Der Neuschnee der vergangenen Nacht hat zu gefährlichen Verhältnissen auf Bayerns Straßen geführt. Wo noch gefrierender Regen dazugekommen war, hatten sich die Fahrbahnen schnell in gefährliche Rutschbahnen verwandelt – mit Folgen: Es gab zahlreiche Unfälle. Während sich die Situation auf den Straßen im Laufe des Tages langsam entspannt, ist am Wochenende wieder mit Glätte zu rechnen.
Auto rutscht auf Bahngleise und wird von Zug gerammt
In Stephanskirchen bei Rosenheim verlor am Donnerstagabend ein 22-Jähriger auf einem Bahnübergang die Kontrolle über sein Auto. Nach Polizeiangaben rutschte der Wagen auf die Gleise. Der Fahrer konnte noch aussteigen, bevor sein Fahrzeug von einem Intercity-Zug erfasst wurde. Niemand wurde verletzt.
Zu einer Kollision zwischen Auto und Zug kam es am Freitagnachmittag auch an einem unbeschrankten Bahnübergang in Selb im Landkreis Wunsiedel. Wie die Polizei mitteilt, hatte ein 74 Jahre alter Autofahrer auf der glatten Straße seinen Wagen nicht mehr rechtzeitig anhalten können und stieß mit der fahrenden Regionalbahn zusammen. Weder Autofahrer noch Fahrgäste des Regionalzugs wurden verletzt. Es entstand nach Polizeiangaben Sachschaden in Höhe von 10.000 Euro. Die Bahnstrecke wurde vorübergehend gesperrt, ist aber seit 17.30 Uhr wieder freigegeben.
Linienbus rutscht in Straßengraben
Am frühen Abend war bei Hetzenbach im Landkreis Cham auf schneeglatter Straße ein Linienbus in den Straßengraben geschlittert. Im Bus befanden sich sechs Fahrgäste, drei von ihnen wurden leicht verletzt. Die Feuerwehr musste eine Seitenscheibe einschlagen, um sie befreien zu können.
Pkw gerät in den Gegenverkehr
In ganz Mittelfranken kam es binnen weniger Stunden zu 55 Unfällen. So wurde ein Autofahrer schwer verletzt, der am frühen Donnerstagabend glättebedingt mit seinem Wagen auf einer Staatsstraße in Richtung Feucht in den Gegenverkehr geraten war. Dort kollidierte das Fahrzeug mit einem anderen Auto. Die Insassen des zweiten Wagens wurden leicht verletzt.
Auch bei Oberau (Landkreis Garmisch-Partenkirchen) stießen auf der Bundesstraße zwei Autos zusammen, nachdem ein Fahrer auf der glatten Fahrbahn die Kontrolle verloren hatte. Sieben der insgesamt acht Insassen wurden teils schwer verletzt. Das Auto des mutmaßlichen Unfallverursachers hatte Sommerreifen montiert. Schon Donnerstagnachmittag hatten sich bei Velburg im Landkreis Neumarkt zwei Glätte-Unfälle ereignet. Hierbei wurden insgesamt vier Menschen leicht verletzt.
Gefahr durch Eisplatten
In Bergen im oberbayerischen Landkreis Traunstein steckten am frühen Morgen zwei Lastwagen im Schnee fest. Auch in Grabenstätt ging es für mehrere Laster nicht weiter. In Obersüßbach im Kreis Landshut hatte sich bei einem Lkw vom Planenverdeck eine Eisplatte gelöst. Sie knallte auf die Windschutzscheibe eines entgegenkommenden Autos und verletzte den Fahrer im Gesicht. Der Lkw-Fahrer muss mit einer Anzeige wegen fahrlässiger Körperverletzung im Straßenverkehr rechnen, so die Polizei.
Am Freitagnachmittag sind auf der B12 im Landkreis Freyung-Grafenau sieben Menschen verletzt worden. Darunter ein Mann und ein Kind schwer, wie die Polizei mitteilte. Zwei weitere Kleinkinder und drei Erwachsene wurden leicht verletzt. Ein Auto sei demnach wegen Glätte in den Gegenverkehr geschleudert und kollidierte dort frontal mit einem entgegenkommenden Fahrzeug. Alle sieben Verletzte kamen daraufhin ins Krankenhaus. An beiden Unfallautos entstand laut Polizei ein Totalschaden. Die B12 auf Höhe Röhrnbach war für eine Stunde gesperrt.
Behinderungen auch im Bahnverkehr
Zu Störungen kam es auch im Bahnverkehr. Unter anderem bei der Bayerischen Regiobahn (BRB) und bei der Südostbayernbahn gab es vereinzelt Verspätungen und Zugausfälle. "Wir waren insgesamt stabil unterwegs", fasste eine Sprecherin der Deutschen Bahn zusammen.
Die BRB meldete dagegen Einschränkungen im Süden und Osten Oberbayerns unter anderem wegen gestörter Signale, einer gerissenen Oberleitung und Bäumen auf den Gleisen. Zwischen Ruhpolding und Traunstein sei voraussichtlich auch in den kommenden Tagen noch mit Behinderungen zu rechnen, bis die Oberleitung am Bahnhof Siegsdorf repariert ist.
Die Wetteraussichten am Wochenende
Für den Samstag ist laut BR-Meteorologe Christian Lorenz "nichts mehr wirklich Dramatisches" zu erwarten: Neben einzelnen Schneeschauern im Flachland bleibe allerdings die Lawinengefahr bestehen. Davon sind vor allem die Allgäuer Alpen oberhalb der Waldgrenze mit Warnstufe drei von fünf betroffen.
Im BR24live (oben in voller Länge zum Nachschauen) warnte der Wetterexperte vor allem für den Sonntagmorgen vor anhaltendem Glatteis: "Ich rechne gebietsweise mit erhöhter Glatteisgefahr", so der Experte. Grund dafür sei wärmere Luft, die vom Bodensee aus nach Bayern gelangt und zunächst für Regen sorgt. Wegen der tiefen Temperaturen könne der allerdings gefrieren. Vor allem im Osten Bayerns könne das den gesamten Sonntag über für glatte Straßen und Wege sorgen.
Hochwassergefahr in Unterfranken
Am Sonntagabend ist außerdem in den unterfränkischen Landkreisen Main-Spessart, Bad Kissingen, Rhön-Grabenfeld und Haßberge wegen Regenfällen und schmelzendem Schnee mit steigenden Wasserständen zu rechnen. Die örtlichen Wasserwirtschaftsämter haben daher eine Vorwarnmeldung veröffentlicht: An mehreren Pegeln wird die Überschreitung der Meldestufe 1 erwartet. Betroffene sollten aktuelle Warnungen beachten und sich regelmäßig informieren (externer Link).
Im Video: Mehrere Unfälle in Bayern nach Wintereinbruch
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