Landwirt mit Ferkel
Bildrechte: BR/ Jochen Schlawne

Landwirt Thomas Link aus Ebrach (Lkr. Bamberg) weiß nicht, ob die Schweinehaltung auf seinem Hof noch Zukunft hat.

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Tierschutz in der Landwirtschaft: Großer Wille, fehlendes Geld

Wie soll es mit der Tierhaltung weitergehen? Darüber haben die deutschen Agrarminister beraten. Es war eine Art Krisentreffen. Denn dass die Ställe tierfreundlicher werden sollen, ist Konsens – nicht aber, woher das Geld kommen soll.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Der Bauernhof der Familie Link in Ebrach im Landkreis Bamberg: Hier werden noch Ferkel erzeugt, was in Deutschland zunehmend seltener ist. Immer häufiger müssen Schweinemäster deshalb Ferkel aus dem Ausland kaufen. Die Links mit ihren 330 Sauen würden auch gerne weitermachen, der 28-jährige Sohn Jakob steht als Hofnachfolger bereit. Doch die Zukunft ihres Betriebs ist unklar. Denn um die künftigen Mindestvorschriften für Tierwohl zu erfüllen, müssten sie die Ställe für die Ferkel komplett neu bauen, vor allem um den Tieren mehr Platz zu bieten. Kostenpunkt: zwei Millionen Euro.

Viele Bauern wollen bessere Ställe – aber wie bezahlen?

Landwirt Thomas Link findet es prinzipiell gut, wenn sich an den Haltungsbedingungen etwas ändert: "Fürs Tierwohl ist es auf jeden Fall besser. Aber die finanziellen Kosten, die auf uns zurollen – momentan wissen wir nicht, wie wir die schultern sollen." Dass der gestiegene Aufwand in der Schweinehaltung künftig durch höhere Preise honoriert wird, glaubt er nicht – zumal deutsches Schweinefleisch ja mit Importen konkurriert.

Experten für Tierwohlabgabe

Genauso sah das die sogenannte Borchert-Kommission, eine vom Bundeslandwirtschaftsministerium eingesetzte Expertenrunde um den ehemaligen Bundeslandwirtschaftsminister Jochen Borchert (CDU). Sie hatte im Jahr 2020 ein Konzept vorgelegt für mehr Tierwohl in den deutschen Ställen, und wie sich das finanzieren lässt. Dass Verbraucher freiwillig genug für das Fleisch bezahlen, um damit tiergerechtere Ställe zu finanzieren, glauben die Experten nicht. Sie schlugen deshalb eine Tierwohlabgabe von 40 Cent für das Kilo Fleisch vor. Doch schon die damalige Große Koalition im Bund konnte sich nicht darauf einigen. Und in der Ampelkoalition scheitert das bisher vor allem an der FDP.

Borchert-Kommission warf im Sommer hin

Im August warf die Borchert-Kommission deshalb hin. Begründung: Es sei nicht mehr zu erwarten, dass ihre Vorschläge noch umgesetzt werden. Im Gespräch mit dem BR prophezeit Borchert einschneidende Folgen: "Gerade die jungen Landwirte, die den Betrieb übernommen haben oder gerade vor der Hofübernahme stehen, haben keine Perspektive. Die große Gefahr besteht, dass sie aufhören." Wenn ein Betrieb mit der Nutztierhaltung einmal aufgehört habe, werde das nicht wieder rückgängig zu machen sein.

Hofnachfolger hängt in der Luft

In dieser Situation befindet sich auch der 28-jährige Jakob Link in Ebrach. Für die vorgeschriebenen Stallumbauten gilt eine Übergangsfrist von zehn Jahren. Seine Eltern könnten danach wahrscheinlich in Rente gehen – aber was wird aus ihm? "Ich weiß wirklich nicht, wie kann ich den Betrieb ausbauen oder fortführen oder gar abrunden?", sagt er, "Da halt einfach für mich die Rahmenbedingungen sehr schwierig sind."

Ein Drittel der deutschen Ferkelerzeuger will in den nächsten zehn Jahren die Schweinehaltung aufgeben, hat eine aktuelle Umfrage der Interessengemeinschaft der Schweinehalter (ISN) ergeben. Ein weiteres Drittel ist unentschieden, nur 35 Prozent wollen sicher weitermachen.

Agrarminister setzen sich für höhere Zuschüsse ein

Die Agrarministerkonferenz drängt parteiübergreifend auf eine Lösung der Finanzierungsfrage. Sie gab Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir Rückendeckung für seine Verhandlungen mit Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP). "Von uns bekommen Sie Rückenwind, aber das bedeutet auch einen Auftrag“, sagte Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) zu Özdemir. Die Borchert-Kommission hatte den Zuschussbedarf für tierwohl-orientierte Stallumbauten auf vier Milliarden Euro beziffert. Bisher hat der Bund nur eine Anschubfinanzierung von einer Milliarde zur Verfügung gestellt. Özdemir sagte zu, dass er sich für eine Aufstockung einsetzen wird. Die Betriebe wollten Planungssicherheit und benötigten finanzielle Unterstützung. Dabei gelte: "Wir wollen weniger Tiere besser halten.“

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