Ein Zug steht im ICE-Tunnel bei Coburg im Rahmen einer Übung
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Katastrophenschutzübung im ICE-Tunnel bei Coburg

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Übung im Tunnel: Rettungskräfte proben Ernstfall bei Zugunglück

Übung im Tunnel: Rettungskräfte proben Ernstfall bei Zugunglück

Bei einer großangelegten Katastrophenschutzübung im ICE-Tunnel bei Coburg mussten fast 700 Rettungskräfte einen simulierten Zugunfall bewältigen. Während Schreie aus dem steckengebliebenen Zug drangen, galt es, Verletzte sicher zu bergen.

Über dieses Thema berichtet: Rundschau Magazin am .

Der Franken-Thüringen Express kollidiert mit einem unbekannten Gegenstand im ICE-Tunnel bei Coburg. Es war offenbar ein Sabotageakt, es gibt viele Verletzte, ja, sogar Tote. Am Wochenende war dieses Schreckensszenario zum Glück nur eine Übung: Tausende Menschen fahren täglich auf der ICE-Schnellstrecke von München nach Berlin. In einem Tunnel bei Coburg war ein Zug stecken geblieben. Fast 700 Einsatzkräfte haben den Ernstfall geprobt.

Verletzte rufen um Hilfe

Aus dem Zug, der im Tunnel Feuerfelsen steht, sind Schreie zu hören. Fahrgäste machen auf sich aufmerksam, viele sind verletzt. Die Menschen in den Zügen sollen so realitätsgetreu wie möglich auf ihre ausweglose Situation hinweisen. Für die Retter eine große Herausforderung. Es ist dunkel, der Strom der Oberleitung wurde aus Sicherheitsgründen abgestellt. Bis die ersten Opfer geborgen werden können, dauert es fast eine Stunde. Für die Beteiligten fühlt sich das wie eine halbe Ewigkeit an, doch die Retter kommen nicht schneller voran.

Auch im Ernstfall kann es lange dauern

Die Einsatzkräfte fahren aus dem gesamten Landkreis zur Unglücksstelle. Über einen Tunnelschacht gelangen sie zum steckengebliebenen Zug. Doch bis der erste Feuerwehrler in den Tunnel kann, dauere es, sagt Stefan Zapf, Kreisbrandinspektor der Coburger Feuerwehr. Das liege daran, dass erst einmal der Strom abgestellt werden müsse, kein Kamerad dürfe sich in Gefahr bringen. Erst, wenn die Bahn grünes Licht gibt, dürfen die Retter zur Unglücksstelle. Mit schwerem Gerät und Atemschutz rücken die Einsatzkräfte der Feuerwehr in den Tunnel vor. Noch stehe nicht fest, ob es brennt, daher der Atemschutz, erklärt Stefan Zapf.

Nur die Feuerwehr darf in den Tunnel

Der Trupp für den Erstangriff hat den Zug erreicht. Auch wenn Schreie von Verletzten nach außen dringen, müssten die Kameraden Ruhe bewahren, sagt der Einsatzleiter. Es gehe jetzt darum, die Lage zu analysieren. Wie viele Menschen sind verletzt, wer muss sofort aus dem Tunnel, wer kann noch laufen, wo muss geholfen werden? Viele Fahrgäste sind so schwer verletzt, dass sie mit speziellen Vorrichtungen auf einem Rettungsgleis aus dem Tunnel gezogen werden müssen. Erst außerhalb des Tunnels werden die Verletzten dem Rettungsdienst übergeben. Nur die Feuerwehr darf zum Unglücksort, aus Sicherheitsgründen, wie Kreisbrandinspektor Stefan Zapf sagt.

Monatelange Vorbereitungen

Die Katastrophenschutzübung sei monatelang vorbereitet worden, sagt Coburgs Oberbürgermeister Dominik Sauerteig (SPD). Viele Rettungsorganisationen, die Bahn, die Polizei, das Technische Hilfswerk seien eingebunden gewesen. Der Oberbürgermeister schaut sich die Rettungsaktion im Tunnel gemeinsam mit vielen Beobachtern an. Er sei froh, dass alles so gut läuft, sagt er. Fast 700 Einsatzkräfte müssen an diesem Abend koordiniert werden, das geschieht aus der Leitstelle, die im Feuerwehrhaus sitzt. Eingebunden ist auch das Klinikum Coburg, denn im Ernstfall müssen die Verletzten hier behandelt, zusätzliche Ärzte trotz Freizeit alarmiert werden.

Hochschule analysiert die Übung

Bis in die frühen Morgenstunden dauert die Übung. Vor dem Tunnel stehen Menschen, die sich selbst in Sicherheit bringen konnten. Sie beschweren sich darüber, dass es kalt sei, sie Durst hätten und sich niemand um sie kümmere. Im Ernstfall brauche es hier definitiv ein Zelt, Decken und Versorgung mit heißen Getränken, sagt ein Feuerwehrmann. Dinge, die verbessert werden müssen, werden notiert. Professionell aufbereitet wird die Rettungsaktion auch von einer Hochschule aus Hamburg. Die Retter sind mit einem kleinen Chip ausgestattet, der beispielsweise die Bewegungsabläufe aufzeichnet. So können die Verantwortlichen später sehen, wo die Rettungskette nicht hundertprozentig funktioniert hat, und was optimal gelaufen ist.

Im Video: Katastrophenschutzübung bei Coburg

Was, wenn in einem Tunnel ein Zug steckenbleibt oder verunglückt? Dieses Szenario wurde in Coburg in Oberfranken nachgestellt.
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Was, wenn in einem Tunnel ein Zug steckenbleibt oder verunglückt? Dieses Szenario wurde in Coburg in Oberfranken nachgestellt.

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