Einige Eltern im Allgäu mussten umdisponieren: In Städten wie Kempten und Marktoberdorf sind Beschäftigte des öffentlichen Dienstes dem Streikaufruf von Verdi gefolgt, manche Kindertagesstätten bleiben deshalb am Dienstag bis auf Notdienste geschlossen. Auch im oberbayerischen Landkreis Weilheim-Schongau sind Kindertagesstätten betroffen, im schwäbischen Augsburg streiken Ver- und Entsorgung.
Verschobene Operationen im Allgäu
Im Allgäu geht der Streikaufruf der Gewerkschaft Verdi laut Bezirksgeschäftsführer Manuel Büttner an alle Bereiche des öffentlichen Dienstes. Darunter sind neben Kindertagesstätten auch alle Kliniken, erklärte Uschi Zwick von Verdi Allgäu. Besonders hoch sei die Streikbereitschaft am Klinikum Memmingen, wo nur drei Operationssäle geöffnet seien, primär für das Notfallgeschehen. Planbare Eingriffe hingegen seien verschoben oder abgesagt worden. Auch vom Klinikverbund Allgäu seien streikende Beschäftigte bei der Kundgebung in Kempten mit mehr als 500 Teilnehmenden gewesen, es gebe aber dort wie auch an den Kliniken Ostallgäu-Kaufbeuren "keine gravierenden Einschränkungen".
Im oberbayerischen Schongau beteiligen sich Beschäftigte eines medizinischen Versorgungszentrums am Streik. "Wo Leib und Leben gefährdet sind, kümmern wir uns", versicherte Bezirksgeschäftsführer Büttner bereits im Vorfeld des Streiks, "wo aber die Arbeit nicht zwingend notwendig ist, haben Kolleginnen und Kollegen die Möglichkeit, den Laden auf gut Deutsch zuzumachen". Der Abfallwirtschaftsbetrieb ist im Allgäu nicht betroffen, da er dort überwiegend privat organisiert ist.
Volle Tonnen in Augsburg
Anders in Augsburg: Dort wurden Tonnen an diesem Tag vergeblich an die Straße gestellt. Ausschließlich die gelbe Tonne wird laut Stadt geleert, auch Straßen und Radwege werden nicht gereinigt. Zu einer Kundgebung kamen in der Fuggerstadt laut Veranstalter 250 Teilnehmer, insgesamt würden sich 450 Beschäftigte der Ver- und Entsorgung am Streik beteiligen.
Gleich drei Tage lang soll außerdem die Augsburger Stadtentwässerung streiken, die das Kanalnetz und das Klärwerk betreibt. Denn Fachkräfte in diesem Bereich seien rar, erklärt der Augsburger Gewerkschaftssekretär Florian Böhme, und viele von ihnen wanderten in die Privat- und Versorgungswirtschaft ab, wo sie in der Regel "deutlich bessere tarifliche Bedingungen" vorfänden. Am Donnerstag würden auch Teile der Stadtverwaltung, der Grünordnung und des Landratsamts Augsburg bestreikt, es werde daher zu Einschränkungen beim Bürgerkontakt im gesamten Bereich der Stadtverwaltung kommen.
Keine Einigung im Tarifstreit
In der Tarifrunde fordern die Gewerkschaft Verdi und der Beamtenbund von Bund und Kommunen im laufenden Jahr für rund 2,5 Millionen Tarifbeschäftigte unter anderem acht Prozent mehr Gehalt, mindestens aber 350 Euro monatlich für Entgelterhöhungen und höhere Zuschläge für besonders belastende Tätigkeiten. Nachdem die zweite Verhandlungsrunde am 17. und 18. Februar ergebnislos zu Ende gegangen war, hatte Verdi bereits weitere Warnstreiks angekündigt. Vorsitzender Frank Werneke warf den Arbeitgebern vor, zu mauern.
Etwas optimistischer gab sich die Vereinigung kommunaler Arbeitgeberverbände: Die Runde habe "wichtige Grundlagen für die weiteren Verhandlungen geschaffen", erklärte deren Präsidentin und Verhandlungsführerin Karin Welge im Anschluss, verwies aber auch auf Grenzen und die angespannte Haushaltslage der Kommunen.
Für das Allgäu und die oberbayerischen Landkreise Weilheim-Schongau und Garmisch-Partenkirchen zeigte sich Verdi zufrieden mit der Streikbereitschaft: "Wir waren viele. Klar ist aber auch: Wir müssen mehr werden", erklärte Uschi Zwick. Der Druck dürfe bis zur dritten Verhandlungsrunde nicht nachlassen. Die ist für den 14. bis 16. März angesetzt.
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