Thomas Pekny sitzt auf der Anklagebank.
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Thomas Pekny am 28. Juli 2021 im Landgericht München.

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Münchner Theaterchef Pekny bleibt nach Freispruch im Amt

Münchner Theaterchef Pekny bleibt nach Freispruch im Amt

Das Landgericht München hat den Intendanten der Komödie im Bayerischen Hof, Thomas Pekny, vom Vorwurf des schweren sexuellen Missbrauchs freigesprochen. Pekny werde "selbstverständlich seine Ämter weiterführen", teilte das Theater inzwischen mit.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Theaterchef Thomas Pekny wird nach seinem Freispruch vom Vorwurf des schweren sexuellen Missbrauchs Intendant der Komödie im Bayerischen Hof bleiben. Er werde "selbstverständlich seine Ämter weiterführen", teilte das Theater in München mit. "Das betrifft sowohl die Intendanz als auch die Geschäftsführung."

Richter: Freispruch "eine knappe Geschichte"

Das Landgericht hatte Pekny am Mittwoch im Missbrauchsprozess freigesprochen. Der Vorsitzende Richter betonte jedoch, der Freispruch für den 69-Jährigen sei "eine knappe Geschichte" gewesen. Möglicherweise sei alles "so harmlos" gewesen wie Pekny es gesagt habe. "Wenn nicht, dann haben Sie großes Glück gehabt." Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

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Staatsanwaltschaft forderte vier Jahre und drei Monate Haft

Die Staatsanwaltschaft hatte Pekny vorgeworfen, betrunkene Frauen auf dem Oktoberfest angesprochen und mit in die Proberäume seines Theaters im Bayerischen Hof genommen zu haben. Dort soll er sich an den schlafenden Frauen vergangen und davon Videos und Fotos gemacht haben.

Angeklagt waren drei Fälle aus den Jahren 2015 und 2016, allerdings war nur bei einem die betroffene Frau ermittelt worden. Bei einem der Fälle hatte die Staatsanwaltschaft in ihrem Plädoyer sogar eine Vergewaltigung gesehen und insgesamt vier Jahre und drei Monate gefordert.

Pekny wies Vorwürfe zurück: "Ich würde so etwas nie tun"

Pekny wies die Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs im Prozess zurück. "Ich würde so etwas nie tun, ohne zuvor zu fragen", ließ er über seine Verteidigerin verlesen. Die Frauen seien einverstanden gewesen. Dies habe man nicht mit der für eine Verurteilung notwendigen Sicherheit ausschließen können, befand das Gericht.

Die Ermittlungen gegen ihn waren ins Rollen gekommen, als eine seiner Freundinnen die Fotos auf seinem Handy fand und die Polizei alarmierte. Es soll sich um Bilder von rund 30 Frauen handeln.

Frau kann sich an mehrere Stunden nicht erinnern

Eine Frau, deren Bilder und Handynummer die Polizei auf dem Telefon fand, hatte als Zeugin ausgesagt, nach der Wiesn 2016 im Alter von damals 20 Jahren zu Pekny ins Auto gestiegen und erst zu Hause wieder zu Bewusstsein gekommen zu sein.

Ihren Angaben zufolge kann sie sich an mehrere Stunden nicht erinnern, was untypisch für sie sei. Einen solchen Filmriss habe sie nie gehabt. Sie sei sich sicher, Pekny nie die Erlaubnis gegeben zu haben, sie anzufassen und zu fotografieren und sei in Therapie, nachdem sie 2018 von der Polizei davon erfahren habe, dass es solche Aufnahmen von ihr gibt.

Weitere mutmaßliche Fälle

Erledigt ist das Thema für Pekny mit dem Freispruch allerdings womöglich noch nicht, was nicht nur an den Rechtsmitteln liegt, die die Staatsanwaltschaft gegen das Urteil eingelegt hat.

Seit Prozessbeginn waren bis Mittwoch Hinweise auf zwei weitere mögliche betroffene Frauen eingegangen. Schon nach dem ersten Verhandlungstag hatte sich eine Frau bei der Staatsanwaltschaft gemeldet und Anzeige erstattet.

Zudem rief am Mittwoch kurz vor dem Urteil ein Mann beim Vorsitzenden Richter an, der sagte, seine Frau könnte eine weitere Betroffene sein und wolle aussagen. Beide mutmaßlichen Fälle wurden im Gerichtsprozess aber nicht mehr berücksichtigt.

Seit 2016 Intendant am Boulevardtheater im Hotel Bayerischer Hof

Der gebürtige Linzer Pekny ist seit Februar 2016 Intendant und Geschäftsführer der Komödie im Bayerischen Hof. Er studierte nach einer Ausbildung zum Schreiner und Holzbildhauer an der Akademie für Bildende Künste in München Szenenbild, arbeitete danach zunächst in Göttingen und Augsburg, leitete ab 1986 die Ausstattungsabteilung des Theaters Heilbronn und stattete seit 1983 außerdem viele Produktionen des Boulevardtheaters im Hotel Bayerischer Hof am Münchner Promenadeplatz aus.

Als freier Bühnenbildner war er international sehr gefragt und regelmäßiger Gast am Salzburger Landestheater. Auch bei den Luisenburgfestspielen in Wunsiedel war er engagiert ("Madagascar"). 2017 war er zum ersten Mal als Regisseur tätig, bei Carlo Goldonis Commedia dell'arte "Mirandolina".

Mit Material von dpa.

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