Ein normaler Vormittag in Holzkirchen. Am Marktplatz herrscht reger Verkehr. Und das ist in Holzkirchen eigentlich oft so. Am Sonntag hatten die Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit über zwei geplanten Straßenbauprojekte im Raum Holzkirchen abzustimmen - und lehnten sie ab.
Verkehr von und nach Bad Tölz
Die Fronten im Vorfeld waren verhärtet, denn nicht alle sind für die Umgehungsstraßen. Es geht hauptsächlich um den Verkehr Richtung Bad Tölz. Pendler aus dem Raum Bad Tölz fahren nach Holzkirchen zum Bahnhof, Lkw fahren für Lieferungen nach Bad Tölz und wieder zurück. Das alles findet auf der B13, der Tölzer Straße, statt, die am Marktplatz in Holzkirchen abzweigt. Und dann ist da natürlich noch der innerörtliche Verkehr.
Holzkirchen soll entlastet werden
Seit Jahren wünschen sich viele Holzkirchner eine Verkehrsberuhigung im Ort, und zwar in Form einer Südumfahrung. Christian Hirschberg zählt zu den Befürwortern. Er ist auch Sprecher der "Schutzgemeinschaft gegen Verkehrsbelästigung", die rund 450 Mitglieder zählt. Der Verkehr zerfresse den Ort, so Hirschberg im BR-Interview. Vor allem der Schwerlastverkehr, der von der A8 über den Ort nach Bad Tölz wolle, müsse aus Holzkirchen verbannt werden. Hirschberg plädiert für eine Herabstufung der B13 im Ortsbereich, erst wenn sie dort keine Bundesstraße mehr ist, habe die Gemeinde Einflussmöglichkeiten. Eine mögliche Südumfahrung sei eine tragende Säule der Ortsentwicklung, so Hirschberg.
Ortsumfahrung Großhartpenning
Die Sachlage ist verzwickt. Sollte Holzkirchen eine Südumfahrung bekommen - die sogenannte "Trasse blau" - dann dürfte Großhartpenning weiter südlich im Verkehr ersticken. Deswegen plant das Staatliche Bauamt Rosenheim auch für Großhartpenning eine Umfahrung - die sogenannte "Trasse grau". Doch diese Umfahrung ist ebenfalls umstritten, vor allem bei Natur- und Landschaftsschützern.
Kritiker befürchten Zerstörung der Landschaft
Dazu zählt auch das Bündnis "Beste Gegend", das beide Ortsumfahrungen vehement ablehnt. "Damit die Seele unserer Landschaft erhalten bleibt", heißt es auf der gleichnamigen Homepage. Andere Lösungen als der Straßenneubau werden dort vorgeschlagen, zum Beispiel solle die Gemeinde eine innerörtliche Verkehrsberuhigung mit Tempo 30 durchsetzen, auch auf der Bundesstraße, fordert Stefan Rank von der Bürgerinitiative "Hartpenning muckt auf". Wenn Strecken langsamer würden, lenkten auch Navis den Verkehr anders. Außerdem würden durch den Bau der Umfahrung kleine Ortschaften in der Gegend schwerer erreichbar. Eine Hoffnung sieht Rank im 49 Euro-Ticket, das für Bad Tölzer den ÖPNV vielleicht attraktiver mache, und sie dann nicht mehr mit dem Auto nach Holzkirchen zum Bahnhof fahren müssten.
- Zum Artikel: "Wie sieht der Verkehr der Zukunft aus?"
Gespaltene Stimmungslage
Bei einer nicht repräsentativen Umfrage auf dem Marktplatz von Holzkirchen sind alle Meinungen anzutreffen. Die einen glauben, Holzkirchen brauche die Umfahrung unbedingt für einen lebenswerten Ort. Andere lehnen den Flächenverbrauch durch die Straßenbauprojekte ab. Weiter im Süden, in Großhartpenning, sind ebenfalls verschiedene Meinungen anzutreffen. Die einen fordern vehement eine Umgehung, mehr Verkehr sei unmöglich zu ertragen. Andere wollen die schöne Landschaft zwischen Kleinhartpenning und Großhartpenning nicht zerstört sehen.
Bürgerentscheid am Sonntag: Mehrheit gegen Ortsumfahrungen
Eigentlich bräuchte es gar keinen Bürgerentscheid. Der Gemeinderat hat sich aber dafür entschieden, die Bürgerinnen und Bürger darüber abstimmen zu lassen, ob die Planungen weiter verfolgt werden sollen, erklärt Holzkirchens Bürgermeister Christoph Schmid (CSU). Mit dem Staatlichen Bauamt Rosenheim, das ja eigentlich für die Bundesstraßen zuständig ist, sei man in enger Abstimmung und das Ergebnis werde dort akzeptiert, so der Bürgermeister. Schmid hofft auf eine hohe Wahlbeteiligung und ein klares Ergebnis.
Das lieferten die Bürger: Die Südumfahrung Holzkirchen lehnten im Bürgerentscheid 1 knapp 60 Prozent der Wähler ab. Die Nordwestumfahrung, also die Ortsumfahrung für Großhartpenning, lehnten 70 Prozent im Bürgerentscheid 2 ab. Die Wahlbeteiligung lag bei 56 Prozent. Es sei ein klares Votum, so Bürgermeister Christoph Schmid, auch wenn er durchaus überrascht sei, dass die Südumfahrung so deutlich abgelehnt wurde. Schmid hoffe nun, dass alle Beteiligten dieses Ergebnis akzeptieren. Nun sei der Gemeinderat von Holzkirchen gefordert, Maßnahmen aus dem Mobilitätskonzept umsetzen.
Große Freude herrschte am Abend in Großhartpenning, bei der Wahlparty des Bündnisses "Beste Gegend", das im Vorfeld dafür geworben hatte, beide Trassen beim Bürgerentscheid abzulehnen. Das Ergebnis zeige, dass der Straßenbau aus der Zeit gefallen sei. Anstatt den Verkehr zu verlagern, müssen Lösungen gefunden werden, forderte Stefan Rank von der Bürgerinitiative "hartpenning muckt auf."
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