Es ist ein ungewöhnlicher Brief, den das Münchner Hofbräuhaus vor einiger Zeit erhält. Ein Brief, dessen Geschichte vor über einem halben Jahrhundert begann. Im Januar 1972 reiste ein US-Student mit Studienfreunden aus Michigan nach Europa. Wichtiger Stopp in München: das Münchner Hofbräuhaus. Und dort wurde der heute 74-Jährige zum Täter: Er ließ einen bläulichen Steinkrug mit HB-Emblem mitgehen.
Bierkrug-Klau verjährte – das schlechte Gewissen blieb
Die Tat ist natürlich längst verjährt, doch das schlechte Gewissen ließ dem Amerikaner, der in Michigan lebt, offenbar keine Ruhe. Deshalb nun der Brief an das Hofbräuhaus, in dem er sich für den Diebstahl entschuldigt. Die Ippen Mediengruppe [externer Link, möglicherweise Bazahlinhalt] hatte zuerst darüber berichtet.
50-Dollar-Schein soll Kosten decken
"Bitte vergebt mir meinen Fehltritt", schreibt er demnach reuig. Den Steinkrug habe er noch immer. Aber er wüsste, dass er dafür bezahlen müsse, so der US-Amerikaner. Deshalb legte er dem Schreiben auch einen 50-Dollar-Schein bei. "Ich glaube, das sollte die Kosten decken", so der Mann. Unterschrieben ist der Brief mit den Worten: "Ein törichter College-Student".
Die Jugendsünde kann der Amerikaner nun beruhigt ad acta legen: Wolfgang Sperger, Wirt des Hofbräuhauses in München, nimmt die Entschuldigung gerne an: "Die Post war eine sehr schöne Überraschung für uns", sagte er dem Bayerischen Rundfunk.
Ähnliche Geschichte gab es schon mal
Eine ähnliche Geschichte sei tatsächlich schon einmal vorgekommen. Vor fünf Jahren habe eine US-Amerikanerin, die ebenfalls als College-Studentin einen Krug mitgehen ließ, diesen zurückgeschickt. "Aber Geld – das ist eine Premiere", so Sperger.
Im Shop könne man die steinernen Maßkrüge übrigens ganz regulär erwerben – "die meisten kosten dort rund 40 bis 50 Euro", so der Wirt des Hofbräuhauses. Dann müsse man auch keine 50 Jahre lang ein schlechtes Gewissen haben und dürfe seinen Krug behalten, sagt er mit einem Lachen.
Im Hofbräuhaus selber sind die Steinkrüge schon lange nicht mehr regulär im Einsatz. Es scheint fast, als habe der US-Amerikaner im Januar 1972 einen besonderen Riecher gehabt, denn schon im Sommer wurden die steinernen Krüge durch gläserne ersetzt, auf Wunsch der Stadt München. Sie wünschte sich zu den Olympischen Sommerspielen durchsichtige Gläser. "Die seien hygienischer und außerdem sehe man so besser, dass sauber eingeschenkt worden sei", so Sperger.
Stammgäste lagern Maßkrüge im Tresor
Doch Stammgäste müssen seitdem nicht auf ihre ehrwürdigen Steinkrüge verzichten: Das Hofbräuhaus ließ dafür extra einen Maßkrug-Tresor errichten - 616 Krüge sind dort gelagert. Jeder Stammgast sperrt dort seinen steinernen Krug nach Benutzung mit einem Vorhängeschloss ab. Kostenpunkt drei Euro pro Jahr.
Mit Informationen von dpa
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