Eigentlich haben Grundschüler ab dem Schuljahr 2026/27 einen Anspruch auf Ganztagsbetreuung - zumindest die Erstklässler. Der Anspruch soll stufenweise auf die älteren Klassenstufen ausgeweitet werden. Doch Bayern benötigt offenbar mehr Zeit, um dies umzusetzen.
"Die derzeitigen Fristen aus dem Bundesfamilienministerium sind viel zu knapp", sagte Ulrike Scharf, Bayerische Staatsministerin für Familie, Arbeit und Soziales, in Potsdam bei der Jugend- und Familienministerkonferenz.
21.000 weitere Fachkräfte benötigt: Rechtsanspruch für alle Grundschüler
Die Frist soll nach den Vorstellungen Scharfs um mindestens zwei Jahre verlängert werden. Der Abschluss der Maßnahmen müsse bis Ende 2029 möglich sein. Scharf sagte, ihr sei ihr wichtig, "dass der Ganztagsausbau nicht an falschen Verwaltungsbestimmungen" scheitere. Der Bund müsse "konstruktiv mit den Ländern zusammenarbeiten".
Ganztagsbetreuung bedeutet acht Stunden an allen Werktagen. Für den Ausbau stellt der Bund für die Länder bis zu 3,5 Milliarden Euro bereit. Laut der Robert-Bosch-Stiftung ist der Ausbaubedarf bei der Grundschul-Ganztagsbetreuung besonders groß.
In Bayern nutzten derzeit 36 Prozent der Kinder im Grundschulalter ein Ganztagsangebot und 22 Prozent ein Übermittagsangebot, das bis etwa 14.30 Uhr zur Verfügung steht und damit den Anforderungen für eine echte Ganztagsbetreuung vom Zeitumfang her nicht genügt.
Der Fachkräftemangel ist auch im Bereich Kinderbetreuung spürbar. Wenn bis 2030 alle Kinder im Grundschulalter ihren Rechtsanspruch voll nutzen wollten, entsteht ein zusätzlicher Bedarf von fast 21.000 Fachkräften, hieß es.
Deligöz fordert von Staatsregierung mehr Anstrengung
Im April hatte die Staatssekretärin im Bundesfamilienministerium, Ekin Deligöz (Bündnis 90/Die Grünen), Bayern aufgefordert, mehr Kraft in den Ausbau der Ganztagsbetreuung zu legen. In einem Interview im Bayerischen Rundfunk (BR 2) sagte sie, Ganztagsbetreuung dürfe nicht nur den Schwerpunkt auf 'betreut' legen, sondern müsse eine Bildungseinrichtung sein.
Die Unterschiede bei den Bundesländern in den Bemühungen, den ab 2026 geltenden Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung im Grundschulalter umzusetzen, seien groß, sagte Deligöz. In Hamburg liege die Ganztagsbetreuungsquote bereits bei 99 Prozent, während Bayern "eher im unteren Drittel" sei und in manchen Statistiken sogar das Schlusslicht bilde. "Wir brauchen die Ganztagsschulen für unsere Kinder, für ihre Horizonterweiterung, für den Abbau von sozialer Ungleichheit, für ihre Bildungschancen. Aber auch für Vereinbarkeit von Beruf und Familie." Vor allem Mütter, "die qualifiziert sind und arbeiten wollen, müssen auch arbeiten können".
Mit Informationen von epd
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