Rosenheimer Stammbeckenmoore
Bildrechte: BR
Bildbeitrag

Jüngstes der 35 deutschen Ramsar-Gebiete: Die Rosenheimer Stammbeckenmoore

Bildbeitrag
>

Vor 50 Jahren: Ramsar-Konvention zum Schutz von Feuchtgebieten

Vor 50 Jahren: Ramsar-Konvention zum Schutz von Feuchtgebieten

In der iranischen Stadt Ramsar wurde vor 50 Jahren ein internationales Abkommen zum Schutz von Feuchtgebieten unterzeichnet. Heute gehören der Konvention 171 Staaten an, darunter Deutschland mit 35 Gebieten - wie den "Rosenheimer Stammbeckenmooren".

Über dieses Thema berichtet: Mittags in ... am .

Eine rund 1.000 Hektar große Fläche zwischen Rosenheim und dem Alpenrand, die sogenannten Rosenheimer Stammbeckenmoore, ist das jüngste "Feuchtgebiet von internationaler Bedeutung" in Deutschland nach dem Ramsar-Abkommen. Neun solcher Gebiete gibt es damit inzwischen in Bayern, 35 in ganz Deutschland. Unter den anderen bayerischen Ramsar-Schutzgebieten finden sich der Starnberger See, Ammer- und Chiemsee, der Untere Inn zwischen Haiming und Neuhaus, das Donaumoos oder der Ismaninger Speichersee im Osten von München.

Einzigartige Lebensräume

Weltweit sind inzwischen mehr als 2.400 Feuchtgebiete in der Ramsar-Liste aufgenommen - mit einer Gesamtfläche von mehr als 2,5 Millionen Quadratkilometern. Aufnahmekriterien sind entweder die Einzigartigkeit oder die internationale Bedeutung für die dort lebenden Arten, insbesondere der Watt- und Wasservögel. So ist das Gebiet zwischen Rosenheim und Alpen Teil eines der größten Moorkomplexe Süddeutschlands. Dort, wo sich bis vor circa 10.000 Jahren ein eiszeitlicher See erstreckte, beherbergen heute Moorflächen gefährdete Pflanzenarten wie die des Sonnentaus sowie vom Aussterben bedrohte Vogel-, Libellen- Schmetterlings- und Heuschreckenarten.

Zerstörung und Renaturierung

Im 19. Jahrhundert begann der Mensch, die Rosenheimer Moore zu entwässern und Torf abzubauen, der als Brennstoff gebraucht wurde für Eisenbahnen, Brauereien und Salinen, später fand er als Blumenerde Verwendung. Die moorspezifischen Arten und Lebensgemeinschaften wurden daraufhin von trockenen Heiden und Moorwäldern verdrängt. Noch bis 2005 wurde großflächig Torf für die Produktion von Blumenerde abgebaut. Heute wird Torf nur noch auf kleinen Flächen für Heilzwecke entnommen. Zudem gibt es Projekte, um die Hochmoorflächen zu renaturieren.

Was bringt die Ausweisung als Ramsar-Gebiet?

Ob Rosenheimer Stammbeckenmoore, Ismaninger Speichersee, französische Camargue, rumänisches Donaudelta oder Okawangodelta in Botswana -- für sie alle gilt, dass die jeweiligen Staatsregierungen sich im Ramsar-Abkommen verpflichtet haben, diese Lebensräume zu erhalten, zu fördern und zu sichern - durch Biotopmanagement und nachhaltige Nutzung. Darüber hinaus müssen die Vertragsstaaten dafür sorgen, dass innerhalb ihrer Hoheitsgebiete auch alle übrigen Feuchtgebiete soweit wie möglich nachhaltig genutzt werden.

Bildrechte: Ramsar Convention Secretariat
Bildbeitrag

Internationale Konferenz zum Schutz von Feuchtgebieten, Ramsar 1971.

Wenig bekanntes Abkommen

Erwähnt man den Namen Ramsar, erlebt man bis heute, dass viele ihn nicht kennen. Manche vermuten eine Abkürzung dahinter. Dass das Abkommen, das in der Stadt Ramsar am Kaspischen Meer geschlossen wurde, die älteste internationale Konvention ist, die sich mit dem Erhalt und der nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen beschäftigt, wissen die wenigsten. Das liegt auch daran, dass die Auszeichnung einem Gebiet zunächst einmal keinen unmittelbaren Schutzstatus verleiht. Es verpflichtet allerdings den Staat, auf dessen Territorium es liegt, es zu erhalten und zu fördern - durch die Bewahrung des ökologischen Zustands.

Konkret geschieht dies dann aber auf der Grundlage des nationalen Umweltrechts und der europäischen Richtlinien. Das heißt: Den eigentlichen, einforderbaren Schutz liefert dann die Auszeichnung als Naturschutzgebiet, EU-Vogelschutzgebiet, Europareservat, FFH-Gebiet, Natura 2000 oder ähnliches.

Gewachsene Bedeutung der Feuchtgebiete

Galt das Abkommen von Ramsar 1971 zunächst vorrangig dem Schutz der Wasservögel, deren Bestände Ende der 1960er Jahre dramatisch eingebrochen waren, hat sich seither viel verändert. Wurden Wasser- und Sumpfflächen damals noch als für den Menschen eher "wertlos" eingestuft, weiß man heute längst um ihre gewaltige Bedeutung für den Erhalt der Artenvielfalt - nicht nur der Wasservögel - und ihre Rolle als CO2-Speicher.

So bedecken beispielweise Moore heute nur noch drei Prozent der gesamten Erdoberfläche, speichern jedoch doppelt so viel Kohlendioxid wie alle Wälder unseres Planeten zusammen. 50 Jahre nach seinem Inkrafttreten ist das Ramsar-Abkommen damit bedeutsamer und wichtiger als je zuvor.

"Darüber spricht Bayern": Der neue BR24-Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!