Vor 15 Jahren, am 14. Juni 2008, nahm die erste vollautomatisierte, fahrerlose U-Bahn in Nürnberg ihren Betrieb auf. Anlässlich dieses Jubiläums zieht die Verkehrs-Aktiengesellschaft (VAG) Nürnberg eine rundum positive Bilanz: Die beiden automatisierten Linien U3 und U2 würden zuverlässig, sicher und mit einer Pünktlichkeitsquote von 98 Prozent fahren, so die VAG. Zudem ginge weltweit der Trend zur Automatisierung des Schienenverkehrs. Dementsprechend groß sei das Interesse an dem Nürnberger Vorzeigeprojekt.
"Nürnberger Konzept" als Vorbild für Paris
Denn die Nürnberger Bahn war auch die erste vollautomatische U-Bahn-Linie in Deutschland. Weltweit einmalig war damals zudem, dass sich zunächst die vollautomatische U3 und die Linie U2 mit Fahrer einen Streckenabschnitt teilten.
Die neue U3 wurde zudem "unter dem rollenden Rad", also bei laufendem Betrieb der bereits bestehenden U2 gebaut - ohne, dass an einem einzigen Tag der Betrieb stillgelegt worden wäre. Nach diesem "Nürnberger Konzept" wurde auch eine Metrolinie in Paris bei laufendem Betrieb umgestellt. Mittlerweile gibt es weltweit rund hundert vollautomatische U-Bahn-Systeme. Im Vor-Corona-Jahr 2019 nutzten mehr als 100 Millionen Fahrgäste die Nürnberger U-Bahn. Langfristig könnte auch die Linie U1 automatisiert werden.
Energieverbrauch soll gesenkt werden
Derzeit arbeite man daran, den Energieverbrauch der U-Bahnen zu senken, was bei vollautomatischen Zügen leichter sei. In einem Kooperationsprojekt mit dem Fraunhofer Institut und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) versuche man das Anfahren und Bremsen der Züge optimal aufeinander abzustimmen, so dass bremsende Züge elektrische Energie direkt an gleichzeitig anfahrende Züge abgeben können.
Betriebsleiter: Besucher immer noch fasziniert
Andreas May, Betriebsleiter Schiene bei der VAG und von Anfang an bei dem Projekt dabei resümiert: "Auch wenn wir uns vor gut 25 Jahren mit den ersten Überlegungen zur Automatisierung auf neues Terrain begeben haben und viele an der Realisierbarkeit gezweifelt haben: Wir haben das Automatisierungsprojekt erfolgreich zu Ende gebracht. Wenn heute in der Region kaum noch jemand von unseren beiden automatischen U-Bahn-Linien Notiz nimmt, die Fahrgäste selbstverständlich einsteigen, ist das ein eindeutiger Beleg, wie gut unsere U2 und U3 laufen."
Denn auch nach 15 Jahren würden Besucher immer noch, wie beispielsweise beim Kirchentag in der vergangenen Woche, an der Panoramascheibe stehen und fasziniert in die Tunnel blicken.
Start der fahrerlosen U-Bahn war holprig
Eigentlich sollte die automatisierte U-Bahn bereits als große Attraktion zur Fußball-WM 2006 an den Start gehen. Doch technische Probleme bremsten das Projekt in Nürnberg über Jahre hinweg aus. Der Starttermin musste daher immer wieder verschoben werden. Erst am 14. Juni 2008 war es dann soweit. In diesen beiden Jahren bis 2008 waren bei Siemens, dem Hersteller der Bahn, bis zu 300 Mitarbeiter damit beschäftigt, das vollautomatische System doch noch zum Laufen zu bringen. "Die Erfahrung war teuer, aber die haben wir jetzt", erklärte damals der Projektleiter dem Bayerischen Rundfunk. Man habe mit dieser Bahn Neuland betreten.
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