Die Naturschutzverbände des Bündnisses für einen Nationalpark Steigerwald haben etwas über 1.000 Menschen in Bayern nach ihrer Position befragen lassen. Das Ergebnis: Knapp drei Viertel von ihnen befürworten einen neuen bayerischen Nationalpark im Steigerwald.
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Besonders hohe Zustimmung bei CSU-Wählern und Anwohnern
Was das Bündnis bei der Pressekonferenz in München besonders hervorgehoben hat: Die Zustimmung mit 76 Prozent ist besonders hoch bei Menschen, die in der Umfrage des Instituts Kantar Public angegeben hatten, CSU zu wählen. Auch bei Anwohnern nennt das Institut 75 Prozent als Ergebnis. Die Gesamtzustimmung liegt bei 73 Prozent.
Früher hatte es bereits ähnliche Umfragen gegeben, allerdings noch keine bayernweite und keine mit so hohen Werten für die Nationalpark-Idee. Richard Mergner vom Bund Naturschutz freute sich besonders über dieses Ergebnis. Er schränkte aber auch ein: "Viele Abgeordnete der CSU haben nicht erkannt, dass sie hier gegen den Mehrheitswillen der Bevölkerung sind. Das ist fast wie in der Atomdiskussion, die über Jahre Schutzgebiete abgelehnt hat." Das sei deswegen so verwunderlich, "weil die CSU eigentlich eine Nationalpark-Partei ist. Sie hat die ersten Nationalparks – nämlich Bayerischer Wald, Berchtesgadener Land – in Deutschland auf den Weg gebracht." Dass in dieser Wahlperiode ein dritter Nationalpark in Bayern ausgeschlossen ist, schreckt die Befürworter nicht.
Im Koalitionsvertrag von 2018 wurde die Ausweisung von zehn Prozent Naturwald verankert und flächenmäßig im Staatswald auch umgesetzt, lobte Volker Oppermann von Greenpeace Bayern: "Das war richtig und sollte noch ausgebaut werden." Besonders nötig sei der Schutz ökologisch wertvoller Laubwälder in einem Nationalpark Steigerwald, aber auch in einem Biosphärenreservat im Spessart. 88 Prozent hatten in der Umfrage angegeben, dass sie mehr Naturwälder wünschen.
"Artenschutz und Tourismus würden profitieren"
Das Bündnis für den Nationalpark Steigerwald betont den Artenschutz mit der gefährdete Pflanzen- und Tierwelt, die von der Ausweisung eines Nationalparks Steigerwald besonders profitieren würde, ebenso der Tourismus. Helmut Beran, Geschäftsführer vom Landesbund für Vogelschutz (LBV), sagte dem BR, der Wald könne noch toller werden, wenn er Nationalpark wäre. "Weil natürlich der Alt- und Totholzanteil weiter steigen würde. Das würde vielen Tier- und Pflanzenarten nützen, die auf einen hohen Alt- und Totholzanteil im Wald angewiesen sind." Ebenso verspricht sich Beran viel von einem Nutzungsverzicht für diesen dann besonders geschützten Teil des Steigerwalds: "Wir hätten auch keine großflächigen Störungen mehr im Wald durch Holzentnahme etc., was auch für viele störungsempfindliche Tierarten wieder von Vorteil wäre. Ein Nationalpark ist ein Hotspot der Artenvielfalt."
Die Artenzusammensetzung eines Nationalparks und von nicht genutzten Wäldern ist deutlich höher als in bewirtschafteten Wäldern. Das würde auch den Tourismus in der eher strukturschwachen Region unterstützen, sagt Christine Eben von den Naturfreunden Bayern: "Wir unterstützen einen Nationalpark Steigerwald mit ganzem Herzen, weil ein Nationalpark in Nordbayern eine wichtige und zukunftsweisende Einrichtung für die Umweltbildung und für einen nachhaltigen, umwelt- und sozialverträglichen Tourismus hierzulande wäre."
Auf einem Schaubild war zu sehen, dass beispielsweise sogenannte Rückegassen tiefe Schneisen in den Waldboden drücken, sodass bei Starkregen Wasser sehr schnell abläuft, vor allem wenn diese Schneisen hangabwärts verlaufen. Auch hier würde ein Nutzungsverzicht im Nationalpark die Situation weiter verbessern. Denn gerade der Boden in diesem Mischwald wirke wie ein Schwamm, stellten die Referenten am Vormittag heraus.
Gegner des Nationalparks halten Ausweisung nicht für notwendig
Die Gegner eines Nationalparks, organisiert im Verein "Unser Steigerwald", argumentieren vor allem damit, dass die Sägewerke der Region auf Laubholz-Lieferungen aus dem Staatswald angewiesen seien. Naturschutzziele ließen sich auch ohne Nationalpark verwirklichen. So heißt es auf der Webseite des Vereins: "Wir unterstützen eine nachhaltige waldwirtschaftliche Nutzung, die alles vereint: den Erhalt und Ausbau des Natur- und Artenschutzes, die nachhaltige Nutzung des CO₂-neutralen Rohstoffes Holz und den Wunsch nach Erholung im Steigerwald."
Ein Nationalpark in Franken nur im Staatswald
"Bayern wäre von Natur aus ein Buchenland", argumentieren die Befürworter des Nationalparks. Darum fehle gerade in Franken ein Nationalpark, eben weil es ein zusammenhängendes Rotbuchengebiet ist. Bisher werden die meisten Buchen im Staatsforst nach 80 bis 140 Jahren gefällt, lange vor ihrer natürlichen Altersgrenze, wird in der Broschüre für den Nationalpark argumentiert. Dabei würden sie erst richtig ökologisch wertvoll ab einem Alter von 180 bis 200 Jahren.
Ein Hauptargument ist die schiere Größe oder vielmehr die eher geringe Ausdehnung des Nationalparks Steigerwald. Als Mindestgröße für einen Nationalpark sind 10.000 Hektar vorgeschrieben. Die 11.000 Hektar im wertvollsten Bereich liegen allein im Staatswald. Private Waldeigentümer sind nicht betroffen.
Auch die Holznutzung sei weiter gewährleistet, sagte Richard Mergner, deshalb sei der Konflikt zwischen dem Schutz und Naturschutz konstruiert: "Für uns als Bund Naturschutz ist klar, wir brauchen auf 90 Prozent unserer Waldfläche tatsächlich die Nutzung von Holz." Holz sei der wichtigste nachwachsende Rohstoff. "Aber wir brauchen eben auch auf zehn Prozent tatsächlich Schutzgebiete und einen Nationalpark im Bereich der Buchenwälder. Das ist nicht nur für den Naturschutz, sondern auch für die Bevölkerung und für die Regionalentwicklung ein absolutes Muss." Die Fläche, die der Nationalpark einnehmen würde, beträgt laut Mergner "nur zehn Prozent dieses Naturwalds". Das sei ja das Besondere, dass der Vorschlag der Naturschutzverbände und auch des früheren Landrats der CSU des Landkreises Bamberg darauf beruhe, dass nur Staatswald zum Nationalpark würde.
Auch Windräder im Gespräch für den Steigerwald
Um den Ausbau der Windkraft voranzutreiben, wird Bayern mehr Flächen ausweisen. Wirtschafts- und Energieminister Hubert Aiwanger und Umweltminister Thorsten Glauber (beide Freie Wähler) haben sich dazu im Juni in Geiselwind informiert. Es ging um Planungen der Gemeinde Geiselwind und der Stadt Iphofen sowie des Landkreises Kitzingen für neue Windenergieanlagen im Naturpark Steigerwald. Die Region, die teils in Unter-, Mittel- und Oberfranken liegt, ist heute noch Ausschlussgebiet für Windenergieanlagen. Das soll sich nach dem Willen der beiden Minister ändern. Windkraftanlagen im Wald werden ja besonders unterstützt und sind im Wind-an-Land-Gesetz vorgesehen.
Der bisherige große Naturpark sei zwar schön, aber ein "Naturpark ist die schwächste Schutzkategorie. Da darf sozusagen alles gemacht werden, er ist ein touristisches Projekt. Aber der Nationalpark wäre eben tatsächlich die Krönung und würde keinerlei Privatwälder betreffen", sagte Mergner.
Unterstützung von den Landtags-Grünen
Auf die Umfrage und die Pressekonferenz in München reagierten die Grünen im Bayerischen Landtag am Nachmittag. Rund drei Viertel der Befragten "steht hinter einem Buchenwald-Nationalpark in Franken, der den eindrucksvollen Altbaumbestand und die seltenen Arten dieses Staatswaldes erhält". Dies bestätigen die Umfrageergebnisse aus der Nationalparkstudie 2020, so der Abgeordnete Patrick Friedl. Bayern stehe international in der Verantwortung, Buchenwälder samt ihrer Fauna und Flora zu erhalten. Dazu brauche es auch großflächige Schutzgebiete, die nicht durch Randeffekte negativ beeinflusst werden. "Bisher ist der Schutz dieser Wälder im Kerngebiet ihrer Verbreitung unzureichend."
Die Grünen fordern die Staatsregierung auf, "ihren Widerstand gegen den Nationalpark Steigerwald aufzugeben". Der BR hatte beim bayerischen Umweltminister Glauber nachgefragt, aber bis zum Nachmittag keine Stellungnahme bekommen. Bisher sind die Ministerien und die Fraktionen von CSU und Freien Wählern mehrheitlich gegen die Ausweisung eines dritten Nationalparks in Bayern.
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