In der Antarktis steht ein Vulkan, der heißt Mount Terror. Und ist es nicht das, was die Lava spuckenden Monster seit Menschengedenken verbreiten: Angst und Schrecken? Aber: Ohne sie gäbe es uns gar nicht, wäre wohl überhaupt kein Leben auf der Erde möglich. Das sagt Professor Martin Meschede, Präsident der Deutschen Geologischen Gesellschaft, und einer der Experten, die die wissenschaftlichen Grundlagen für die Ausstellung in Rosenheim geliefert haben.
Die Poren des Erdkörpers
Vulkane regeln den Wärmehaushalt der Erde, sagt der Forscher, sie transportieren die enorme Hitze aus dem Erdinnern nach außen. "Würden sie das nicht tun, wäre ein Aufheizen der Erdkruste die Folge, so dass wir hier bei uns Temperaturen bis zu 500 Grad Celsius hätten, und dann wäre kein Leben mehr möglich."
Natürlich sorgen Vulkane mit ihren Aschetürmen bis in die Stratosphäre in der Geschichte immer wieder für Kälteperioden mit furchtbaren Folgen wie Hungersnöten. Das seien aber, so Meschede, erdgeschichtlich gesehen zeitlich begrenzte Ereignisse mit nur wenigen Grad Schwankung der klimatischen Verhältnisse.
Solche Erkenntnisse kann gewinnen, wer mit offenen Sinnen die Reise durch den Lokschuppen antritt, eine Reise im Zeitraffer durch eine Erde, die unglaublich lebendig und beweglich ist, mal kocht, mal erstarrt, immer im Fluss ist. Der Besucher lernt die großen Vulkane rund um den Globus kennen, kann ihren Aufbau studieren, erfährt, was sie an Gasen und Gestein in den Himmel spucken.
- Zum Podcast: "Vulkane in Deutschland - schlafende Riesen"
Blick über den Kraterrand
Der zentrale Hingucker ist ein Film, der aus Hollywood stammen könnte und auf einer riesigen 150-Grad-Leinwand für Gänsehaut sorgt. Aber der Lokschuppen selbst hat die Animation in Auftrag gegeben, samt dramatischer Filmmusik. So steht man an einem Kraterrand und sieht die Feuersäule auf sich zurasen, die Bimssteine fliegen dem Zuschauer um die Ohren und es rumpelt und dröhnt ganz schauerlich. Dann saust man wie ein Feuervogel über gewaltige rot leuchtende Lavaströme, die zum Meer eilen, um es zum Kochen zu bringen.
So nah, das sagen die zur Eröffnung versammelten Vulkanologen, kommt man einem Vulkan nie, jedenfalls nicht, wenn er gerade seiner Bestimmung nachgeht.
Im Schnelldurchgang zum Vulkanologen
Zur Abkühlung gibt es nach dem Ausbruch ein Quiz, in dem Gruppen gegeneinander antreten können. Welches Gestein ist nicht vulkanischen Ursprungs? Was ist ein Supervulkan? Die Römer nennen den Gott der Feuerberge Vulcanus, welchen Namen gaben ihm die alten Griechen? Es werden viele Schulklassen erwartet – und hier können die Lehrer überprüfen, ob die Kinder eher fakten- oder erlebnisorientiert unterwegs sind. Tatsache ist: Wer all das Wissen aufsaugen will, das hier in Schaukästen, auf Texttafeln, in aufwändigen Installationen dargeboten wird, der muss viel Speicherplatz im Gehirn haben.
Große Investitionen, große Hoffnungen
Der Veranstalter erwartet bis Dezember rund 175.000 Besucher. 2,5 Millionen Euro hat der Rosenheimer Lokschuppen investiert – und hofft, mit der neuen Schau an die großen Erfolge der letzten Jahre mit den Ausstellungen zur Eiszeit und zu den Sauriern anknüpfen zu können.
Kurz vor dem Ausgang der nun eröffneten Ausstellung geht es unter drei gewaltigen Pendeln hindurch, die gemächlich, aber auch bedrohlich unaufhaltsam über den Köpfen der Besucher hin und her schwingen. Symbole der Wahrscheinlichkeit, dass Vulkane jederzeit zuschlagen können. Die Feuerberge bestimmen über Wohl und Wehe von Flora und Fauna, und dazu gehört nun einmal auch der Mensch.
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