Eine Gruppe von Mädchen übt am Beckenrand eines Schwimmbeckens Schwimmen.
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Die Hälfte der Grundschüler in Bayern seien keine sicheren Schwimmer, sagte DLRG-Präsident Manuel Friedrich im BR-Gespräch.

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Wartelisten für Schwimmkurse? DLRG nimmt Eltern in die Pflicht

Die Hälfte der Grundschüler in Bayern sind keine sicheren Schwimmer. Das kritisiert die DLRG Bayern und zeigt sich besorgt über die Schwimmfähigkeiten von Kindern. Es brauche deshalb mehr Schwimmkurse. Doch das ist nicht das einzige Problem.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten Franken am .

Ein bisschen hölzern wirken die Armbewegungen der Kinder noch, die mit dem Rücken am Beckenrand im Wasser stehen, das ihnen bis zum Oberkörper reicht. Mittendrin steht Andrea Saeman: "Der Daumen geht jetzt nach unten", sagt die Schwimmlehrerin und macht die Übungen vor.

Ein sonniger Samstag im Kreuzsteinbad in Bayreuth. Die Kinder, die hier heute Versuche im Brustschwimmen machen, haben es geschafft: Sie haben einen Platz für einen Schwimmkurs ergattert. Keine Selbstverständlichkeit, wie Manuel Friedrich, Präsident der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) in Bayern, im BR24-Gespräch erklärt.

Jahrelange Wartezeit für Schwimmkurse: "Eigentlich unrealistisch"

Laut einer Abfrage vom Mai betrage die durchschnittliche Wartezeit für einen Kinderschwimmkursplatz bei der DLRG ein Dreivierteljahr. "In manchen Gegenden kriegt man sehr schnell einen Platz, in anderen muss man bis zu drei Jahre warten. Das ist eine Wartezeit, die eigentlich unrealistisch ist", erklärt Friedrich. "Wir müssen alles tun, dass mehr Schwimmkurse stattfinden können." Denn: Die Hälfte der Grundschüler in Bayern seien keine sicheren Schwimmer.

Als Grund für die langen Wartezeiten nennt Friedrich auch die zum Teil schlechten Bedingungen für Kinderschwimmkurse. "In manchen Schwimmbädern haben wir keinen Zugang, weil es private Bäder sind, weil sehr viel Eintritt verlangt wird oder weil Schwimmzeiten nur an Randzeiten nach 19 Uhr gewährt werden." Friedrich fordert deshalb bezahlbare Wasserflächen zu ehrenamtsfreundlichen und kinderfreundlichen Zeiten. "Dann könnten wir mehr tun."

DLRG appelliert an Eltern und Großeltern

Schlechte Bedingungen bei Kinderschwimmkursen – für den bayerischen DLRG-Präsidenten ist das aber nicht der einzige Grund für mangelnde Schwimmfähigkeiten bei Kindern. "Wir sehen auch, dass sehr viel weniger Eltern und Großeltern bereit sind, ihren Kindern das Schwimmen beizubringen." Friedrich appelliert daher an Eltern, den Kindern Wassergewöhnung zu vermitteln. Denn bei Schwimmkursen werde häufig festgestellt, dass die Kinder sehr wenig Erfahrung mit dem Wasser hätten.

Friedrich verweist außerdem auf Online-Angebote der DLRG [externer Link], bei denen sich Eltern anschauen könnten, wie man sein Kind mit dem Wasser vertraut macht. An manchen Orten in Bayern experimentiere die DLRG zudem damit, freies Schwimmtraining anzubieten, bei dem nur ein Schwimmausbilder vor Ort sei. Hier könnten Eltern ihren Kindern unter wenig Anleitung das Schwimmen beibringen. "Dann korrigiert der Schwimmlehrer nur", sagt Friedrich.

Gefahren durch das Wasser drohen überall

Auch Schwimmlehrerin Saeman wirbt dafür, dass sich Kinder schon früh an das Wasser gewöhnen. "Wir haben Sorge, dass die Anzahl der Nichtschwimmer immer größer wird und damit natürlich auch die Gefahr steigt, dass Kinder auch ertrinken." Denn Gefahren durch das Wasser würden überall drohen: Regentonnen, Swimmingpools, kleine Flüsse und Bachläufe. "Wenn man da reinfällt und sich nicht über Wasser halten kann, dann endet das sehr häufig tödlich."

Umso wichtiger sind für Kinder die Schwimmkurse, deren Situation sich trotz der mitunter langen Wartezeit dennoch entspanne. Der Corona-Rücklauf sei zwar noch nicht vollständig abgearbeitet, sagt Saeman. Dennoch würden die Schwimmkurse vermehrt wieder von Jüngeren besucht. "Noch vor einem Jahr waren die Teilnehmer sieben, acht Jahre alt – das war nicht ungewöhnlich." Inzwischen betrage das Alter fünf und sechs Jahre.

Überforderte Lehrkräfte: Eltern mit in den Schwimmunterricht?

Inzwischen sind die Kinder im Kreuzsteinbad schon bei der nächsten Übung. Während sie die Schwimmbretter vor sich herschieben, üben sie den Beinschlag. Hier in Bayreuth seien die Bedingungen sehr gut, erklärt Schwimmlehrerin Saeman. "Fast alle Kindergärten können ins örtliche Schwimmbad gehen und Wassergewöhnung betreiben." Das sei eine gute Vorbereitung für den Schwimmkurs und den Schwimmunterricht in der Schule.

Für Letzteres hat DLRG-Präsident Friedrich übrigens noch einen besonderen Wunsch: "Schön wäre es, wenn wir in den Grundschulen die Chance hätten, Eltern mit in den Schwimmunterricht reinzubringen." Denn dort sei eine Lehrkraft mit 30 Kindern oft überfordert.

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