Flugpassagiere sind am Dienstag erneut bundesweit auf eine Geduldsprobe gestellt worden: Die Gewerkschaft Verdi hat an mehreren Flughäfen das Lufthansa-Bodenpersonal zu Warnstreiks aufgerufen. Von rund 790 geplanten Flügen seien in München etwa 450 annulliert worden, sagte eine Sprecherin der Flughafengesellschaft. Lufthansa hatte im Vorfeld einen Sonderflugplan aufgestellt. Ziel war es, zehn bis 20 Prozent der Flüge anbieten zu können.
Anlass des Warnstreiks sind die konzernweiten Tarifverhandlungen für die laut Verdi rund 25.000 Beschäftigten am Boden – unter anderem bei der Deutschen Lufthansa, Lufthansa Technik oder Lufthansa Cargo. Das Unternehmen spricht von rund 20.000 Beschäftigen. Verdi verlangt 2,5 Prozent mehr Geld sowie eine Inflationsausgleichsprämie von 3.000 Euro bei einer Laufzeit von einem Jahr.
Verdi verärgert über jüngstes Lufthansa-Angebot
Mit Trillerpfeifen, Fahnen und lauten Parolen-Rufen sind Streikende am Mittag durch die beiden Terminals des Münchner Flughafens gezogen. Verdi-Verhandlungsführer Marvin Reschinsky sprach von einer "enormen" Streikbeteiligung. Mehr als 90 Prozent würden mitmachen.
Das sei aber auch nicht verwunderlich in Anbetracht dessen, dass das jüngste Angebot der Lufthansa eigentlich eine Verschlechterung gegenüber dem vorherigen bedeute, sagte Reschinsky. So solle es erste Erhöhungen erst im Dezember geben, was viel zu spät sei.
Zeitgleich ein zweiter Warnstreik
Parallel zu den Arbeitsniederlegungen beim Lufthansa-Bodenpersonal lief auch ein Streik bei der Gesellschaft, die Flugzeuge von den Flugsteigen zum Rollfeld schleppt. Die Beschäftigten fordern einen Tarifvertrag. Hier lag die Streikbeteiligung laut Verdi bei 60 Prozent. Auch andere Airlines hätten deshalb Annullierungen vornehmen müssen. Hinzu kommt, dass unabhängig von Streiks auch anderen Tagen immer wieder Flüge abgesagt werden, etwa aus technischen Gründen.
Flugbetrieb soll ab Mittwochfrüh "weitgehend stabil" laufen
Betroffene Passagiere waren bereits im Vorfeld aufgefordert worden, am Dienstag gar nicht erst zum Flughafen zu kommen. Im Erdinger Moos gestrandet sind aber die Urlauber, die hier nur umsteigen wollten. Der Streik soll noch bis circa 7 Uhr am Mittwochmorgen dauern. Der Sonderflugplan soll sicherstellen, dass der Flugbetrieb ab Mittwochfrüh "weitgehend stabil läuft", wie eine Sprecherin auf BR-Anfrage sagte. Im Laufe des Tages wollen die Tarifparteien ihre Verhandlungen fortsetzen.
Annullierungen auch in Nürnberg
Der Warnstreik des Bodenpersonals wirkte sich am Dienstag auch am Nürnberger Airport aus: Wie aus dem Flugplan des Albrecht-Dürer-Flughafens hervorgeht, sind alle Flüge von und nach Frankfurt annulliert. Aufgrund des Streiks seien auch Umbuchungsschalter nicht besetzt, heißt es in einer Lufthansa-Mitteilung auf der Website des Airports.
Mit Material von dpa
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