Biobauer, Germanist und Politiker: Der frühere Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bayerischen Landtag, Sepp Dürr, ist tot. Er starb am Donnerstag nach langer Krankheit im Alter von 69 Jahren.
"Mit Sepp verlieren wir einen begeisterten Politiker, einen langjährigen Weggefährten und beherzten Kämpfer für Kunst, Kultur, eine lebendige Demokratie und die ökologische Landwirtschaft", teilten die bayerischen Grünen mit. "Er fehlt uns nicht nur politisch, sondern vor allem auch persönlich."
Zwei Jahrzehnte im Landtag
Dürr saß für die Grünen ab 1998 zwei Jahrzehnte lang im Bayerischen Landtag. Von 2000 bis 2008 war der wortgewandte Abgeordnete Grünen-Fraktionschef - zunächst an der Seite von Christine Stahl und später von Margarete Bause - und stritt mit der CSU im Maximilianeum.
Er wollte der Regierungspartei den Heimatbegriff nicht überlassen. Stattdessen machte er sich für einen modernen Heimatbegriff stark, der nichts mit Heino und Lederhosen zu tun hat. Er veranstaltete selbst mehrere Heimatkongresse für die Grünen. "Kaum einer hatte einen so scharfen Blick und ein so tiefes Verständnis von Bayern, von Heimat und von der bayerischen Politik", schrieb Grünen-Landeschef Thomas von Sarnowski.
Bereits vor Jahrzehnten hatte Dürr den elterlichen Bauernhof im oberbayerischen Germering auf Bio-Landwirtschaft umgestellt. Er blieb zwar dort wohnen, widmete sich aber vor allem der Politik. In Germering gehörte er von 1990 bis 2002 dem Stadtrat an.
"Ein authentischer Politiker"
In der bayerischen Landespolitik löste Dürrs Tod große Betroffenheit aus. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sprach von einer "sehr traurigen Nachricht" und würdigte Dürr als aufrechten Streiter für die Demokratie. "Wir haben im Landtag oft um politische Ideen gerungen." Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU) bezeichnete den Grünen-Politiker als "aufrichtigen Demokraten, als harten Streiter in der Sache, als sehr leidenschaftlichen Kollegen".
Grünen-Fraktionschefin Katharina Schulze betonte, Dürr sei viele Jahre ein prägender Teil der Politik und eine laute Stimme der Grünen gewesen. "Und vor allem war er ein ganz feiner Mensch. Immer ein offenes Ohr, immer klar in der Analyse, immer für einen Ratsch und ein Lachen zu haben." Co-Fraktionschef Ludwig Hartmann sagte, Dürr habe für seine Werte und Überzeugungen gekämpft, "mit uns und auch gegen uns, wenn nötig". Er habe Politik nicht als Elfenbeinturm gesehen: "Er war gerne Bauer, Bayer und promovierter Studierter – vor allem war er echt."
Der SPD-Fraktionsvorsitzende Florian von Brunn twitterte: "Ich trauere um den ehemaligen Landtagskollegen Sepp Dürr. Er war ein streitbarer, ein leidenschaftlich für seine Überzeugungen kämpfender, ein authentischer Politiker. Wir brauchen Menschen wie ihn und werden ihn schmerzhaft vermissen."
Mann der klaren Sprache
Dürr galt als Mann der klaren Sprache. Der SPD-Abgeordnete Markus Rinderspacher bezeichnete Dürr als "einen herausragenden Parlamentarier", dessen pointierte Wortbeiträge jeder Debatte Würze verliehen hätten: "Seine launigen Zwischenrufe waren am Ende legendär. Er wird fehlen."
Unvergessen ist beispielsweise Dürrs Reaktion auf die Forderung des damaligen bayerischen Finanzministers und heutigen Ministerpräsidenten Söder, Franz-Josef Strauß in die Walhalla aufzunehmen: "Nach seinem heroischen Kampf für den Fortbestand der Mainzelmännchen und des Sandmännchens im deutschen Fernsehen handelt es sich hierbei um die zweitwichtigste politische Initiative des großartigen fränkischen Humoristen Markus Söder."
Die Münchner Grünen-Stadträtin Gudrun Lux schrieb auf Twitter: "Er konnte gut poltern, war 'gradnaus', derb, laut und lustig, aber er war auch ein guter Gesprächspartner, differenziert, klug, interessiert, menschenfreundlich."
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