Flotte Marschmusik schallt durch eine ehemalige Schulturnhalle in der Hofer Innenstadt. Auf dem Programm steht Gardetanz. "Ferse, Spitze – und die Arme strecken", so die klaren Anweisungen von Lisa Pjetrovic und Anna Sachadä. Die beiden jungen Frauen von der Hofer Karnevalsgesellschaft "Narhalla" trainieren eine ganz besondere Truppe: Die "Urviecher" – eine Truppe von 14 Männern zwischen 19 und 66 Jahren.
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Erst seit wenigen Monaten im Training
Erst seit Herbst trainieren die Männer zusammen, haben sich vorher mit Fußball oder Kickboxen fit gehalten. Zum Tanzen sind sie eher zufällig gekommen – die meisten von ihnen haben Ehefrauen, Töchter oder Schwestern, die seit Jahren als Tanzmariechen und Gardetänzerinnen der Narhalla auftreten. Die Idee, selbst mal auf der Bühne zu stehen, die hatte Rainer Schrepfer – bei den anderen Männern musste er erst etwas Überzeugungsarbeit leisten.
Denn schließlich geht es nicht um den Gaudi-Tanz eines Männerballetts, sondern um den Auftritt einer Männergarde nach dem Regelwerk des BDK (Bund Deutscher Karneval). "Das ist schon wie Leistungssport", erklärt Tänzer Kai Sachadä in einer kurzen Verschnaufpause.
Nach stundenlangem Training "wie tot" - Mit Fußball nicht vergleichbar
Zweimal die Woche treffen sich die "Urviecher" zum Training in der Halle – jeweils drei bis sechs Stunden am Stück. Das hinterlässt Spuren, sagt Rainer Schrepfer: "Anfangs sind wir nach dem Training heim und haben bis zum nächsten Morgen durchgeschlafen – wir waren wie tot. Das kann man gar nicht mit Fußball vergleichen."
Ihre Trainerinnen sehen jede Nachlässigkeit, registrieren sofort, wer das Knie nicht hoch genug zieht, wer nicht im Takt läuft. Immer und immer wieder lassen sie gleiche Bewegungsabläufe wiederholen. Lisa Pjetrovic und Anna Sachadä sind selbst erfahrene Tänzerinnen – trainieren ihren Ehemann beziehungsweise den Vater. Das sorgt für ganz neue Erfahrungen: "Ich bin es nicht gewohnt, dass ich meinem Papa Kontra gebe. Und dann darfst du ihn im Training mal wirklich rund machen", sagt die 20-jährige Anna Sachadä lachend.
Schweißtreibender Tanzsport für Männer
Papa Kai nickt – er kennt seine Schwächen. Also trainiert er weiter, übt auch schon mal daheim. Man spürt den Spaß, denn die Männer am schweißtreibenden Tanzsport haben. "Es ist wirklich was anderes. Sonst gehe ich ins Fitnessstudio, aber hier geht es um die Beweglichkeit, und das tut gut", so Daniel Dürrschmidt.
Ehrgeiz und Spaß – das zahlt sich offenbar aus. Obwohl sie erst seit wenigen Monaten trainieren, haben sie bei mehreren Turnieren schon das Publikum begeistert. "Da kam soviel Applaus und Unterstützung, auch von den Deutschen Meistern, den Besenbindern aus Röttenbach, das war so klasse. Ich hatte richtig Tränen in den Augen auf der Bühne", sagt Stefan Söllner, der zusätzlich zu seinen Aufgaben als amtierender Narhalla-Prinz bei den "Urviechern" mittrainiert.
Sie treten gegen 15-jährige Gardetanz-Cracks an
Mit ihrer Leistung haben sie auch die Wettkampf-Richter überzeugt und sich nun für die süddeutsche Meisterschaft qualifiziert, die am Wochenende in der Hofer Freiheitshalle stattfindet. Da gelten für die Hofer Tanz-Neulinge die gleichen Vorgaben wie für die gemischten Garden mit Erfahrung, erklärt Schrepfers Ehefrau Elvira Pjetrovic, die selbst lange als Jurorin bei Wettkämpfen aktiv ist: "Da treten unsere Männer gegen 15-, 16-Jährige an, die schon seit vielen Jahren trainieren."
Bewertet werden zum Beispiel die Schrittfolge, die Präzision mit ausgestreckten Armen und Beinen, synchrone Bewegungsabläufe und auch Hebeübungen. "Und das Lächeln nicht vergessen", ruft Trainerin Anna Sachadä den Männern zu. Denn auch für die Ausstrahlung gibt es Punkte.
Mit hoch geschwungenen Beinen, waghalsigen Hebeübungen und immer einem breiten Lächeln im Gesicht wollen sie in ihrer braun-goldenen Uniform am Sonntag bei der süddeutschen Meisterschaft punkten.
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