Das Logo von Boeing erscheint auf einem Bildschirm über einem Handelsposten auf dem Parkett der New Yorker Börse
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Bringt auch die Lufthansa in Bedrängnis: Der US-amerikanische Flugzeugbauer Boeing hat Qualitätsprobleme mit der 737 MAX.

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Lufthansa und der Pannenflieger Boeing 737 MAX

Lufthansa und der Pannenflieger Boeing 737 MAX

Die Boeing 737 MAX steht zurzeit in der Kritik: Nach dem Abriss eines Fensters im Flug entdecken Airlines weitere Mängel. Auch für Lufthansa wird das zum Problem: Das Unternehmen hatte vor wenigen Wochen mehrere dieser Maschinen bestellt.

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Seit Jahren sorgt das Boeing-Mittelstreckenflugzeug 737 MAX für immer neue Hiobsbotschaften. Erst am Wochenende musste eine Maschine in den USA notlanden, nachdem während des Fluges ein Teil aus dem Rumpf gebrochen war.

Bei einer Überprüfung weiterer Maschinen des gleichen Typs wurden massive Qualitätsmängel wie lockere Schrauben entdeckt. Auch für die Lufthansa ist das ein Problem. Denn sie hat erst vor wenigen Wochen einen Großauftrag bei Boeing unterzeichnet.

Lufthansa überraschte mit Boeing-Bestellung

Wer bei Lufthansa eine Kurz- oder Mittelstreckenreise bucht, der fliegt in der Regel mit einer Maschine aus dem Airbus-Konzern. Sie gehören zumeist zur Modellfamilie A320, dem Bestseller des europäischen Flugzeugbauers. Einst hatten die Frankfurter auch Maschinen vom Typ Boeing 737 in der Flotte, doch diese wurden schon vor Jahren aufs Altenteil geschickt. Deswegen überraschte es, als der Konzern kurz vor Weihnachten eine Milliardenorder bei Boeing bekannt gab. 40 Maschinen vom Typ 737 MAX wurden fest bestellt, dazu kommen Optionen für 60 weitere Flieger.

Aus Sicht der Airline-Gruppe galt die Bestellung bei Boeing als wirtschaftlich nachvollziehbar: Lufthansa dürfte die Maschinen zu sehr guten Konditionen mit hohen Rabatten bekommen und macht sich damit weniger abhängig von Airbus. Außerdem gelten die Fabriken von Boeing als nicht ganz so stark ausgelastet, was die Lieferung beschleunigen könnte.

Preis vor Sicherheit?

Nun aber hat die Lufthansa ein Image-Problem. Denn schon wenige Tage nach dem Boeing-Deal wurden gleich nach Weihnachten neue Qualitätsmängel bei der 737 MAX bekannt: Es handelte sich um fehlende Schrauben-Muttern für die Rudersteuerung. Dazu kommen nun das herausgebrochene Rumpfstück bei Alaska Airlines und Berichte über lockere Schrauben bei weiteren Jets.

Hat die Lufthansa also unsichere Flugzeuge geordert, um Geld zu sparen? Diese Frage wird inzwischen in Luftfahrt-Blogs heiß diskutiert. Hinter den Kulissen ist zu hören, dass man in Frankfurt alles andere als erfreut über die anhaltenden Pannen bei Boeing ist. Über ein Storno der Bestellung denke man aber nicht nach. Offenbar vertraut man auf Besserung beim Hersteller bis zur geplanten Auslieferung der Maschinen im Jahr 2027. Boeing hat inzwischen - wie schon mehrmals in der Vergangenheit - angekündigt, dass man die Qualitätssicherung auf Vordermann bringen will.

Woher kommen die Probleme bei Boeing?

In den vergangenen Jahren hat Boeing immer wieder mit Qualitätsproblemen für Negativschlagzeilen gesorgt. Fachleute sehen dafür mehrere Gründe. Gerade in den USA gibt es immer wieder Vorwürfe, darunter auch von früheren Managern des Konzerns, dass die Boeing-Unternehmensführung Sparmaßnahmen auch zulasten der Qualität und damit am Ende der Sicherheit umsetze. Dazu kommt, dass die Aufsichtsbehörde FAA als personell schwach besetzt und überfordert gilt.

Und nicht zuletzt fehlt es offenbar an Fachkräften. In den Jahren der Corona-Pandemie bauten sowohl Boeing als auch seine US-Zulieferer massiv Stellen ab. Nun tut man sich schwer, Ersatz für erfahrene Mitarbeiter anzulernen. Anders ist die Lage bei Airbus. Dort konnte man nicht zuletzt wegen der deutschen Regelung zu Kurzarbeit einen Großteil der Belegschaft auch über schwere Jahre hinweg halten.

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