibhausgasneutral ist, sollen die erneuerbaren Energien daher als "vorrangiger Belang in die jeweils durchzuführenden Schutzgüterabwägungen" eingebracht werden.
Die Kontrollbehörde sieht Kraftwerk als "lösbares" Thema
Auch das Wasserwirtschaftsamt Donauwörth, das für die Renaturierung des Lechs zuständig ist, betrachtet die Kombination von Naturschutz und Wasserkraft als "lösbare" Aufgabe. Ein Wasserkraftwerk wäre nur ein punktueller Eingriff. Zudem würde sich der angedachte Standort sehr gut für Wasserkraft eignen.
Vor allem aber könne das Wasserkraftwerk nur genehmigt werden, wenn es den Zielen von Licca Liber nicht zuwiderläuft, sagt Reinhard Löffler, stellvertretender Leiter der Behörde. Der Fluss müsse Kies mit sich führen können – auch durch das Kraftwerk hindurch bzw. daran vorbei. Und Fische müssten das Kraftwerk ungehindert passieren können. Das seien die zentralen Vorgaben, die Uniper ohnehin erfüllen müsse.
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