Collage: Das Jahr 2024 in Bayern - Juli bis Dezember
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Das Jahr 2024 in Bayern (2): Bälle, Knochen und ein Doppelwumms

Das Jahr 2024 in Bayern (2): Bälle, Knochen und ein Doppelwumms

Es wird ein Sommer der Superlative: Europa spielt in München Ball. Zwei Pop-Diven und ein Stammtisch im Allgäu stellen Rekorde auf. In Niederbayern graben sie einen sehr alten Mitbürger aus. Später rumst es gewaltig. Der Bayernrückblick, Teil 2.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

Und dann ist er doch da, der Sommer der Superlative. Anpfiff!

Der Ball rollt durch Bayern

Sechs Partien mit 16 Toren erlebt die Fröttmaninger Arena zur EM, zum Auftakt ein rauschendes 5:1 gegen Schottland - Geburtsstunde eines doppelköpfigen Sturmmonsters namens Wusiala. Die Fans strömen ins Stadion, die - von über 650.000 Menschen besuchte - Fanzone im Olympiapark, in Kneipen und vor die Bildschirme überall im Land.

Es ist eine paneuropäische Party. Sommermärchensehnsüchtige Bayern feiern mit sangesfreudigen Schotten (einquartiert in Garmisch; einer ist zu Fuß gekommen), mit höflichen Rumänen und knallroten Dänen, die den Münchner Hirschgarten zur Home Zone machen.

Unvergesslich auch die quer durch München hüpfenden Oranje-Fans, deren Stammestanz ("Nach links! Nach rechts!") die Europawahl nachzuspielen scheint. Nur einige serbische Fans verwechseln die EM mit einer Meisterschaft im Stuhlwerfen.

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"Zieht den Holländern die Lederhosen aus ..."

Königinnen auf der Durchreise

Am Ende bleibt Spanien ungeschlagen. Deutschland ist Europameister der Herzen.

Bierruhe kehrt deshalb in München noch lange nicht ein. Die Konzertereignisse mindestens des Jahrhunderts infizieren die Fans mit Taylormania und akuter Adelitis.

Taylor und der Zauberberg

Ende Juli versammeln sich 150.000 Fans von Taylor Swift zu zwei "Eras"-Konzerten im Olympiastadion, Zehntausende Kartenlose machen den Olympiaberg zum "Mount Swiftie" - "a magic experience", postet Taylor auf X.

Schon 19 Stunden vor Showbeginn begehren die ersten Fans Einlass – Swifties wie die 22-jährige Paula in ihrem Funkelkleid: "Dafür hab ich 10.000 Glitzersteine eingekauft und einzeln aufgeklebt." Andere Fans ziehen bei 32 Grad mit Hunderten Freundschaftsbändchen (selbstgemacht!) umher, suchen Tauschpartner.

Die Atmosphäre oszilliert zwischen Poolparty ohne Pool, Kinderfasching und Heiligabend. Dann kommt das Christkind. Es glitzert, grüßt mit "Servus", macht die Swifties drei Stunden glücklich – und Platz für die nächsten Rekordevents.

Video: München - Swifties im Glück

 Zehntausende Fans verfolgen die Konzerte von Taylor Swift vom Olympiaberg
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Zehntausende Fans verfolgen die Konzerte von Taylor Swift vom Olympiaberg

Adele – 4.159 Quadratmeter groß

Taylor spielt zweimal, Coldplay dreimal. Adele, die ungern fliegt, hat beschlossen, alle zehn Europakonzerte in München zu absolvieren. Im Web wird um 730.000 teure Tickets gerangelt, an der Messe Riem die "Adele World" aus dem Boden gezaubert. Mit der hat Star-Bühnenarchitekt Florian Wieder Adele nach München gelockt.

"Dann sagt sie: Warum ausgerechnet München? Und dann habe ich gesagt: München ist eine Stadt, die funktioniert auch für große Spektakel." Florian Wieder

17-Meter-Tribünen, 96 Meter Catwalk, die angeblich weltgrößte Outdoor-LED-Wand: 4.159 Quadratmeter. Vergleichsweise stummelartig die Drei-Meter-Schleppe von Adeles Kleid. Beim letzten Konzert erzählt die Künstlerin unter Tränen, dass sie gleich heimfliegt, um ihr Kind in die Schule zu bringen und eine "unglaublich lange Auszeit" zu nehmen.

Video: Adele ist dann mal weg

Adeles Konzertarena wird abgebaut.
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Schon bald Vergangenheit: Adeles Konzertarena auf dem Freigelände der Messe München.

Die Stadt, die Stars und der Müll

Und München? Baut wieder ab (Zeitraffer). Hoteliers und Einzelhandel sind zufrieden - der Sommer hat so viele Touristen nach München gelockt wie nie zuvor. Andererseits sammelt die Stadtreinigung an den Taylor-Tagen olympiareife 60 Kubikmeter Müll. Und ein EU-Klimapakt-Botschafter rechnet hoch, dass jeder vierte Adelist per Flugzeug angereist ist.

Ein Sommer der Superlative

Wo Bayern ist, ist vorn. Auch im Allgäu. Beim Adlerwirt Sonthofen stellen Kartler mit Sitzfleisch und Ellenbogenschonern einen Guinness-Weltrekord im Dauerschafkopfen auf - 192 Stunden am Stück. Doch der Blick ins Web verrät: auch die Rekord-Konkurrenz schläft 2024 nicht.

USA: Teuerster Wahlkampf ever. In China stehen 30 Millionen Neubauwohnungen leer; ob man ein paar einfliegen lassen könnte? Die Saudis planten eine Bandwurmstadt namens "The Line" - 170 Kilometer lang, was der Autobahn München-Nürnberg entsprochen hätte. Nun wird die Kokserfantasie aus Beton wohl kürzer als die nach Ewigkeiten verschwundene Dauerbaustelle der A92 zwischen Moosburg und Landshut oder der Ausbau der A3 bei Regensburg.

Schöne Bescherungen auf der A3 und im Neubaugebiet

Letztere ist die zweitlängste Deutschlands, Nordwest-Südost, und macht auch sonst Freude. Mehrfach berichtet BR24 über lukrative Polizeikontrollen - mal liegt eine halbe Million im Kofferraum, mal fünf Kilo Gold unterm Sitz. Weiß der Fahrer nicht mehr, wo er's herhat, feiert der Staat Zwischenweihnachten. 2024 kommen 3,5 Millionen Euro zusammen - geht es so weiter, sind die 290.000.000 für den A3-Ausbau schon im Jahr 2107 wieder drin.

Andere Bescherungen 2024? Ein selbstgemaltes Bild, das ein Mitarbeiter in der Pinakothek aufhängte. Eine Recyclinganlage für gebrauchte Hotelseifen in Nürnberg. Und natürlich der "Exinger": ein 6.800 Jahre alter Steinzeitmensch - 1.500 Jahre älter als Ötzi - ausgegraben in einem Neubaugebiet bei Landau. Ohne Geldkoffer, dafür neben einem Täschchen mit Feuerstein und "gespaltenem Eberzahn".

Trumpelpfade durch die Weltgeschichte

Apropos gespalten: Am 6. November 2024 - Sie erinnern sich? - wachen wir mit einem triumphierenden Trump auf und gehen mit einer kaputten Ampel ins Bett. Doppelwumms! Es fühlt sich ein bisschen an wie die Sprengung der Kühltürme des AKW Grafenrheinfeld, kombiniert mit der Nachricht, dass der ausgelagerte Atommüll von Isar II jetzt wieder nach Hause will. Per Bahn.

Video: Doppelwumms in Grafenrheinfeld

Im Video: Die Sprengung der beiden Kühltürme
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Im Video: Die Sprengung der beiden Kühltürme

Manchmal ist alles ganz harmlos. Manchmal.

Gut, dass es nicht immer kommt, wie befürchtet. Das zeigt die vermeintliche Bombendrohung in einem Zug bei Oberkotzau im oberfränkischen Landkreis Hof. Ein Mann wendet sich mit einem Handy-Übersetzungsprogramm an seine Sitznachbarin. Die Frau erkennt arabische Schriftzeichen und liest auf Deutsch etwas von einem explodierenden Zug. Bundespolizei rückt zur Evakuierung an. Erst ein Dolmetscher gibt Entwarnung: Der Mann wollte nur wissen, ob der Zug geteilt werde und ob er selbst im richtigen Waggon sitze.

Hoffen wir, dass die gespaltene Gesellschaft auch 2025 nicht explodiert und wir stets im richtigen Waggon sitzen. 25 - auch das eine gute Zahl: Das dritte Jahrtausend ist ein Vierteljahrhundert alt. Ob es bald erwachsen wird?

BR24 wünscht gesegnete Feiertage und ein erfreuliches neues Jahr!

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