Nach dem tödlichen Lkw-Unfall in Passau ist der Fahrer wieder auf freiem Fuß. Gegen den 63-Jährigen werde wegen fahrlässiger Tötung ermittelt, sagte eine Polizeisprecherin am Samstag. Es gebe aber keinen Hinweis auf ein vorsätzliches Delikt und keinen Haftgrund. Deshalb sei er nach seiner Vernehmung am Samstag aus dem Polizeigewahrsam entlassen worden. Der 63-Jährige war am Freitag nach einem kurzen Krankenhausaufenthalt zunächst in polizeiliches Gewahrsam genommen worden.
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37-Jährige starb am Unfallort
Der Mann hatte am Freitag mit seinem Lastwagen in der Passauer Bahnhofstraße mehrere Fußgänger erfasst. Dabei wurde eine 37-jährige Frau getötet, ihre elfjährige Tochter verstarb wenig später im Krankenhaus. Dort liegt weiterhin der neunjährige Sohn. Laut Polizei ist er außer Lebensgefahr. Auch eine 70 Jahre alte Frau liegt weiterhin in der Klinik; eine bei dem Unfall ebenfalls verletzte 45-Jährige wurde bereits entlassen.
Viele Kerzen an der Unfallstelle
Auch am Tag nach dem Unglück war das Entsetzen in Passau groß. Viele Menschen zeigten ihre Anteilnahme. Passanten haben an der Unfallstelle Kerzen entzündet, sowie Blumen und Beileidswünsche niedergelegt.
VCD fordert Lkw-Verbot in Bereichen mit vielen Fußgängern
Inzwischen hat sich der Verkehrsclub Deutschland (VCD) in Nürnberg zu Wort gemeldet. Nach Ansicht des Vereins wäre der Unfall durch eine andere Verkehrspolitik zu vermeiden gewesen. Der VCD fordert ein Maßnahmenbündel nach dem Prinzip "Vision Zero". Demnach solle Lkw-Verkehr in Bereichen mit vielen Fußgängern eingestellt werden. Ein entsprechender Verkehrsentwicklungsplan sei 2010 aber abgelehnt worden, so Bernd Sluka, stellvertretender VCD-Landesvorsitzender und gleichzeitig Vorsitzender des Kreisverbands Passau. "Logistikzentren, gebündelte Belieferung der Innenstadtbereiche nur mit kleinen, emissionsarmen Fahrzeugen und Verkehrsberuhigung der Bahnhofstraße. Damit hätte sich dieser Unfall vermeiden lassen bzw. er wäre zumindest nicht so schwer ausgefallen", so Sluka. Der VCD will bei Lieferverkehr im Innenstadtbereich auf sogenannte Mikro-Hubs, Lastenräder und elektrische Kleinfahrzeuge setzen
Unfall wurde gefilmt
Auf Anfrage hat die Polizei mittlerweile auch bestätigt, dass es ein Video vom Unfallhergang gibt. Zunächst hatte die "Passauer Neue Presse" darüber berichtet. Demnach habe sich der "Wächtermodus" eines geparkten E-Autos aktiviert und alles aufgezeichnet. Der Fahrzeughalter habe das Video der Polizei übergeben. Der Inhalt des Films bestätige die Unfallversion, von der die Ermittler bisher ausgingen.
Der Wächtermodus, bei dem mehrere Kameras permanent die Umgebung eines Fahrzeugs filmen, soll eigentlich der Abwehr von Autodieben dienen. Verbraucherschützer üben massive Kritik an dieser Technik. Autohalter, die den Modus nutzen, würden massiv gegen geltende Datenschutzregeln verstoßen und erhebliche Bußgelder riskieren, mahnen sie.
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