Für Tierpfleger Andreas Hupf ist es das letzte Mal, dass er seine vier Luchse zusammen im Tierpark Lohberg im Landkreis Cham sieht: Einer soll heute die Reise nach Polen antreten, um dort ausgewildert zu werden. Es ist eines der beiden Jungtiere, die das Luchs-Paar des Tierparks im vergangenen Jahr bekommen hatte.
EU-Auswilderungsprojekt: Luchs kommt in Nationalpark
Der Jung-Luchs kommt jetzt im Rahmen eines EU-geförderten Auswilderungsprogramms nach Polen in einen Nationalpark in die Wildnis.
"Ich schaue dem mit einem lachenden und tränenden Auge entgegen. Man baut eine Bindung zu den Tieren auf. Aber im Nationalpark in Polen hat er einen guten Platz, da kann man sie mit gutem Gewissen abgeben." Andreas Hupf, Tierpfleger
Aleksandra Smaga vom Auswilderungsprojekt in Polen freut sich, dass sie einen Bayerwald-Luchs in die Wildnis nach Polen mitnehmen kann: "Über 400 Jahre hatten wir keine Luchse im Freien. Das ist sehr wichtig, dass wieder freie Pinselohren in unseren Wäldern zu sehen sind."
Weg in die Freiheit mit Betäubung
Doch der Weg in die Freiheit dauert: Zunächst muss der junge Luchs betäubt werden, dafür kommt das polnische Auswilderungs-Team in den Tierpark. Die Betäubung wird vorbereitet, ebenso die Transportbox mit Stroh.
Mit einem Blasrohr wird der Jungluchs mit einem Pfeil "angeschossen" und damit betäubt. Nur ein paar Sekunden, schon legt sich der Luchs auf den Boden, wird schläfrig. "Sehr gut getroffen", so das Fazit von Tierpark-Leiterin Claudia Schuh.
Auswilderung: Pfleger riskieren ihr Leben
Doch jetzt steht der schwierigste Teil bevor: Der betäubte Luchs muss aus dem Gehege getragen werden. Tierpfleger Hupf und sein polnischer Kollege müssen rein ins Gehege, zu den anderen Luchsen. Die werden erst einmal mit Fleisch abgelenkt. Dennoch besteht Gefahr für die Tierpfleger beim Betreten des Luchs-Geheges: "Im schlimmsten Fall kann es sein, dass sie angreifen", so Hupf.
Ziel Auswilderungsprojekt: Luchspopulation in Wäldern sichern
Doch die Luchse verhalten sich ruhig, sie sind Tierpfleger Hupf gewöhnt. Alles verläuft nach Plan: Der betäubte Jungluchs wird an allen Vieren getragen und draußen auf einer Box abgelegt, nochmals betäubt, gewogen, durchgecheckt und gechipt.
Und dann geht es für den Luchs nach Polen, Richtung Freiheit. In ein paar Wochen kann der Luchs im Nationalpark jagen und sich vermehren - denn das ist das Ziel des Auswilderungsprojekts.
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