"Es war die Hölle", schrieb Soldat Albrecht Körbel aus Thüringen über den 20. April 1945 in Memmingen. Zusammen mit 400 anderen deutschen Soldaten war er in einem Wehrmachtszug, als amerikanische Bomber um 10.45 Uhr anfingen, das Memminger Bahnhofsgelände zu bombardieren. Etwa 150 Menschen starben an diesem Tag.
Ein Teenager erlebt das Kriegsende
Miterlebt hat das der damals 15-jährige Erich Feiner: "Ich stand mit meiner Mutter vor dem Haus und dann sind wir in den Keller gegangen und dann ist uns Hören und Sehen vergangen. Wir haben uns auf den Boden gelegt. Und dann sind wir wieder raus und dann haben wir über der Stadt eine riesen Rauchwolke gesehen.“
Erleichterung und Angst beim Einzug der US-Soldaten
Ein Jahr zuvor kam bei einem Bombenangriff ein Schulkamerad von Erich Feiner ums Leben. Diesmal traf es keinen Bekannten, dennoch war der Tod nahe, selbst in den letzten Kriegstagen. Deshalb war Feiner erleichtert über den Einzug der Amerikaner in Memmingen nur sechs Tage später, am 26. April 1945.
Als die amerikanischen Panzer nach Memmingen rollten
"Da haben wir schon von Weitem diese Panzerketten auf den Straßen gehört. Das war Erleichterung auf der einen Seite und das war Angst auf der anderen Seite. In der Propaganda gab es ja Aussagen, was die Amerikaner mit den Deutschen alles vorhaben und auf der anderen Seite haben wir gewusst, es gibt keine Bombenangriffe und das war die erleichternde Seite." Mit den Amerikanern habe er ganz gute Erfahrungen gemacht, so Zeitzeuge Erich Feiner heute rückblickend.
Ausstellung zum Alltag im Zweiten Weltkrieg
Die Feiern mit Zeitzeugen zum 75-jährigen Kriegsende in Memmingen mussten leider abgesagt werden. Dafür präsentiert das Memminger Stadtarchiv bis zum 8. Mai Online-Kalenderblätter. Darin geht es um Alltagsgeschichten aus den letzten Kriegstagen, erzählt Christoph Engelhard, der Leiter des Stadtarchivs.
Ein Lehrer kämpft kurz vor Kriegsende um sein Fahrrad
In einem Kalenderblatt ist zum Beispiel die Erinnerung des Memminger Gymnasiallehrers Hans Weis festgehalten, der laut Engelhard Mitte April '45 Bescheid bekam, dass er sein Fahrrad für Wehrmachtszwecke abzugeben habe. Der Lehrer sei daraufhin zum Kreisleiter Wilhelm Schwarz gelaufen und habe dort in einer sehr dramatischen Redeschlacht sein Fahrrad erfolgreich verteidigt.
Kein Freund der Nazis
Der Gymnasiallehrer Hans Weis war bekannt für seine kritische Haltung gegenüber dem NS-Regime. Zu seinen Schülern gehörte auch der heutige Zeitzeuge Erich Feiner: "Das wusste jeder von uns, dass er kein Freund der Nazis war, aber als Lehrer konnten sie in der Schule ja nicht offen auftreten, sonst waren sie ja geliefert."
Erinnerungen aus dem Zweiten Weltkrieg festhalten
Ständige Bespitzelung, Denunzianten und Handlanger der Nazis, auch das gab es in Memmingen. Erich Feiner hat diese Zeit erlebt und überlebt. Vor wenigen Wochen hat er seinen 90. Geburtstag gefeiert. Seine Erfahrungen im Nationalsozialismus will er jetzt zu Papier bringen und so für spätere Generationen festhalten.
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