Mit dem Herbst beginnt die Hochsaison in den Wellness-Hotels. Aber viele Gäste fragen sich, wie lange es noch Saunalandschaften und über 30 Grad warme Außenpools geben wird angesichts der Energiekrise und den damit verbundenen steigenden Preisen. Es gibt sie den ganzen Winter, heißt es in vielen Wellness-Hotels im Bayerischen Wald, die mit Hackschnitzeln heizen.
- Zum Artikel: "Schlechter als Erdgas? So nachhaltig ist Heizen mit Holz"
Bleiben Hotel-Außenpools auch im Winter warm?
Der Außenpool auf der Dachterrasse des Landromantik-Hotels Oswald in Kaikenried im Landkreis Regen hat ganzjährig 32 Grad warmes Wasser, im Außen-Whirlpool sind es sogar 36 Grad. Viele Gäste glauben, dass man solche Freuden bald nicht mehr genießen kann – entweder weil wegen einer Gasmangellage jeder Luxus verboten wird oder weil die Hotels die Energiepreise nicht mehr zahlen können.
Das Hotel Oswald wirbt deshalb inzwischen im Gäste-Mailing damit, dass das Haus "unabhängig vom Gas ist" und alles geöffnet bleibt. Denn das Hotel hängt seit 17 Jahren an der Hackschnitzelanlage eines Landwirts im Dorf:
"Der Grundgedanke damals war, den Kreislauf im Ort zu haben und das Geld dem Nachbarn zu geben, nicht irgendeinem arabischen Ölhändler. Jetzt erweist es sich, dass dieser Schritt richtig war. Wir sind glücklicherweise weg von Gas und Öl." Hotelier Alfons Oswald senior
Man habe genug Energie und könne deshalb die vier Außen- und Innenpools den ganzen Winter geöffnet lassen, versichert der Hotelier, ebenso die acht Saunen.
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Landwirt Martin Niedermeier ist "Energiewirt"
Der Nachbar des Hotels ist der Landwirt Martin Niedermeier, der zusammen mit zwei Verwandten vor 17 Jahren ein großes Biomasseheizwerk gebaut hat. Ohne das Hotel als Kunden hätte er damals, als Öl und Gas noch spottbillig waren, die teure Investition gar nicht gewagt: "Man braucht einen großen Abnehmer, der viel Energie braucht, damit genug Erlös reinkommt", so Heizwerkbetreiber Niedermeier.
Es hängen zwar noch zusätzlich 35 Häuser in Kaikenried an seinem Heizwerk. Die Wärme läuft über Röhren in die einzelnen Gebäude. Seinen Heizkessel befeuert er mit frischen Wald-Hackschnitzeln, also gehäckseltem Abfall-Holz, das beim Fällen von Bäumen in den umliegenden Wäldern zusammenkommt.
Die Transportwege sind hier im Bayerischen Wald kurz. Seine Kühe hat der Landwirt längst verkauft. Das Gras seiner Wiesen und Mais wirft er heute in die Biogasanlage, mit der er zusätzlich Strom fürs allgemeine Netz und Wärme produziert.
Viele Bayerwald-Hotels haben seit Jahren Hackschnitzelheizungen
Von den 29 Premium-Hotels im Bayerischen Wald hat der größte Teil schon seit Jahren zusätzliche Energiequellen, meistens Hackschnitzelheizungen, heißt es vom Tourismusverband Ostbayern. Entweder sind es eigene, oder sie hängen wie das Hotel Oswald an der Fernwärme. Grund sind die Energie-lastigen Wellnessbereiche, die schon früher zum Kostensparen zwangen.
Manche Hotels haben von der Familientradition her sogar einen eigenen Wald, können also eigene Hackschnitzel nutzen. Auch eigene Photovoltaikanlagen sind nicht selten. Doch der Strom daraus deckt nur einen Teil des Verbrauchs.
Die Öfen in Saunakabinen hängen zum Beispiel fast immer am allgemeinen Netz. Viele Hotels haben sich jetzt Notstrom-Aggregatoren angeschafft, zum Beispiel für die Kühlanlagen, so der Tourismusverband Ostbayern. Bei einem zeitweisen Stromausfall sollen wenigstens nicht die Lebensmittel dort verderben.
- Zum Artikel: "Energiekrise - Braucht es jetzt Notstromaggregate?"
Hotels gehen nicht sorgenfrei in den Winter
Auch das Wellness-Hotel Böhmhof in Bodenmais im Kreis Regen hat seit zwölf Jahren eine eigene Hackschnitzelheizung. Der 330 Kilowatt-Kessel brummt den ganzen Tag in einem Extra-Gebäude auf dem Gelände, dahinter liegen große Hackschnitzel-Haufen. Aber die stark gestiegenen Strompreise muss das Hotel trotzdem schlucken, weil es nur eigene Wärme, aber keinen eigenen Strom erzeugt.
Ohne Preiserhöhungen schaffen es viele Hotels nicht durch diesen Winter, noch dazu, wenn sie doch noch mit Öl oder Gas heizen, glaubt Hotelbesitzerin Karin Geiger-Wastl. "Es sind einige dabei, die sich Riesensorgen machen, vor allem nach den zwei Corona-Jahren", so die Hotelbesitzerin und stellvertretende Kreisvorsitzende des Hotel- und Gaststättenverbands im Landkreis Regen.
"Und jetzt kommt das. Man muss mit dem Preis nach oben gehen oder sagen, ich weiß nicht, wie ich weiter mache. Es muss sich ja auch noch rentieren." Karin Geiger-Wastl
Die Branche werde von der Politik alleingelassen. Mit "Schnellschuss"-Aussagen zum Energiesparen verunsichere die Bundesregierung zusätzlich die Gäste. Karin Geiger-Wastl fürchtet, dass manche Häuser sogar den Winter über schließen, wenn die Energiekosten zu hoch werden. Häuser, deren Besitzer keine Betriebsnachfolger haben, hören vielleicht sogar ganz auf, vermutet sie.
Ist ein Außenpool in der Energiekrise dekadent?
Aber ist es nicht seltsam, im Winter im 32 Grad heißen Außenpool zu plantschen, wenn fast überall anders Energie gespart und Heizungen runtergedreht werden müssen? Die Hotelgäste sehen das nicht so: "Es kommt drauf an, wie geheizt wird. Wenn es kein Gas oder Öl ist, sondern Hackschnitzel und das funktioniert so, dann ist es doch super", so ein Hotelgast. Ein anderer sagte dem BR : "Wenn man es geheim macht, würde man sich schon wundern, warum es woanders kalt ist und hier nicht, aber wenn man weiß, woran es liegt, ist es in Ordnung." Wieder ein anderer Gast meinte, man wisse ja, dass es nichts bringt für die allgemeine Energiekrise, wenn hier runtergefahren werde.
Einige Gäste sagen, sie würden dann eben auf Schwimmen und Saunen verzichten. Schließlich habe es auch schon in der Pandemie geschlossene Wellness-Bereiche gegeben. Vielleicht entstehen jetzt mit der Energiekrise aber auch Diskussionen, ob ein Außenpool mitten im Bayerwald-Winter, egal womit er beheizt wird, wirklich noch zeitgemäß ist.