Im Dezember 2024 stieg die Zahl der Arbeitslosen in Bayern um 7.700 auf insgesamt 293.200 Personen an. Das geht aus dem aktuellen Monatsbericht der Bundesagentur für Arbeit hervor. Die Arbeitslosenquote erhöhte sich somit innerhalb eines Monats von 3,7 auf 3,8 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr, als die Quote noch bei 3,4 Prozent lag, ist die Arbeitslosenquote deutlich höher. Der Chef der bayerischen Arbeitsagenturen, Markus Schmitz, spricht von einer schwierigen Lage auf dem bayerischen Arbeitsmarkt, auch wenn der Freistaat im bundesweiten Vergleich bestens dastehe.
Strukturwandel und Rezession
Markus Schmitz führt den Anstieg der Arbeitslosigkeit auf mehrere Faktoren zurück. Die Konjunkturschwäche setze vor allem den exportstarken Unternehmen in Bayern zu. Hinzu komme der Strukturwandel. Schmitz sieht die "Parallelität von Konjunkturveränderung und Strukturwandel" als größte Schwierigkeit für den bayerischen Arbeitsmarkt.
"Jetzt müssen wir durch kluge Wirtschaftspolitik, durch gute Begleitung sowie durch gute Arbeitsmarktpolitik dafür sorgen, dass der notwendige Strukturwandel auch zügig angegangen wird." Markus Schmitz, Chef der bayerischen Arbeitsagenturen.
Schmitz: Die Aussichten für 2025 "bleiben düster"
Die Rezession werde auch in diesem Jahr den bayerischen Arbeitsmarkt bestimmen. Konsumzurückhaltung, schwache Investitionstätigkeit und verhaltener Außenhandel wirkten sich dabei spürbar negativ aus, erklärt der Chef der bayerischen Arbeitsagenturen. Die Aussichten bleiben seiner Ansicht nach düster. Dennoch rechnet Schmitz nicht damit, dass die Arbeitslosenquote in Bayern im Jahresdurchschnitt auf 4 Prozent ansteigen könnte. Denn es gebe eine positive Entwicklung: die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten.
Beschäftigungswachstum trotz steigender Arbeitslosigkeit
Auch wenn die Arbeitslosigkeit im Jahresvergleich angestiegen ist – die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung ist es auch. Sie bleibt nach den aktuellen Daten weiterhin über der Rekord-Marke von über sechs Millionen. Schmitz rechnet damit, dass der Arbeitsmarkt auf diesem Niveau verharren wird und spricht von einer "Seitwärtsbewegung" im Jahr 2025. Das heißt, dass es ein weiteres Beschäftigungswachstum geben könnte, allerdings schwäche sich dieses insgesamt ab. Im Freistaat werden die Stellen vor allem im verarbeitenden Gewerbe und in der Automobilindustrie abgebaut. Dafür gibt es aber einen Zuwachs in Bereichen wie Erziehung, Gesundheit und Pflege. Dieses Plus wird laut Schmitz ausschließlich durch ausländische Beschäftigte erreicht.
Verlängerung des Kurzarbeitergeldes gut oder schlecht?
Die aktuellen Zahlen vom Kurzarbeitergeld sind vom Juni 2024: Im Freistaat wurde an mehr als 42.400 Beschäftigte Kurzarbeitergeld gezahlt, 10.700 mehr als ein Jahr zuvor. Die bayerischen Arbeitsagenturen berichteten, dass dieser Trend anhält. Markus Schmitz bezeichnet die Kurzarbeit als ein "Super-Instrument", um einen Wirtschaftseinbruch oder eine Pandemie zu kompensieren. Die ab diesem Jahr geltende Möglichkeit, das Kurzarbeitergeld von 12 auf 24 Monate ausweiten zu können, sieht er in Zeiten des Strukturwandels aber kritisch. Wenn man durch das Kurzarbeitergeld den Strukturwandel verzögere, sei es in diesem Fall ein schlechtes Instrument.
Schwaben ist Spitzenreiter, Mittelfranken Schlusslicht
Bayern weist mit 3,8 Prozent unter den Bundesländern nach wie vor die niedrigste Arbeitslosenquote auf. Allerdings gibt es regionale Unterschiede. Unter den Regierungsbezirken im Freistaat ist Schwaben mit einer Arbeitslosenquote von 3,3 Prozent nach wie vor Spitzenreiter. Außerdem ist die Arbeitslosigkeit hier innerhalb eines Jahres nicht so stark angestiegen wie in den anderen sechs Regierungsbezirken. Schmitz hält den ausgewogenen Branchenmix und auch die ausgeglichene Mischung von kleinen, mittleren und großen Betrieben für vorbildlich.
Auch die Oberpfalz liegt mit 3,5 Prozent deutlich unter dem bayerischen Durchschnitt. Oberbayern und Unterfranken melden eine Quote von jeweils 3,7 Prozent, Niederbayern verzeichnet mit 3,8 Prozent den gleichen Wert wie der Freistaat. Deutlich über der gesamtbayerischen Arbeitslosenquote liegt Oberfranken mit 4,2 Prozent. Mittelfranken ist mit einer Quote von 4,4 Prozent bayerisches Schlusslicht. Im bundesweiten Vergleich sei dies immer noch ein guter Wert, betont der Chef der bayerischen Arbeitsagenturen.
Quote in Kommunen reicht von 2,3 bis 7,3 Prozent
Beim Blick auf Städte und Landkreise ist die Spannweite noch größer: Während die Arbeitslosenquote in fast einem Drittel der bayerischen Landkreise unter drei Prozent liegt, meldet der schwäbische Landkreis Unterallgäu die niedrigste Quote mit 2,3 Prozent. Die oberfränkische Stadt Hof verzeichnet mit 7,3 Prozent hingegen die höchste Arbeitslosigkeit im Freistaat. Laut Schmitz macht sich in der Stadt die Gemengelage aus Rezession und Strukturwandel besonders stark bemerkbar. Das trifft auch auf eine andere oberfränkische Stadt zu: Die zweithöchste Arbeitslosenquote in Bayern verzeichnet Coburg mit 7,0 Prozent.
Im Video: Arbeitsmarkt - Kurzarbeit kann helfen
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