Professor Christian Zich ist voll in seinem Element: Er drückt Knöpfe, wippt im Takt, legt Musik auf. In seiner Freizeit ist er DJ aus Leidenschaft und weiß, wie man einen Abend musikalisch gestaltet und die Menschen mitreißt.
Heute aber legt der fast 60-Jährige nicht in einem Club, sondern an der technischen Hochschule Deggendorf auf. Sein Publikum sind Studierende im Wahlfach "DJ-ing". Sie wollen lernen, wie man Musik auflegt. Professor Zich zeigt es ihnen, indem er ein Musik-Set vorspielt, mit dem er Clubgänger schon zum Tanzen gebracht hat. Einer seiner Lieblings-Tracks: eine neu aufgelegte Version von ABBA. "Da kann ich mich ganz gut erinnern – da kam dann irgendwann von der Chefin ein Schrei hinter der Theke: 'Woooh!' Da habe ich mir gedacht: Okay, deinen Geschmack hab ich wenigstens getroffen", erzählt Zich.
20-Jährige lernen von fast 60-Jährigem
Auch den Musikgeschmack der zehn Studierenden, alle um die 20 Jahre alt, trifft der Professor. Sie wippen im Takt mit, haben Spaß an dem DJ-Kurs. Sich von einem fast 60-jährigen Professor zeigen zu lassen, wie man Musik auflegt, finden die Kursteilnehmer alles andere als komisch. "Er ist eine coole Socke, unser DJ-Professor", meint Student Max Bruckmann. "Ich war vollkommen überrascht, er legt Musik auf, die unserer ähnlich ist", sagt sein Kommilitone Leon Müller.
Wahlfach "DJ-ing" als Vertiefung für Medientechnik
Die meisten von ihnen studieren Medientechnik an der TH Deggendorf. Im Wahlfach "DJ-ing" können sie Audioschnitt und Musikübergänge nochmals für ihr Hauptfach vertiefen. "Mir ist es viel um die Sache Audio und Ton gegangen, deswegen finde ich es sehr gut, dass DJ-ing angeboten wird", so der Studierende Max Bruckmann.
In dem Kurs lernen die Studenten unter anderem saubere Übergänge zu produzieren und einen ganzen Abend strukturiert mit Tracks zu arbeiten. Mitbringen sollten angehende DJs Kreativität und technisches Know-How.
"Dieses Wahlfach ist für jeden gedacht, der weder singen noch ein Instrument spielen kann, trotzdem kreativ und strukturiert mit Musik umgehen möchte. Diese Plattform biete ich jedem mit dem DJ-Kurs." Christian Zich, Professor an der THD
Professor legt jedes zweite Wochenende auf
Zich selbst spricht aus Erfahrung, aus der Praxis. Jedes zweite Wochenende legt er in Straubing in einer Bar auf. Hier im Wahlfach kann er Theorie und Praxis verbinden, das ist ihm wichtig: "Wenn du es selber nicht machst, bist du nicht glaubwürdig. Wenn man nicht selbst eine Tanzfläche leer und wieder voll gespielt hat und bis fünf Uhr morgens hinter den CD-Playern gestanden hat, ist man nicht glaubwürdig. Entweder ganz oder gar nicht."
Wahlfach "DJ-ing" begeistert junge Studierende
Das neue Wahlfach kommt bei den Studierenden gut an: "Weil es was anderes ist. Deswegen wollte ich das unbedingt wählen – weil ich auch so gerne Musik höre, und so kannst du es selber bestimmen beim Mixen. Ich schaue, wo die Reise hinführt, wie gut ich bin, ob es mir liegt", so die 20-jährige Kursteilnehmerin Amelie Fischer.
Musik auflegen: Mehr als nur Regler bedienen
Ob die Studenten nach dem Wahlfach "DJ-ing" irgendwann auch professionell in Clubs auflegen, das müsse man abwarten. Aber der Grundstein dafür ist mit Zichs Tipps im Wahlfach gelegt. Ihm ist wichtig, dass DJ-ing mehr ist, als nur Regler zu bedienen.
"Man muss wirklich eintauchen in die Musik, man muss sie verstehen, man muss denjenigen verstehen, der die Musik komponiert hat. Und dann wirklich etwas draus machen, was die Leute auf der Tanzfläche begeistert. Da bin ich der Meinung, das ist eine ganz große Kunst."
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