Es war ein langer Weg, doch nun ist der Traum endlich wahr geworden: Christa Paternostro zeigt den Umzugshelfern, in welchen Räum die Kisten müssen. Elf Familien finden hier im Wohnprojekt "Lebensraum Petersaurach" ein neues Zuhause. Sie alle waren von Anfang an mit dabei – von der Idee, über den Grundstückskauf im Jahr 2020, bis hin zum Dachdecken drei Jahre später.
"Nicht nur Inklusion wollen, sondern Inklusion leben"
Das Wohnprojekt umfasst zwei Wohnhäuser mit elf Wohneinheiten. Dazu gibt es einen großzügigen Gemeinschaftsraum, etliche Carports und die Ergotherapie-Praxis von Christa Paternostro. "Ich fühle mich rundum wohl", sagt sie lächelnd. "Für mich war das etwas, was selbstverständlich war. Nicht nur Inklusion wollen, sondern Inklusion leben. " Diese Vision teilen hier alle. Deshalb leben im Wohnprojekt Lebensraum Menschen mit und ohne Behinderung zusammen.
Deckenlift für Rollstuhlfahrer Jeremy
Über 20 Jahre lang hat Christa Paternostro mit ihrer Freundin Jutta und deren Pflegesöhnen Enrico und Jeremy in einer gemeinsamen Wohnung gewohnt. Die beiden Jungs haben eine körperliche Behinderung. Ein Deckenlift soll nun den Alltag für den 14-jährigen Jeremy erleichtern. Der Lift führt aus der Erdgeschosswohnung hinaus bis vor die Haustüre: "Da kann man mich dann ins Fahrrad heben", erklärt Jeremy. Auch wenn die letzten Wochen stressig waren, fühlt er sich hier schon zuhause: "Das Wichtigste habe ich ja hier. Meine Familie, mein Internet, mein Handy, meine Playstation und meine Switch. Ich vermisse nichts."
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"Rolli-WG" bietet barrierefreien Wohnraum
In der Wohnung neben der von Christa Paternostro ist einer ihrer Herzenswünsche in Erfüllung gegangen: die sogenannte Rolli-WG. "Die Idee war auch, dass junge Erwachsene mit einer Behinderung auch in so ein Projekt integriert sein können." Die Wohnung ist komplett barrierefrei, das Waschbecken ist höhenverstellbar, überall ist Platz, um sich gut mit dem Rollstuhl zu bewegen. Schon bald wird hier Rollstuhlfahrerin Corinna einziehen. Noch wird für sie nach einer Mitbewohnerin oder einem Mitbewohner gesucht. Wer Interesse hat, kann hier mit dem Verein Kontakt aufnehmen.
Vier Generationen leben hier zusammen
Doch das Projekt will nicht nur Menschen mit und ohne Behinderung zusammenbringen, sondern auch einen gemeinsamen Alltag mit allen Generationen ermöglichen. So ist hier auch Christa Paternostros Tochter Flavia mit ihrem Mann Markus und dem gemeinsamen Sohn Matteo eingezogen. In der Wohnung über der kleinen Familie wohnen außerdem noch die Eltern von Christa Paternostro – die Urgroßeltern des kleinen Matteo. Ganze vier Generationen einer Familie kommen so hier zusammen.
Projekt will sich auch nach außen öffnen
"Es ist ein Wahnsinnsgefühl, dass dieser Traum von uns allen jetzt wahr geworden ist und hier so viel Leben ist", sagt Flavia und blickt hinaus in den lichtdurchfluteten Innenhof. Noch türmt sich hier die Erde, doch auf lange Sicht soll hier eine Art Dorfplatz entstehen. Denn, und das ist den Bewohnerinnen und Bewohnern wichtig, das Wohnprojekt soll sich auch nach außen hin öffnen: Durch Straßenfeste oder ein Sonntagscafé hofft man, in Zukunft viele Petersauracher von der Idee der gelebten Gemeinschaft zu überzeugen.
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