Die medizinische Fachangestellte Nadja Rieß in der Anmeldung der Hausarztpraxis Völkl in Nördlingen.
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Die medizinische Fachangestellte Nadja Rieß in der Anmeldung der Hausarztpraxis Völkl in Nördlingen.

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Warum den Arztpraxen nach der Pandemie Personal fehlt

Warum den Arztpraxen nach der Pandemie Personal fehlt

Von Klinik bis Landarzt: Der Fachkräftemangel in der Gesundheits- und Pflegebranche betrifft sie alle. Ohne medizinische Fachangestellte etwa können Ärzte nicht praktizieren, warnt der Deutsche Ärztetag. Wie eine Praxis in Nördlingen damit umgeht.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Die Hausarztpraxis Völkl in Nördlingen: Mehrere Ärzte arbeiten hier, deshalb klingelt das Telefon sowieso schon häufig. Auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie waren es aber bis zu 250 Anrufe pro Vormittag. An der Anmeldung sitzt Nadja Rieß. Die medizinische Fachangestellte hat zwei kräftezehrende Jahre hinter sich. "Krass waren auch so Diskussionen wegen der Maske, dem Abstand", erinnert sie sich, "da haben wir uns gedacht, das ist eigentlich unnötig anstrengend jetzt." Erst jetzt zeigten sich die Folgen der Pandemie: "Es wird wieder etwas normaler und jetzt merken wir, dass der Stress rauskommt. Jetzt merken wir eigentlich, wie fertig wir sind."

Ärztepräsident beklagt dünne Personaldecke

Das erklärt, warum vielerorts nicht nur Pflegerinnen und Pfleger, sondern auch das Personal in den Praxen knapp wird und immer wieder Beschäftigte ihren Beruf aufgeben. Zum Start des Deutschen Ärztetags in Bremen sagte Ärztepräsident Klaus Reinhardt, die Corona-Pandemie verdeutliche, wie dünn die Personaldecke schon heute sei – in den Pflegeberufen, genauso wie bei Ärztinnen und Ärzten.

  • Zum Artikel: "Allgemeine Dienstpflicht – führt Zwang zu mehr Gemeinwohl?"

Schlechtere Versorgung in der Pandemie durch Hausarzt-Mangel

Der Nördlinger Hausarzt Sebastian Völkl sagt, dass einige Patienten sicher nicht so gut versorgt gewesen seien, wie ohne Pandemie. "Das liegt aber daran, dass wir hier einen Landarztmangel haben und viele Regionen, auch unsere, hat immer weniger Hausärzte für die älter und kränker werdende Gesellschaft", sagt Völkl. Der Arzt läuft alle paar Minuten von einem Behandlungszimmer zum nächsten, zwischendurch unterschreibt er Rezepte, klärt Termine. Es ist viel los in der Praxis, auch wenn es auf den ersten Blick relativ ruhig scheint.

Vielleicht liegt das daran, dass das Team von Ärzten und medizinischen Fachangestellten offenbar gut eingespielt und Stress gewöhnt ist. Er sei jetzt mit Aufarbeiten beschäftigt, so Völkl. Während der Pandemie seien viele Sachen liegen geblieben, die Krankheitsverläufe hätten aber natürlich nicht pausiert.

Forderung: 15 Prozent mehr Medizin-Studienplätze

Der Hausarzt ist auch Vorsitzender des ärztlichen Kreisverbandes Nordschwaben. Er fordert von der Politik dem Fachkräftemangel mit mehr Studienplätzen zu begegnen, "dann hätten wir in zehn, zwölf Jahren die Leute als Ärzte auf dem Land." Genauso sieht es der deutsche Ärztepräsident Klaus Reinhardt. Er fordert konkret, die Zahl der Studienplätze um 15 Prozent zu erhöhen.

Ohne medizinische Fachangestellte keine Sprechstunde

Ein Problem: Den Fachkräftemangel gibt es aber auch bei den medizinischen Fachangestellten. Denn allein mehr Ärzte, das reiche eben nicht, sagt Hausarzt Sebastian Völkl: "Egal wer zum Arzt geht, er kann nur deshalb kommen, weil wir eine Medizinische Fachangestellte unten sitzen haben an der Anmeldung oder am Telefon oder am Computer oder die die Sprechstunde vorbereitet. Das heißt, wenn wir da keinen Nachwuchs bekommen, dann sieht es für jede Praxis schwarz aus." Der Arzt kritisiert, dass die medizinischen Fachangestellten von der Politik zu wenig Wertschätzung bekämen. Sie hätten zum Beispiel keinen Corona-Bonus vom Staat bekommen.

Anerkennung lässt sich am Süßigkeitenschrank ablesen

Völkl wirbt für den Beruf der oder des medizinischen Fachangestellten. Die Arbeit sei abwechslungsreich, die Verantwortung groß – und Teilzeit problemlos möglich. Und auch wenn es während Corona immer wieder schwierige Situationen mit einzelnen Patienten gegeben habe, die meisten seien dann doch oft einfach dankbar: "Sie können in unseren Süßigkeitenschrank schauen, wir werden jede Woche beschenkt! Also die Anerkennung, wenn auch nur die kleine, ist schon da", sagt Völkl. Deshalb müsse man es schaffen, dass junge Leute überhaupt in den Beruf mal hineinschnuppern. Denn die meisten davon würden dann auch bleiben, so seine Erfahrung – vielleicht spätestens nach dem Blick in den Süßigkeitenschrank…

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