Ein Mann und eine Frau sitzen an einem Klavier.
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Jeder sollte Zugang zur Musik bekommen - findet eine Musikpädagogin, die im oberfränkischen Pegnitz eine inklusive Musikschule leitet.

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Inklusive Musikschule: "Unterricht nach Schema F gibt es nicht"

Inklusive Musikschule: "Unterricht nach Schema F gibt es nicht"

Jeder sollte Zugang zur Musik bekommen. Egal wie alt, egal wie talentiert und ganz egal, ob mit oder ohne Behinderung - findet eine Musikpädagogin, die im oberfränkischen Pegnitz eine inklusive Musikschule leitet.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Die Tür in der kleinen Musikschule "MINA" in Pegnitz öffnet sich. Zielstrebig kommt der 20-jährige Hannes in Jeans, Turnschuhen und grauem Kapuzenpulli herein. Er steuert direkt auf das Klavier zu, das vor einer weißen Wand steht. Auf der Tastatur sind zwei Töne mit farbigen Aufklebern markiert – C und E. In der kommenden Stunde, wird er ausschließlich diese beiden Töne spielen. Denn Hannes ist Autist. Seit einem Jahr kommt er alle zwei Wochen zu Musikpädagogin Katrin Heinz-Karg.

Von 3 bis 88: Große Bandbreite an Schülern

"MINA" steht für: Musikunterricht – individuell – natürlich – anders. "Anders ist, dass ich eine Musikschule betreibe für Menschen mit und ohne Behinderung", sagt Heinz-Karg. "Hier kann jeder kommen, der Musik lernen oder machen möchte. Egal wie alt, egal ob mit oder ohne Vorkenntnisse, egal ob mit oder ohne Handicap."

Vor zweieinhalb Jahren kam die zweifache Mutter mit ihrer Idee nach Pegnitz. Aktuell hat sie etwa 40 Schüler und Schülerinnen im Alter zwischen drei und 88 Jahren. Darunter Menschen mit ADHS, Lernschwächen, aber auch Schlaganfallpatienten oder Senioren, die einfach ein Musikinstrument lernen möchten und sich in keine reguläre Musikschule trauen.

Kein Schema F: Individueller Musikunterricht möglich

Für den Autisten Hannes sei der Klavierunterricht ein Highlight, sagt seine Mutter Heidi Schleicher. "Er fiebert der Stunde immer entgegen und ist enttäuscht, wenn sie einmal ausfällt oder Ferien sind." Hannes selbst spricht während seiner Stunde nicht mit Heinz-Karg. Lächelt aber hin und wieder, zeigt so, dass er offenbar Spaß an der Musik hat.

Gespielt werden ausschließlich Songs der schwedische Band ABBA. "Das macht ihn glücklich, also machen wir das", so die Musikpädagogin. Die beiden sitzen Schulter an Schulter vor dem Klavier. Sie spielt den Song und Hannes dazu seine beiden Töne – mal im Takt, mal nicht. Die Musikpädagogin geht auf jeden ihrer Schüler individuell ein. "Ich weiß nie, was mich erwartet. Das ist anstrengend und spannend zugleich. Unterricht nach Schema F gibt es nicht", so Heinz-Karg.

Chorleitung beim Lebenswerk

Alle zwei Wochen probt sie außerdem mit dem Chor vom Bayreuther Lebenswerk. Die Leitung hat sie vor gut einem Jahr übernommen. Hier heißt es, die unterschiedlichen Charaktere und ihre musikalischen Fähigkeiten zu koordinieren. Am Keyboard sitzt beispielsweise die blinde Petra Bormann.

Der Chor sitzt im Stuhlkreis, jeder hat seine eigene Mappe mit Notenblättern und Texten in der Hand. Jeder bringt sein musikalisches Talent ein. Nicht nur stimmlich – auch an der Flöte oder am Akkordeon. "Wir haben ganz tolle Sängerinnen und Musikerinnen. Bei manchen Songs bekomme ich richtig Gänsehaut", so die Chorleiterin. Das gemeinsame Musizieren ist für die Gruppe sehr wichtig und fester Bestandteil im Alltag neben der Arbeit im Lebenswerk.

Angebote wie jenes der Musikpädagogin aus Pegnitz sind allerdings rar. Hannes' Mutter erzählt, sie habe lange gesucht. "Wir hatten Musiktherapie in der Kinderklinik in München. Und auch in Nürnberg waren wir mal, da hat es ihm aber nicht gefallen. Hier in Bayreuth und im Landkreis habe ich lange nichts gefunden. Zum Glück sind wir auf Katrin aufmerksam geworden", so Heidi Schleicher. In zwei Wochen bringt sie ihren Sohn wieder zu der Musikpädagogin. Und gespielt wird dann natürlich wieder ABBA. Vierhändig.

In einem Stuhlkreis sitzen Sänger. In der Mitte steht die Chorleiterin.
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Alle zwei Wochen probt der Chor des Lebenswerks.

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