Der Tsunami am 26. Dezember 2004 hat mehr als 230.000 Menschen in acht asiatischen Ländern das Leben gekostet. Auch deutsche Urlauber waren unter den Opfern, andere überlebten schwer verletzt. Zu ihnen gehörte Verena Zach aus München.
Mittendrin im "Ungeheuer"
Wenn die 56-Jährige ihre Gefühle unmittelbar nach dem Tsunami beschreiben will, dann ringt sie auch heute immer noch um Worte: "Planlos, sprachlos, Ohnmacht" – so umreißt sie ihre Empfindungen an jenem verhängnisvollen Urlaubstag, der so wunderbar begonnen hatte.
Gerade noch haben sie und ihr Mann bei Khao Lak in Thailand einen langen Strandspaziergang unternommen. Da machen sie in der Ferne eine ungewöhnliche Beobachtung und ahnen nicht, dass es Vorboten einer Katastrophe sind: Am Horizont türmt sich weiße Gischt zu einer Wand auf, die immer näher kommt. "'Mädchen, komm, wir laufen', sagt ihr Mann plötzlich. Und wir sind losgelaufen."
Der gewaltigen Welle können die beiden trotzdem nicht mehr entkommen. Sie werden erfasst, umhergeschleudert und immer weitergetrieben. "Man darf sich das Wasser nicht als Wasser vorstellen", erklärt Verena Zach. Eine Durcheinander aus Geröll, Dreck, Sand, mitgerissenen Hütten und auch Menschen sei es gewesen: "Und in diesem Ungeheuer war ich mittendrin."
Rettung wie durch ein Wunder
Die Münchnerin hat einen Tauchschein, versucht, die Luft in den Lungen zu dosieren – und gibt fast auf. "Ich war dabei, mich zu verabschieden", sagt sie rückblickend. Sie habe gewusst, dass sie gleich Wasser schlucken müsse und damit keine Chance mehr habe. Doch dann sei "etwas in meine Hand geraten", das sie nach oben gezogen habe. Ein Styropor-Teil womöglich? Verena Zach weiß es bis heute nicht.
Tsunami als Wendepunkt
Auch ihr Mann hat überlebt. Beide sind schwer verletzt. Dann sehen sie eine zweite Welle auf sich zukommen, die sie aber zum Glück nicht mehr erreicht. Helfer bringen sie in ein Krankenhaus. Gut eine Woche später wird das Ehepaar zurück nach Deutschland transportiert.
Daheim wird den beiden bald klar: So wie bisher "wollen wir nicht weiterleben", erinnert sich Verena Zach. Sie hängt ihren Bürojob an den Nagel, wird Schriftstellerin. Gerade hat sie ihr neuestes Buch veröffentlicht: "Der Strand unserer Liebe". Der Tsunami spielt dort auch eine Rolle, und wie in all ihren Schicksalsromanen geht es um Hoffnung, Liebe "und große Gefühle", wie sie lächelnd sagt.
"Antwort, warum wir überlebt haben"
Die größte Veränderung nach dem Tsunami: Verena Zach und ihr Mann Josef sind Eltern geworden. "Nicht nur ein Geschenk, sondern auch eine Überraschung" sei das gewesen, erzählt sie, "wir haben beide nicht damit gerechnet". Doch die heute 17-jährige Tochter sei "schon auch eine Antwort darauf, warum wir überlebt haben".
Urlaub macht die Familie heute am liebsten an der Adria. Die Freude am Meer hat sich Verena Zach zurückerobert, aber bei hohem Wellengang muss sie "nicht unbedingt hinein". Urlaub in Thailand steht ohnehin nicht mehr zur Debatte: "Also, es zieht weder meinen Mann noch mich dort hin."
Im Video: Erinnerung an den Tsunami 2004
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