Die endgültige Namensfindung für den bisherigen Kardinal-Faulhaber-Platz in Würzburg hat Vorgeschichte: Ende Oktober 2022 hatte der Stadtrat bereits grundsätzlich eine Umbenennung beschlossen. Schon das war nicht unumstritten. Beispielsweise sprach sich damals schon Würzburgs Bischof Franz Jung für den Erhalt des Namens "Kardinal-Faulhaber-Platz" aus.
Barbara-Stamm-Platz fand nicht genügend Zuspruch
Die Idee der 3. Bürgermeisterin Judith Jörg eines "Barbara-Stamm-Platzes" als Widmung an die Anfang Oktober 2022 verstorbene Würzburger Politikerin wurde kontrovers diskutiert. Die Gegner argumentierten unter anderem mit den Leitlinien zur Straßenumbenennung, in denen es heißt, dass eine Straße oder ein Platz erst drei Jahre nach dem Tod der ausgewählten Person benannt werden darf. Zunächst müsse das Leben und Wirken der Person in den gesamten geschichtlichen Kontext eingeordnet werden.
Verhältnis zum Nationalsozialismus
Der bisherige Name "Kardinal-Faulhaber-Platz" geht auf einen Kardinal aus Unterfranken zurück, dem Forscher ein zwiespältiges Verhältnis zum Nationalsozialismus attestieren. Der langjährige Münchner Kardinal Michael von Faulhaber (1869-1952) stammte aus Unterfranken und erhielt in Würzburg seine theologische Ausbildung. Seine Haltung zu Adolf Hitler und der NS-Bewegung wird von vielen Forschern als "zwiespältig" beschrieben.
Eine Expertendiskussion im Rahmen möglicher Straßenumbenennungen in Würzburg Ende Juni 2022 kam zu keinem eindeutigen Ergebnis. Die Verwaltung etwa empfahl eine Kontextualisierung, also eine Einordnung des Namens etwa durch Hinweistafeln. So wird in München noch um die Umbenennung der Kardinal-Faulhaber-Straße gerungen.
"Theaterplatz" wird diskussionslos angenommen
In Würzburg bekam mit dem "Theaterplatz" die Idee den Zuschlag, die auf prägende Architektur verweist und das unmittelbar gegenüberliegende und neugestaltete Mainfrankentheater in den Zusammenhang holt. Die Abstimmung am Donnerstag (16.05.2024) verlief ohne Diskussion – die Idee eines Barbara-Stamm-Platzes stand nicht mehr zur Wahl.
In der Stadtratssitzung wurde darüber hinaus auch der "Graf-Luckner-Weiher" umbenannt. Neuere wissenschaftliche Auswertungen belegen, dass Namensgeber Felix Graf von Luckner ein Sexualstraftäter war. Der neue Titel der Teichanlage im Würzburger Stadtteil Sanderau, unmittelbar am Main gelegen, lautet "Sander-Weiher."
Weiterhin wurde per Abstimmung die "Richard-Strauss-Straße" in "Klara-Ullmann-Straße", die "Johann-Sperl-Straße" in "Johann-Sperl-Weg" und ein Teilstück der "Johannes-Kepler-Straße" in "Caroline-Herschel-Straße" umbenannt.
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