Rund 30 Mitarbeiter des Landshuter Schlachthofs haben bereits am vergangenen Freitag ihre Arbeit für einen Tag niedergelegt. Als Grund für den spontanen Streik nannte die Belegschaft die aktuellen Lohnabrechnungen. Nach Angaben des Schlachthofbetreibers Vion hätten sich aus den Abrechnungen Fragen ergeben, "die sich nicht schnell genug zufriedenstellend beantworten ließen". Erst im Juli hatte der Schlachthofbetreiber Vion mit der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) Tariflöhne vereinbart.
Schlachthof nach wie vor ohne Betriebsrat
Der Streik sei nicht gewerkschaftlich organisiert gewesen, erklärte am Mittwoch NGG-Sprecher Wilfried Maxim im Interview mit dem BR. Gleichwohl bestehe ein enger Kontakt mit den Schlachthofarbeitern, die allesamt aus Rumänien stammen. Zwar gebe es jetzt einen Tarifvertrag, "heikel" sei aber, dass es nach wie vor keinen Betriebsrat gebe. "Die Geschäftsführung kann also eingruppieren, wie sie will, ohne Zustimmung des Betriebsrats. Und genau das scheint jetzt passiert zu sein." Die Arbeitnehmer hätten beim Blick auf die Lohnabrechnung feststellen müssen, "dass Vion sehr kreativ ist, um die gleichen Arbeitsbedingungen wieder zu schaffen, die sie vorher hatten". Die Landshuter Zeitung hatte zuerst über den kurzfristigen Streik berichtet
Gehaltserhöhung gleich wieder abgezogen
Als Beispiel für diese "Kreativität" nennt Maxim einen Arbeitnehmer, der über seinen neuen Vertrag rund 300 Euro mehr verdient, nun aber für seine bisher kostenfrei zur Verfügung gestellte Unterkunft bezahlen soll. Deshalb habe Vion auf der Lohnabrechnung 250 Euro wieder abgezogen. Einen entsprechenden Mietvertrag gebe es aber nicht. Im Tarifvertrag sei zum Thema Mieten nur ein Satz niedergeschrieben worden, erklärt NGG-Sprecher Maxim: "Diese müssen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer in einer separaten Vereinbarung jenseits des Tarifvertrags miteinander ausgemacht werden. Es gibt aber keine Vereinbarung. Vion hat einfach 250 Euro abgezogen."
Gewerkschaft will rechtliche Schritte einleiten
Die Gewerkschaft kündigte an, den fehlenden Lohn nun geltend zu machen und vor dem Arbeitsgericht einklagen zu wollen. Alle weiteren Verträge und Lohnabrechnungen werde man außerdem überprüfen und anschließend rechtliche Schritte einleiten - vorausgesetzt, es kommt nicht doch noch zu einer Einigung in Form einer "vernünftigen" Eingruppierung gemeinsam mit dem Schlachthofbetreiber.
Betreiber sieht keinen Grund zu handeln
Die Firma Vion erklärte hingegen, man gehe davon aus, die Wogen zwischen Arbeitgeber und Schlachthofarbeitern seien wieder geglättet. Nach dem ganztägigen Streik am Freitag sei der Betrieb am Montag wieder regulär angelaufen. Auf eine arbeitsrechtliche Bewertung und mögliche Konsequenzen wolle Vion verzichten, erklärte Unternehmenssprecher Thomas van Zütphen: "Stattdessen haben wir den Mitarbeitern in Gesprächen verdeutlicht, dass ihr Verhalten keine angemessene Form der Konfliktlösung ist."
Schlachthof als Imageproblem für Landshut?
Die am Freitag zur Schlachtung vorgesehenen Schweine konnten nach Angaben von Vion rechtzeitig "bei den Lieferanten abgesagt oder auf andere Schlachtbetriebe umgeleitet werden". Ein landwirtschaftlicher Betrieb habe 88 Tiere aufnehmen können, weitere 450 Tiere wurden im Stall des Schlachthofs versorgt und untergebracht.
Der Vorsitzende des Landshuter Umweltsenats, Thomas Haslinger (CSU), erklärte, zum jetzigen Zeitpunkt gebe es keine Hinweise auf Verstöße gegen das Wohl der Tiere. Gemeinsam mit Oberbürgermeister Alexander Putz (parteilos) werde er aber einen Brief an die Geschäftsleitung des Schlachthofs aufsetzen und das Gespräch suchen. In den vergangenen Wochen und Monaten habe der Betrieb zunehmend ein Imageproblem generiert.
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