Bayerns Sozialministerin Ulrike Scharf (CSU) gratulierte zum 175-jährigen Jubiläum von Regens Wagner in Dillingen.
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Bayerns Sozialministerin Ulrike Scharf (CSU) gratulierte zum 175-jährigen Jubiläum von Regens Wagner in Dillingen.

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Von "Strafe Gottes" zum selbstbestimmten Leben mit Behinderung

Von "Strafe Gottes" zum selbstbestimmten Leben mit Behinderung

Fast 10.000 Menschen mit Behinderung lernen, arbeiten oder wohnen in Einrichtungen von Regens Wagner. Zum 175-jährigen Jubiläum gratuliert Sozialministerin Ulrike Scharf persönlich. Für Aufsehen sorgt vor allem der Auftritt einer gehörlosen Rednerin.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Schwaben am .

Es wird gesungen, musiziert und gelacht – die Feierstunde zum 175-jährigen Bestehen der Regens-Wagner-Stiftungen ist neben der offiziellen Reden vor allem eines: bunt. Im Dillinger Stadtsaal lobt Oberbürgermeister Frank Kunz (CSU) das "segensreiche Wirken" von Regens Wagner in Dillingen und darüber hinaus.

Sozialministerin von der Größe Regens Wagners beeindruckt

Bayerns Sozialministerin ist begeistert vom Engagement der vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für Menschen mit Behinderung. Sie habe die Größe, die Regens Wagner heute habe, "kaum glauben können", angesichts von mehr als 7.000 Mitarbeitern sowie rund 10.000 Menschen mit Behinderung, sagte Scharf. Bei Regens Wagner werde jeder Mensch so angenommen wie er sei, ohne Berührungsängste. So entstehe Inklusion, so die Ministerin. Sie hob besonders die verschiedenen Wohnformen bei Regens Wagner hervor, die Menschen mit Behinderung je nach Wunsch viel Betreuung oder ein großes Maß an Selbstständigkeit ermögliche.

Gehörlose Rednerin fordert mehr Teilhabe für Menschen mit Behinderung

Für Aufsehen vor den hunderten Gästen sorgte die Festansprache der Ärztin Inge Richter. Sie ist selbst seit frühester Kindheit gehörlos und dementsprechend anders klingt ihre Sprache. Sie fesselte die Zuhörinnen und Zuhörer aber sofort mit ihrer inhaltlich berührenden und gleichzeitig politischen Rede. So erinnerte Richter daran, dass eine Behinderung über Jahrhunderte hinweg als "Strafe Gottes" angesehen wurde. Sie selbst habe es noch erlebt, wie eine Familie aus Oberfranken ihre drei gehörlosen Kinder bis zur Einschulung versteckt habe. Der Kampf gegen tiefsitzende Vorurteile gehe jeden etwas an. Inge Richter forderte vor allem mehr Hilfe für Gehörlose. Noch immer würden zu selten Dolmetscher für Gebärdensprache eingesetzt. Es ärgere sie, dass im öffentlich-rechtlichen Fernsehprogramm nicht konsequent untertitelt werde. Auch brauche es bei Behörden öfter Texte in leichter Sprache. Davon profitierten nicht nur Menschen mit Behinderung.

Individuelle Angebote für Menschen mit Behinderung

Stiftungsvorstand und Pfarrer Rainer Remmele sagte dem BR, ein Geheimnis von Regens Wagner sei die Regionalität und dass es Angebote individuell zugeschnitten auf jeden Menschen gebe – damit die Menschen mit Behinderung ihr Leben selbstbestimmt verwirklichen könnten. Remmele erinnerte in der Feierstunde auch an die bewegten Zeiten, die Regens Wagner durchgemacht hat. So seien im Dritten Reich 266 Menschen bei Regens Wagner durch die Nazis ermordet worden. Heute sei Inklusion eine Aufgabe, die die gesamte Gesellschaft betreffe, Menschen mit und ohne Behinderung müssten "verbandelt werden".

Alles fing 1847 mit einer Schule für gehörlose Mädchen an

Regens Wagner betreibt in ganz Bayern 14 Zentren und insgesamt 50 Standorte. Es ist heute ein Verbund von acht kirchlichen Stiftungen. Regens Wagner hat sich zum Ziel gesetzt, Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Behinderung zu fördern. Die Stiftungen bieten Menschen mit Behinderung verschiedenste Formen der Betreuung, Bildung und Arbeit. Entstanden sind die Regens-Wagner-Stiftungen 1847 durch die Dillinger Franziskanerinnen. Zusammen mit dem Priester Johann Evangelist Wagner gründeten die Ordensschwestern in Dillingen zunächst eine Schule für gehörlose Mädchen.

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